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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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mein Herr, wie Euch Gott den Druck Eurer Bücher gesegnen möge, wißt Ihr mir wohl zu sagen, wie Ihr gewiß wißt, da Ihr alles wißt, wer der erste gewesen, der sich den Kopf gekratzt? Denn ich bin der Meinung, daß es unser erster Vater Adam gewesen sein müsse.«
    »So wird es auch sein«, antwortete der Vetter, »denn es leidet keinen Zweifel, daß Adam einen Kopf und Haare hatte, und wenn dem so ist, so wird er sich doch wohl einmal, da er der erste Mensch auf der Welt war, gekratzt haben.«
    »Das glaub ich auch«, antwortete Sancho; »aber sagt mir doch nun, wer war der erste in der Welt, der einen Purzelbaum schoß?«
    »Wahrhaftig, Freund«, antwortete der Vetter, »das kann ich Euch nicht so aus dem Kopfe und ohne Studium sagen. Ich will aber darauf studieren, wenn ich zu meinen Büchern zurückkomme, und Euch Antwort geben, wenn wir uns einmal wiedersehen; denn dieses wird doch wohl nicht das letzte Mal sein.«
    »Nun seht, mein Herr«, versetzte Sancho, »Ihr braucht Euch deshalb keine Mühe zu geben; denn mir ist gleich selber die Antwort eingefallen. Denn der erste, der in der Welt einen Purzelbaum schoß, war Luzifer, als sie ihn aus dem Himmel schmissen oder schleuderten; denn damals purzelte er bis in den Abgrund hinunter.«
    »Du hast recht, Freund«, sagte der Vetter. Und Don Quixote sagte: »Diese Frage und Antwort hast du nicht erfunden, Sancho; du hast sie von einem andern gehört.«
    »Seid still, gnädiger Herr«, versetzte Sancho; »denn wenn ich mich auf Fragen und Antworten lege, so will ich es von jetzt bis morgen früh aushalten. O nein, um Narrenpossen zu fragen und albernes Zeug zu antworten, brauche ich nicht erst meinen Nachbar um Hülfe zu bitten.«
    »Du hast verständiger gesprochen, Sancho, als du wolltest«, sagte Don Quixote; »denn es gibt Leute, die sich bemühen, Dinge zu erfahren und auszumachen, die, wenn sie nachher bekannt und ausgemacht sind, weder dem Verstande noch dem Gedächtnisse einen Heller wert sind.«
    Unter diesen und anderen anmutigen Gesprächen verging der Tag; die Nacht herbergten sie in einem kleinen Orte, von wo, wie der Vetter zu Don Quixote sagte, die Höhle des Montesinos nur noch zwei Meilen entfernt sei, und wenn er noch den Entschluß habe, hineinzusteigen, so sei es notwendig, sich mit Seilen zu versehen, um ihn daran festzubinden und so in die Tiefe hinunterzulassen.
    Don Quixote sagte, daß, wenn er auch zur Hölle steigen müsse, so wolle er sehen, wo diese Höhle endige. Deshalb kauften sie an hundert Ellen Seile, und am folgenden Tage kamen sie zwei Stunden nach Mittage bei der Höhle an, deren Eingang groß und geräumig war, aber dicht mit Dornensträuchen und Disteln, wilden Gebüschen und Hecken verwachsen, so daß die Höhle gänzlich verfinstert und bedeckt war. Als sie sie ansichtig wurden, stiegen der Vetter, Sancho und Don Quixote ab, worauf ihm die beiden sogleich die Seile befestigten; und indem er eingeschnürt wurde, sagte Sancho zu ihm: »Bedenkt doch, mein gnädiger Herr, was Ihr tun wollt ; begrabt Euch doch nicht lebendig; laßt Euch doch nicht so wie eine Flasche herunter, die man im Brunnen kühl erhalten will! Die Sache geht Euch ja nichts an, es ist ja nicht Euer Amt, das Loch da zu erforschen, welches schlimmer als ein unterirdischer Kerker sein muß.«
    »Binde du und schweig«, antwortete Don Quixote; »denn ein Unternehmen wie dieses, Freund Sancho, ist mir aufbewahrt.«
    Der Führer sagte hierauf: »Ich bitte Euch, gnädiger Herr Don Quixote, daß Ihr wohl zusehen möget und mit hundert Augen alles erspähen, was sich dort unten befindet, denn vielleicht finden sich Dinge, die ich in meinem Buche von den Verwandlungen brauchen kann.«
    »Die Zither ist in der Hand, die sie wohl zu spielen weiß«, antwortete Sancho Pansa.
    Nachdem dies gesprochen und Don Quixote hinlänglich befestigt war – er hatte die Seile aber nicht über der Rüstung, sondern über seinem Waffenrock –, sagte Don Quixote: »Wir haben nicht vorsichtig gehandelt, daß wir uns nicht mit einem Glöckchen versehen haben, welches man neben mir an diesem Seile festmachen konnte, durch dessen Ton man vernommen hätte, daß ich ganz unten und am Leben sei; da es aber jetzt nicht mehr möglich ist, so übergebe ich mich der Hand Gottes, die mich führen soll.« Zugleich kniete er nieder und betete mit leiser Stimme zum Himmel, indem er Gott um seinen Beistand bat, wie um einen glücklichen Ausgang dieses dem Anscheine nach unerhörten und gefährlichen

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