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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Verbündeter wurde als eine Qualität wahrgenommen; (3) ein Verbündeter konnte gezähmt werden; (4) ein Verbündeter hatte eine Regel.

Ein Verbündeter war gestaltlos  
    Ein Verbündeter wurde für ein Wesen gehalten, das außerhalb und unabhängig von einem selbst existierte. Ein Verbündeter wurde für gestaltlos gehalten, obwohl er ein selbständiges Wesen war. Ich habe »Gestaltlosigkeit« als eine Beschaffenheit definiert, die das Gegenteil ist von »eine bestimmte Gestalt haben«. Diese Unterscheidung habe ich angesichts der Tatsache getroffen, daß es andere, einem Verbündeten ähnliche Mächte gab, die eine sicher wahrnehmbare Gestalt hatten. Die Beschaffenheit der Gestaltlosigkeit bei einem Verbündeten bedeutete, daß er keine deutliche oder schwach umrissene oder auch nur erkennbare Gestalt besaß; eine derartige Beschaffenheit implizierte, daß ein Verbündeter zu keiner Zeit sichtbar war.

Ein Verbündeter wurde als Qualität wahrgenommen  
    Eine Folge der Gestaltlosigkeit des Verbündeten war seine andere Beschaffenheit, die in dem Gedanken ausgedrückt wurde, daß er nur als eine Qualität der Sinne wahrgenommen wurde; das heißt, da er gestaltlos  war, wurde seine Gegenwart nur durch seine Wirkungen auf den Zauberer bemerkt Don Juan schrieb einigen dieser Wirkungen anthropamarphe Qualitäten zu. Er beschrieb einen Verbündeten so, als habe er die Eigenschaft eines menschlichen Wesens und implizierte damit, daß jeder einzelne Zauberer in der Lage sei, den geeignetsten Verbündeten zu wählen, indem er seinen eigenen Charakter mit den angeblichen arthropamarphen Eigenschaften eines Verbündeten verglich.
    Die zwei Verbündeten, die in den Lehren auftreten, wurden von Don Juan so vorgestellt, als hätten sie gegensätzliche Qualitäten. Don Juan beschrieb den in Datum inoxia enthaltenen Verbündeten als einen, der zwei Qualitäten besaß: er war wie eine Frau, und er war Spender überreichlicher Macht. Er hielt diese beiden Qualitäten für äußerst unerwünscht. Seine Bemerkungen zu dem Thema waren bestimmt, aber gleichzeitig deutete er an, daß sein Werturteil über diese Sache bloß eine persönliche Auffassung sei. Die wichtigste Eigenschaft war zweifellos das, was Don Juan weiberähnliches Wesen nannte. Die Tatsache, daß der Verbündete als weiberähnlich dargestellt wurde, bedeutete jedoch nicht, daß er eine weibliche Macht war. Es schien, daß Don Juan die Analogie zu einer Frau nur als Metapher benutzte, um zu beschreiben, was er für die unangenehmen Wirkungen des Verbündeten hielt. Übrigens konnte auch das weibliche Geschlecht des spanischen Wortes für Kraut (yerba) zu diesem Analogieschluß beigetragen haben. Auf jeden Fall schrieb die Personifizierung dieses Verbündeten als weiberähnliche Macht ihm die folgenden anthre>pamarphen Qualitäten zu: (1) er war besitz-ergreifend; (2) er war leidenschaftlich; (3) er war unberechenbar; und (4) er hatte schädliche Wirkungen.
    Don Juan glaubte, daß der Verbündete die Fähigkeit hatte, die Männer zu versklaven, die seine Anhänger wurden; er erklärte diese Fähigkeit mit dem Hang zur Besitzergreifung, den er mit dem Charakter des Weibes in Verbindung brachte. Der Verbündete »besaß« seine Anhänger, indem er ihnen Macht verlieh, indem er ein Gefühl der Abhängigkeit schuf und indem er ihnen körperliche Stärke und Wohlbefinden gab.
    Gleichzeitig wurde dieser Verbündete für leidenschaftlich gehal-ton. Seine weiberähnliche Leidenschaftlichkeit drückte sich darin aus, daß er seine Anhänger zwang, zersetzende Handlungen brutaler Gewalt zu begehen. Und diese besondere Eigenschaft paßte am besten zu Männern mit ungestümem Charakter, die in der Leidenschaftlichkeit einen Schlüssel zur persönlichen Macht finden wdlten
    Eine andere weiberähnliche Eigenschaft war die Unberechenbarkeit Für Don Juan bedeutete dies, daß die Wirkungen des Verbündeten nie folgerichtig waren; vielmehr glaubte man, daß sie sich launenhaft änderten, und es gab keinen erkennbaren Weg, sie vorherzusagen Der Unbeständigkeit des Verbündeten sollte durch des Zauberers übergenaue und dramatische Sorge für jedes Detail im Umgang mit ihm entgegengewirkt werden. Jede ungünstige Wendung, die als Folge eines Fehlers oder falscher Behandlung unerklärbar war, wurde als ein Resultat der weiber-ähnlichen Unberechenbarkeit des Verbündeten angesehen. Wegen seines Hangs zur Besitzergreifung, wegen seiner  Leidenschaftlichkeit und Unberechenbarkeit glaubte

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