Don Quixote
Don Quixote,
die Trennung von Dulcinea
von Toboso.
Er suchte wohl hier Abenteuer
in Orten an Felsen so reich,
er flüchtete dem Ungeheuer,
dort hört er im wüsten Gesträuch
von Leuten nur die alte Leier.
Es peitscht ihn die Liebe zu Tode
und bleibet zur Marter ihm nah,
drum kratzt er den Kopf mit der Pfote,
denn hier bewein ich, Don Quixote,
die Trennung von Dulcinea
von Toboso.
Bei denjenigen, die diese Verse fanden, erregte der Zusatz von Toboso nach dem Namen Dulcinea ungemeines Gelächter, denn sie glaubten, daß Don Quixote glauben müsse, daß, wenn er Dulcinea nenne und nicht auch das Toboso hinzufügte, die Strophe unverständlich bliebe; und dies war auch in der Tat der Fall, wie er es nachher gestanden hat. Er schrieb noch mehr Gedichte, aber, wie gesagt, sie erhielten sich nicht, und nur diese drei Strophen blieben vollständig übrig. Hiermit, und daß er seufzte und die Faunen und Silvanen der Gebüsche dort anrief, die Nymphen der Flüsse und die trauernde klägliche Echo, wie sie ihm alle antworten, Trost geben und zuhören möchten, unterhielt er sich, auch suchte er Kräuter, um sich mit diesen so lange zu erhalten, bis Sancho wiederkäme; wenn dieser so drei Wochen weggeblieben wäre, wie er drei Tage ausblieb, so wäre der Ritter von der traurigen Gestalt so ungestalt geworden, daß ihn seine leibliche Mutter selbst nicht wiedererkannt hätte.
Wir wollen ihn jetzt unter seinen Seufzern und Versen wandeln lassen, um zu erzählen, was dem Sancho Pansa auf seiner Gesandtschaft begegnete. Als er auf die große Straße gelangt war, machte er sich auf den Weg nach Toboso und gelangte am folgenden Tage bei der Schenke an, wo ihn das Mißglück der Prelle betroffen hatte; er hatte die Schenke kaum erblickt, als es ihm auch schon so war, als wenn er wieder in den Lüften flöge, weshalb er auch nicht einkehren wollte, ob es gleich eine Stunde war, in der er es wohl gekonnt und gesollt hätte, denn es war um die Mittagszeit, und er auch ein großes Verlangen spürte, etwas Warmes zu essen, weil er schon seit vielen Tagen nur kalte Küche genossen hatte. Dieser Hunger trieb ihn auch bis dicht an die Schenke hinan, aber doch blieb er noch ungewiß, sollte er einkehren oder nicht; wie er noch in dieser Gemütsverfassung war, kamen zwei Leute aus der Schenke, die ihn sogleich kannten und von denen der eine zum andern sagte: »Herr Lizentiat, ist der auf dem Pferde da nicht Sancho Pansa, von dem die Haushälterin unsers Abenteurers sagte, daß er mit seinem Herrn als Stallmeister fortgezogen sei?«
»Er ist es«, sagte der Lizentiat, »und eben das Pferd gehört auch unserm Don Quixote.«
Diese Leute kannten ihn so gut, weil sie der Pfarrer und der Barbier aus seinem Dorfe waren, die nämlichen, die das Verhör und Gericht über die Bücher gehalten hatten. Wie diese nun den Sancho Pansa samt dem Rozinante erkannt hatten, begierig, von Don Quixote Neuigkeiten zu hören, liefen sie gleich zu ihm, und der Pfarrer rief ihn bei seinem Namen und sagte: »Freund Sancho Pansa, wo bleibt denn Euer Herr!«
Sancho Pansa kannte sie auch gleich und nahm sich vor, den Ort nicht zu verraten, an welchem sein Herr und in welcher Absicht er zurückgeblieben war; er antwortete also, sein Herr sei in voller Arbeit an einer gewissen Stelle und in einer gewissen Sache zurückgeblieben, die erstaunlich wichtig sei, die er aber nicht verraten dürfe, so lieb ihm die Augen im Kopfe wären.
»Nein, nein«, sagte der Barbier, »wenn Ihr uns, Sancho Pansa, nicht sagt, wo er geblieben ist, so werden wir glauben, wie wir es schon glauben, daß Ihr ihn umgebracht und geplündert habt, denn Ihr reitet auf seinem Pferde; wahrhaftig, Ihr müßt uns den Herrn des Gaules schaffen, oder es ergeht Euch übel.«
»Ihr braucht mir nicht so zu drohen, denn ich bin ein Mann, der keinen plündert und keinen umbringt, jeden bringt sein Schicksal um, oder vielmehr Gott selbst. Mein Herr ist mitten im Gebirge zurückgeblieben, wo er nach Herzenslust Buße tut.« Und zugleich erzählte er ihnen in einem ununterbrochenen Strom, wie er zurückgeblieben sei, samt allen gehabten Abenteuern, und wie er einen Brief an die Dame Dulcinea von Toboso bei sich führe, die Tochter des Lorenzo Corchuelo, in die sein Herr bis über beide Augen verliebt sei.
Die beiden standen voll Erstaunen über das, was Sancho Pansa ihnen erzählte, denn ob sie gleich Don Quixotes Narrheit sowie die Art derselben kannten, so waren sie doch immer von neuem verwundert, sooft
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