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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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man, der Verbündete hätte eine allgemein schädliche Wirkung auf den Charakter seiner Anhänger. Don Juan glaubte, daß der Verbündete absichtlich danach strebte, seine weiberähnlichen Eigenschaften zu übertragen und daß seine Anstrengungen auch tatsächlich Erfolg hatten.
    Aber neben seiner weiberähnlichen Natur hatte dieser Verbündete eine andere Seite, die ebenfalls als Qualität wahrgenommen wurde: er war ein Spender überreichlicher Macht. Don Juan betonte diesen Punkt und meinte, daß der Verbündete als großzügiger Spender von Macht unübertroffen war. Dies bedeutete, daß er seine Anhänger mit körperlicher Kraft und mit jenem Gefühl der Verwegenheit und Tapferkeit ausstattete, das zu außergewöhnlichen Handlungen antrieb. Don Juan hielt diese ungewöhnliche Macht jedoch für überflüssig; er bemerkte, daß zumindest er selbst keinen Bedarf mehr daran hatte. Dennoch stellte er sie als einen großen Anreiz für einen zukünftigen Wissenden dar, falls dieser eine natürliche Neigung haben sollte, Macht zu suchen.
    Nach Don Juans höchstpersönlicher Ansicht hatte andererseits der in Psilocybe mexicana enthaltene Verbündete die angemessensten und wertvollsten Eigenschaften: (1) er war mannähnlich und (2) er war ein Spender von Ekstase.
    Er stellte ihn als die Antithese dem Verbündeten gegenüber, der in Datura-Pflanzen enthalten war.. Er hielt ihn für mannähnlich, männlich. Seine männliche Beschaffenheit schien der frauenähnlichen Beschaffenheit des anderen Verbündeten analog; das heißt, er war keine männliche Macht, aber Don Juan klassifizierte die Wirkungen nach seinem Maßstab für männliches Verhalten. Auch in diesem Fall könnte ihm das männliche Geschlecht des spanischen Worts humito die Analogie zu einer männlichen Macht suggeriert haben.
    Die arthropomorphen Qualitäten dieses Verbündeten, welche Don Juan als typisch männlich betrachtete, waren die folgenden: (1) er war leidenschaftslqs; (2) er war sanft; (3) er war berechenbar, und (4) er hatte wohltuende Wirkungen. Don Juans Vorstellung von der leiclerlschafslqsen Natur des Verbündeten drückte sich in dem Glauben aus, daß er gerecht war, daß er niemals wirklich übertriebene Handlungen von seinen Anhängern forderte. Er machte Menschen niemals zu Sklaven, denn er verlieh ihnen keine leicht erreichbare Macht; im Gegenteil, Humito war hart, aber gerecht zu seinen Anhängern.
    Die Tatsache, daß der Verbündete kein offen leidenschaftliches Verhalten auslöste, ließ ihn sanft erscheinen. Es wurde angenommen, daß er das Gefühl der Körperlqsigkeit hervorrufe, und Don Juan stellte ihn deshalb als ruhig, sanft; und als Friedensspender dar.
    Er war auch berechenbar-. Don Juan beschrieb seine Wirkungen auf alle seine verschiedenen Anhänger und in den fortschreitenden Erfahrungen jedes einzelnen Mannes als konstant; mit anderen Worten, seine Wirkungen waren unveränderlich, oder wenn sie sich änderten, waren sie sich so ähnlich, daß sie für die gleichen gehalten wurden
    Da er leidenschaftslos, sanft und berechenbar war, glaubte man von diesem Verbündeten, daß er eine weitere männliche Eigenschaft besitze: eine wohltuende Wirkung auf den Charakter seiner Anhänger-. Humitos Männlichkeit schien in ihnen einen sehr seltenen Zustand emotionaler Stabilität hervorzurufen. Don Juan glaubte, daß man unter der Führung des Verbündeten sein Herz besänftigen und Gleichgewicht erlangen könne.
    Eine natürliche Folge all der männlichen Eigenschaften des Verbündeten glaubte man in der Fähigkeit zu sehen, Ekstase zu spenden. Dieser andere Aspekt seiner Natur wurde auch als eine Qualität wahrgenommen. Man glaubte, daß Humito die Körper seiner Anhänger entferne und ihnen dadurch spezielle Formen von Aktivität erlaube, die zu einem Zustand der Körperlosigkeit gehören. Und Dcn Juan nahm an, daß diese speziellen Formen der Aktivität unweigerlich zu einem Zustand der Ekstase führten. Von dem in Psilocybe enthaltenen Verbündeten wurde gesagt, daß er ideal für Männer sei, deren Wesen sie dazu bestimmte, Beschaulichkeit zu suchen.

Ein Verbündeter war zähmbar
    Der Gedanke, daß ein Verbündeter zähmbar war, implizierte, daß er eventuell als Macht genutzt werden konnte. Dcn Juan erklärte es als die einem Verbündeten innewohnende Fähigkeit, nutzbar zu sein; nachdem ein Zauberer einen Verbündeten gezähmt hatte, so glaubte man, verfüge er über dessen besondere Macht; dies bedeutete, daß er sie zu seinem

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