Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
r dunke l und fühlt e s ic h klebrig - flüssi g an . Ic h spürt e de n unwiderstehliche n Drang , es ih r vo n de r Stir n z u wischen . Gan z küh n packt e ic h ihre n Kopf , bo g ihn zurüc k un d ri ß da s Pflaste r ab . E s fühlt e sic h a n wi e klebrige r Gummi . Sie rührt e sic h nich t un d ga b auc h keine n Schm e rzlau t vo n sich . Unte r dem Pflaste r ka m ein e gelblic h - grün e Beul e zu m Vorschein . Si e bewegt e sich, al s o b si e lebendi g ode r vol l Energi e wäre . Ic h betrachtet e si e ein e Weile un d wa r unfähig , etwa s z u tun . Dan n berührt e ic h si e mi t de m Finger , und si e klebt e wi e Leim . Ic h empfan d kein e Furcht , wi e e s sons t mein e Art war ; da s Zeu g wa r mi r soga r irgendwi e angenehm . Ic h stric h mi t den Fingerspitze n darübe r hin , un d e s löst e sic h gan z vo n ihre r Stirn . Ic h stand auf . Di e schleimig e Substan z fühlt e sic h war m an . E in e Weil e wa r si e wie ein e klebrig e Paste , un d dan n trocknet e si e zwische n meine n Finger n und au f meine r Handfläche . Jetz t überfie l mic h wiede r ein e Ahnung , un d ich rannt e i n Do n Juan s Zimmer . Ic h packt e Rosa s Ar m un d wischt e die gleich e phosphorisierende , gelblic h - grün e Masse , di e ic h vo n Dona Soledad s Stir n abgewisch t hatte , vo n ihre r Hand . Mei n Her z klopft e so stark , da ß ic h mic h kau m au f de n Beine n halte n konnte . Ic h wollt e mich hinlegen , abe r irgen d etwa s i n mi r trie b mic h zu m Fenste r un d zwang mich , a u f de r Stell e z u traben.
Ic h wei ß nich t mehr , wi e lang e ic h dor t trabte . Plötzlic h spürt e ich , daß jeman d meine n Hal s un d mein e Schulter n abtrocknete . D a wurd e mir bewußt , da ß ic h fas t nack t wa r un d hefti g schwitzte . Lidi a hatt e mi r ein Tuc h übe r di e Schulter n geleg t un d rie b mi r de n Schwei ß vo m Gesicht. Sofor t kehrt e mei n normale s Denke n zurück . Ic h sa h mic h i m Zimme r um. Ros a schlie f tie f un d fest . Ic h rannt e i n Don a Soledad s Zimmer . Ic h hatte erwartet , auc h si e schlafen d vorzufinden , abe r e s wa r nieman d da . Lidia wa r hinte r mi r hergekommen . Ic h erzählt e ihr , wa s geschehe n war . Si e eilte z u Ros a hinau s un d weckt e sie ; währen d ic h mic h anzog . Ros a wollt e nicht aufwachen . Lidi a packt e ihr e verletzt e Han d un d drückt e si e fest . Mit eine m einzige n Sprun g stan d Ros a aufrech t un d wa r hellwach.
Jetz t rannte n si e durch s Hau s un d löschte n sämtlich e Laternen. Anscheinen d ware n si e i m Begriff , di e Fluch t z u ergreifen . Ic h wollt e sie fragen , waru m si e sic h s o beeilten , un d d a bemerkt e ich , da ß ic h mich selbs t i n größte r Has t angezoge n hatte . Zusamme n eilte n wi r hinaus ; und nich t nu r die s - si e schiene n direk t mein e Befehl e z u erwarten.
S o liefe n wi r au s de m Haus , wobe i wi r all e Paket e mitschleppten , di e ich fü r si e mitgebrach t hatte . Lidi a hatt e mi r geraten , keine s zurü c kzulassen; ic h hatt e si e noc h nich t überreicht , dahe r gehörte n si e noc h imme r mir . Ich war f si e au f de n Rücksitz , un d di e beide n Mädche n dränge n sic h neben mic h au f de n Beifahrersitz . Ic h lie ß de n Moto r a n un d fuh r im Rückwärtsgan g langsa m un d vorsichti g durc h di e Dunkelheit.
Kau m hatte n wi r di e Straß e erreicht , d a wurd e ic h vo r ei n schwieriges Proble m gestellt . Di e beide n erklärte n nämlic h einstimmig , ic h se i der Führer . Si e seie n gan z vo n meine n Entscheidunge n abhängig . Ic h se i der Nagual . Nu n könnte n wi r nich t einfac h au s de m Hau s renne n un d ziellos davonfahren . Ic h mußt e si e führen . Doc h di e Wahrhei t war , da ß ic h keine Ahnun g hatte , wohi n fahre n ode r wa s tun . Ic h schaut e si e unauffälli g von de r Seit e an . Di e Scheinwerfe r strahlte n eine n Lichtschimme r i n den Wage n zurück , de r sic h i n ihre n Auge n wi e i n Spiegel n brach . Wi e ich mic h erinnerte , hatte n auc h Do n Juan s Auge n da s Lich t au f dies e Weise reflektiert ; si e reflektierte n da s Lich t stärke r al s di e Auge n jedes gewöhnliche n Menschen . Ic h wußte , da ß di e Mä dche n mei n Dilemma bemerk t hatten . Stat t mic h mi t eine m Wit z darübe r hinwegzusetze n oder mei n Versage n z u verheimlichen , legt e ic h di e Entscheidun g gan z i n ihre Hände . Ic h sagte , da ß ic h al s Nagua l kein e Übun g hätt e un d fro h wäre,
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