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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Gefahr eines Kampfes auszuhalten, er sein Schwert zog und zwei Hiebe auf ihn führte, aber schon mit dem ersten das wieder vernichtet hatte, was er in einer Woche gearbeitet. Ihm gefiel die Leichtigkeit nicht, mit der er sein Werk zerstört hatte, und um sich vor dieser Gefahr zu sichern, arbeitete er es von neuem, fügte inwendig einige Eisenstäbe so an, daß er mit der Tüchtigkeit zufrieden war, und ohne eine andere Probe zu machen, hielt er sich für überzeugt, daß dieser Helm der trefflichste sei.
    Sogleich ging er seinen Klepper zu besuchen, ob dieser nun gleich mehr Dreiecke am Körper hatte, als ein Taler Dreier hat, und mehr Gebrechen als das Pferd des Gonela, das nur Haut und Knochen war, so schien es ihm doch, als wenn sich weder der Bucephalus Alexanders noch der Babieza des Cid mit diesem messen dürfe. Drei Tage verstrichen, indem er sann, welchen Namen er ihm beilegen solle, denn (wie er zu ihm selber sagte) es sei unanständig, wenn das Pferd eines so berühmten Ritters, und das an sich so trefflich sei, keinen bekannten Namen führe. Er suchte nämlich den Namen so einzurichten, daß man daraus begriffe, was es vorher gewesen, ehe es einem irrenden Ritter gedient, und was es nun sei; indem es der Vernunft gemäß, daß, so wie es einen anderen Herrn bekomme, ihm auch ein anderer Name zukommen müsse, der es ziere und sich für das neue Amt und die neue Lebensweise gezieme, in die es nun eingehe. Darauf, von den vielen Namen, die er bildete, vernichtete und vertilgte, umarbeitete, wegwarf und wieder annahm, um den besten zu erfinden, wählte er endlich die Benennung Rosinante, ein nach seinem Urteil erhabener, volltönender und bedeutungsvoller Name, bezeichnend, daß er ein Klepper gewesen, ehe er seinen jetzigen Stand bekommen, auch daß er der Erste und Führnehmste von allen Kleppern auf der Welt sei.
    Da ihm dieser Name für sein Pferd so nach seinem Geschmacke gelungen, so suchte er einen anderen für sich selbst. In dem Nachsinnen darüber verstrichen wieder acht Tage, und nun geschah es endlich, daß er sich Don Quixote nannte. Woher (wie gesagt wird) die Verfasser dieser wahrhaftigen Geschichte Gelegenheit genommen zu behaupten, daß er ganz ohne Zweifel Quixada und nicht Quesada geheißen, wie andere meinen wollen. Da er aber gedachte, daß der tapfere Amadis sich nicht begnügt, sich bloß trocken Amadis zu nennen, sondern noch den Namen seines Reiches und Vaterlandes hinzugefügt, um es berühmt zu machen, und sich daher Amadis von Gallia betitelt habe: so stehe es ihm ebenfalls als einem wackeren Ritter zu, den Namen seines Landes beizufügen, und er benamte sich also Don Quixote von la Mancha. Hiermit erklärte er nach seiner Meinung Vaterland und Geburtsgegend genau und ehrte sie zugleich, indem er den Zunamen von ihr entlehnte.
    Die Rüstung war gesäubert, die Haube zum Helm gemacht, dem Klepper ein Namen gegeben, sein eigener festgesetzt; er sah ein, daß nun nichts fehle, als eine Dame zu suchen, in die er verliebt sei, denn ein irrender Ritter ohne Liebe sei ein Baum ohne Laub und Frucht, ein Körper ohne Seele. Er sprach: »Wenn ich nun zur Strafe meiner Sünden oder zu meinem Glücke auf irgendeinen Riesen treffe (wie dies denn gewöhnlich irrenden Rittern begegnet) und ich ihn in einem Anlaufe niederrenne oder ihn mitten durchhaue, oder kurz ihn überwinde und bezwinge, wäre es nicht gut, jemand zu haben, zu dem ich ihn schickte, sich zu präsentieren? Wenn er dann hineintrete, vor meiner süßen Herrin sich auf die Knie niederließe und mit demütiger und unterwürfiger Stimme spräche: ›Meine Herrscherin, ich bin der Riese Caraculiambro, Herr der Insel Malindrania, den im Zweikampfe der mit Recht ewig gepriesene Ritter Don Quixote von la Mancha überwand, und mir befahl, mich Euer Gnaden zu präsentieren, damit Ihro Hoheit nach Ihrem Wohlgefallen mit mir schalte.‹« – O wie erfreut war unser wackerer Ritter, als er diese Rede gehalten, noch mehr aber, als er wußte, wem er den Namen seiner Dame geben solle. Es war, wie man glaubt, in einem benachbarten Dorfe ein Bauernmädchen von gutem Ansehen, in die er einmal verliebt gewesen war, welches sie aber (wie sich versteht) nie erfahren, er ihr auch niemals gesagt hatte. Sie hieß Adonza Lorenzo und schien ihm tauglich, ihr den Titel der Herrin seiner Gedanken zu geben. Er suchte nun einen Namen, der dem seinigen entspräche, der eine Prinzessin und Herrscherin bezeichnend und ihr geziemlich sei, und er nannte sie daher

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