Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
hatte , hätt e ic h mic h w o h l umgebracht . Al s gründlicher Kenne r de r menschliche n Natu r hatt e e r dami t wahrscheinlic h recht . Jetzt wa r e s Zeit , mein e Takti k z u ändern . Lidi a hatt e gesagt , ic h könn e Rosa un d Don a Soleda d helfen , inde m ic h di e gleich e Kraf t einsetzte , durc h die ic h s i e verletz t hatte . E s gin g als o darum , di e richtig e Reihenfolg e von Gefühle n un d Gedanken , ode r wa s immer , z u finden , di e meine n Körper dahi n gebrach t hatte , dies e Kraf t z u entfesseln . Ic h nah m Rosa s Han d und streichelt e sie . Ic h hatt e nu r de n eine n Wunsch , si e mög e wiede r gesund werden . Ic h wollt e nu r da s Best e fü r sie . Ic h liebkost e ihr e Han d und wiegt e si e i m Arm . Ic h stric h ih r übe r de n Kopf , un d si e schlie f a n meiner Schulte r ein . Abe r di e Rötun g un d Schwellun g de r Han d ginge n nicht zurück.
Lidi a beobac htet e mic h wortlos . Si e lächelt e mi r zu . Ic h wollt e ih r sagen, da ß ic h al s Heile r offenba r ei n Versage r sei , abe r ih r Blic k schie n meine Gedanke n einzufange n un d festzuhalten , bi s si e allmählic h erstarben.
Ros a wollt e z u Bet t gehen . Si e wa r todmüde . Ode r v ielleich t wa r ihr übel . Wa s e s nu n war , wollt e ic h nich t herausfinden . Ic h tru g si e z u Don Juan s Bet t un d legt e si e sacht e nieder . Lidi a deckt e si e m . I m Zimme r war e s gan z dunkel . Ic h schaut e au s de m Fenste r un d sa h eine n wolkenlosen Sternenhimmel . Bi s da hi n hatt e ic h nich t weite r au f di e Tatsach e geachtet, da ß wi r un s i n große r Höh e befanden.
Al s ic h zu m Himme l hinaufblickte , erfaßt e mic h ein e Welle optimistische r Gefühle . Irgendwi e vermittelt e diese r Sternenhimme l mir ei n festliche s Bild . J a wirklich , de r Südoste n wa r ein e wunderbare Richtung.
Au f einma l hatt e ic h da s unbezähmbar e Bedürfnis , mic h z u überzeugen, wi e ander s de r Himme l vo r Don a Soledad s Fenste r aussah , da s nach Norde n hinausging . Ic h nah m Lidi a be i de r Han d un d beabsichtigte , sie dorthi n z u führen , abe r ein e seltsame Empfindung , ei n Jucke n obe n a n meine r Schädeldecke , hiel t mic h davon ab . E s fuh r wi e i n Welle n übe r meine n Rücke n un d z u de n Hüfte n hinab, un d vo n dor t gin g e s i n mein e Magengrube . Ic h setzt e mic h au f di e Matte. Ic h strengt e mic h an , mi r übe r mein e Gefühl e Klarhei t z u verschaffen. Anscheinen d wa r e s so , da ß i n de m Moment , al s ic h da s Kitzel n a n der Schädeldeck e spürte , di e Intensitä t meine s Denken s nachgelasse n hatte. Wi e seh r ic h e s auc h versucht e - e s wollt e mi r nich t gelingen , i n den gewohnte n geistige n Proze ß einzutauchen , de n ic h al s Denke n zu bezeichne n gewohn t war.
Übe r diese n Betrachtunge n hatt e ic h Lidi a gan z vergessen . Si e kniet e vor mi r a m Boden , un d mi r wurd e au f einma l bewußt , da ß ihr e riesige n Augen mic h au s wenige n Z entimeter n Entfernun g musterten . Gan z automatisch grif f ic h nac h ihre r Han d un d wandt e mic h z u Soledad s Zimmer . Al s wir di e Tü r erreichten , spürt e ich , wi e Lidi a a m ganze n Körpe r erstarrte . Ich mußt e si e förmlic h weiterzerren . Ic h wollt e ebe n übe r di e Schwell e treten, al s mei n Blic k au f di e unförmig e dunkl e Mass e eine s menschlichen Körper s fiel , de r a n de r Wan d gegenübe r kauerte . De r Anblic k wa r so unerwartet , da ß ic h keuchen d nac h Luf t schnappt e un d Lidia s Han d losließ. E s wa r Don a Soledad . Si e sa ß un d st ü tz e de n Kop f gege n di e Wand . Ich dreht e mic h nac h Lidi a um . Si e wa r ei n paa r Schritt e zurückgewichen . Ich wollt e ih r zuflüstern , da ß Don a Soleda d zurückgekehr t sei , abe r e s kamen kein e Tön e au s meine m Mund , obwoh l ic h siche r war , da ß ic h di e Wörter geform t hatte . Ic h hätt e e s noc h einma l versucht , abe r d a wa r ei n seltsamer Dran g z u handeln . Mi r war , al s seie n all e Wörte r Zeitverschwendun g und brächte n mi r weni g ein . Ic h tra t als o in s Zimme r un d gin g au f Dona Soleda d zu . Anscheinen d lit t si e groß e Schmerzen . Ic h hockt e mic h neben sie , un d stat t irgendwelch e Frage n z u stellen , faßt e ic h si e unter s Kin n und ho b ih r Gesich t i n di e Höhe . D a wa r etwa s au f ihre r Stirn ; e s sa h au s wie da s Pflaster , da s si e sic h au s Blätter n bereite t hatte . E s wa
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