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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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über diesen Betrug nicht erzürnt, sondern da sie hörte, daß diese Heirat, durch Täuschung zustande gebracht, nicht gelten solle, sagte sie, daß sie solche von neuem bestätige, woraus alle schlossen, daß mit Einwilligung und Mitwissen der beiden dieser Plan ausgeführt sei; worüber Camacho und seine Begleiter so wütend wurden, daß sie Rache suchten, viele Degen entblößten und so auf Basilio eindrangen, zu dessen Verteidigung sich aber fast ebenso viele Gewehre zeigten, und ihnen voran zu Pferde Don Quixote, welcher, mit der Lanze auf dem Arme, gut von seinem Schilde bedeckt, sich durch alle Platz machte. Sancho, dem niemals dergleichen Tathandlungen erfreulich oder ergötzlich waren, flüchtete sich zu den großen Töpfen, von denen er seinen trefflichen Schaum abgeschöpft hatte, weil ihm dieser Ort wie ein Heiligtum vorkam, vor welchem jedermann Achtung haben müsse.
    Don Quixote rief mit lauter Stimme: »Haltet ein, meine Herren, haltet ein; denn es ist gegen die Vernunft, sich der Beschwer wegen rächen zu wollen, welche die Liebe uns zufügt! Bedenkt, daß Liebe und Krieg ein und das nämliche Ding sind; und wie es im Kriege erlaubt und gewöhnlich ist, sich der Listen und heimlicher Anschläge zu bedienen, um den Feind zu besiegen, so sind auch Kriegslisten und versteckte Plane in den verliebten Zwisten und Kämpfen zulänglich, um den gewünschten Endzweck zu erhalten, wenn sie nicht zu Schaden und Unehre des geliebten Gegenstandes gereichen. Quiteria gehörte dem Basilio und Basilio der Quiteria durch eine gerechte und günstige Veranstaltung des Himmels. Camacho ist reich und kann nach seinem Gefallen wählen, wann, wie und wo er will. Basilio hat nichts weiter als dieses Schäfchen, und keiner soll es ihm entreißen, so gewaltig er auch sei; denn ›was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht scheiden‹; und wer sich es unterfinge, soll zuvor die Spitze dieser Lanze fühlen.« Und hiermit schwang er sie so tapfer und geschickt, daß er allen Furcht einjagte, die ihn nicht kannten; auch stellte sich dem Gemüte des Camacho die Verschmähung der Quiteria so lebhaft vor, daß er sie in einem Augenblicke aus seinem Gedächtnisse löschte. Daher fanden die Überredungen des Pfarrers bei ihm Eingang, der ein verständiger und gutgesinnter Mann war und wodurch auch Camacho sowie seine Freunde zur Ruhe und Friedfertigkeit gebracht wurden. Zum Zeichen dessen steckten sie die Degen wieder ein, indem sie mehr auf die Leichtigkeit der Quiteria als die Geschicklichkeit des Basilio schalten, auch Camacho bei sich überlegte, daß, wenn Quiteria als Mädchen den Basilio geliebt hatte, sie ihn auch wohl noch als Frau geliebt haben würde und daß er dem Himmel mehr dafür, daß er sie ihm genommen, als daß er sie ihm gegeben, Dank sagen müsse.
    Als Camacho und sein Anhang getröstet und beruhigt waren, gaben sich auch die von Basilios Partei zufrieden; und der reiche Camacho, um zu zeigen, daß er nicht empfindlich sei noch Groll hege, wollte, daß die Festlichkeiten fortgehen sollten, als wenn er sich wirklich verheiratete. Aber Basilio wollte nicht zugegen bleiben, sowenig wie seine Gattin oder sein Gefolge, und darum begaben sie sich nach Basilios Wohnort; denn die tugendhaften und verständigen Armen haben auch welche, die ihnen folgen, sie ehren und unterstützen, so wie die Reichen welche finden, die ihnen schmeicheln und sie begleiten. Sie nahmen auch den Don Quixote mit sich, den sie für einen versuchten Mann hielten, der Haare auf den Zähnen habe. Nur Sanchos Seele wurde trübe, als er sah, daß es ihm unmöglich sei, der herrlichen Tafel und dem Schmause des Camacho beizuwohnen, der bis in die tiefe Nacht dauerte; darum folgte er schwermütig und traurig seinem Herrn, der mit der Truppe des Basilio ging. Er mußte also die Fleischtöpfe Ägyptens hinter sich lassen, obgleich seine Seele bei ihnen zurückblieb, und der fast aufgezehrte und verspeiste Schaum, den er in der Pfanne mit sich nahm, stellte ihm die Herrlichkeit und den Überfluß der Güter vor, deren er verlustig ging. Verdrießlich also und melancholisch, wenn auch ohne Hunger, folgte er, ohne von dem Grauen abzusteigen, den Fußstapfen des Rozinante.

    5. [22.] KAPITEL
Erzählt das große Abenteuer von der Höhle des
Montesinos, die sich im Herzen von la Mancha befindet,
welches der tapfere Don Quixote von la Mancha
glücklich vollbrachte

    Groß und vielfach waren die Ehrenbezeigungen, die die Neuvermählten dem Don Quixote

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