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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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ihnen Don Quixote schon von der Höhle des Montesinos erzählt hatte, um einen Scherz mit ihm zu treiben, der ausgezeichnet sei. Worüber sich aber die Herzogin am meisten verwunderte, war, daß sie die Einfalt des Sancho so groß fand, daß er selbst zu dem Glauben gekommen, es wäre ausgemachte Wahrheit, Dulcinea von Toboso sei bezaubert, da er doch selbst der Zauberer und der Erfinder dieser Geschichte gewesen war. Nachdem also allen Dienern die Befehle erteilt waren, wie sie sich zu verhalten hätten, führten sie ihn nach sechs Tagen auf eine Schweinsjagd, mit einem solchen Zuge von Jägern und Förstern, wie ihn nur immer ein gekrönter König mit sich führen kann. Man gab dem Don Quixote ein Jagdkleid und ein anderes dem Sancho, vom feinsten grünen Tuche; Don Quixote aber wollte das seinige nicht anlegen, indem er sagte, er müsse doch ehestens zur beschwerlichen Waffenübung zurückkehren und könne auch weder Garderoben noch Magazine mit sich führen; Sancho aber nahm das, was sie ihm gaben, mit der Absicht, es bei der ersten guten Gelegenheit zu verkaufen.
    Da nun der bestimmte Tag gekommen war, rüstete sich Don Quixote, Sancho kleidete sich an, und auf seinem Grauen, den er nicht verlassen wollte, ob man ihm gleich ein Pferd anbot, begab er sich unter den Trupp der Jäger. Die Herzogin war prächtig geschmückt, und Don Quixote nahm aus übergroßer Artigkeit den Zaum ihres Zelters, sowenig es auch der Herzog zugeben wollte. So kamen sie endlich in einen Wald, der zwischen zwei hohen Bergen lag, wo sie ihren Stand nahmen und jeder seinen Posten faßte, die Leute sich nach ihren verschiedenen Örtern verteilten und nun die Jagd mit großem Toben, Schreien und Lärmen ihren Anfang nahm, so daß vor dem Bellen der Hunde wie vor dem Klange der Hifthörner keiner den andern hören konnte. Die Herzogin stieg ab und eilte mit einem scharfen Jagdspieß in der Hand nach einem Ort, wo sie wußte, daß gewöhnlich einige Eber herauszukommen pflegten. Gleichfalls stiegen der Herzog und Don Quixote ab und stellten sich ihr zur Seite; Sancho begab sich hinter alle, ohne vom Grauen zu steigen, den er nicht zu verlassen dachte, damit ihm kein Unglück zustoßen möchte. Kaum hatten sie Fuß gefaßt und sich mit einigen ihrer Diener in eine Reihe gestellt, als, von Hunden gehetzt und von Jägern verfolgt, sie einen ungeheueren Eber auf sich zukommen sahen, der mit den Zähnen und Hauern knirschte und Schaum aus dem Maule warf; sowie er ihn sah, faßte Don Quixote den Schild, ergriff das Schwert und sprang vor, um ihn zu empfangen, das nämliche tat der Herzog mit seinem Spieße; aber die Herzogin wäre allen zuvorgekommen, wenn der Herzog sie nicht zurückgehalten hätte. Nur Sancho, als er des gewaltigen Tieres ansichtig wurde, sprang vom Grauen und lief, so schnell er nur konnte, indem er sich bemühte, eine hohe Eiche zu erklettern, was ihm aber nicht gelang; sondern da er sie halb erklettert und sich, um zum Gipfel zu klimmen, an einem Zweige hielt, verließen ihn Heil und Glück so sehr, daß der Zweig abbrach und er im Herunterstürzen an einem Ast der Eiche in der Luft hängenblieb, ohne den Boden erreichen zu können; wie er sich so schweben sah, sein grünes Tuch zerrissen, und ihm schien, daß, wenn jenes wilde Tier dorthin käme, es ihn erreichen könne, fing er dermaßen an zu schreien und mit solcher Gewalt um Hülfe zu rufen, daß alle, die ihn hörten und nicht sahen, glaubten, er befinde sich schon zwischen den Zähnen eines wilden Tieres. Der hauende Eber erlag endlich den Stichen der vielen Jagdspieße, die auf ihn eingedrungen waren, und Don Quixote wandte nun das Haupt nach dem Geschrei des Sancho um, woran er ihn schon erkannt hatte, und sah ihn die Eiche herabhängen, mit dem Kopf unten und seinen Grauen dicht neben ihm, der ihn in seinem Unglücke nicht verließ; und Cide Hamete merkt an, daß man Sancho Pansa nur selten sah, ohne den Grauen zu sehen, noch den Grauen, ohne Sancho zu sehen: so groß war die Freundschaft und Treue, die sie einander bewahrten.
    Don Quixote ging hin und machte Sancho los, der, als er sich frei und wieder auf der Erde sah, den Riß in seinem Jagdkleide beschaute und sich innig betrübte, weil er in diesem Kleide ein Landgut zu besitzen glaubte. Indessen packten sie den großen Eber auf ein Lasttier, bedeckten ihn mit Rosmarin und Myrtenzweigen und brachten ihn so als Zeichen eines rühmlichen Sieges zu einigen großen Zelten, die mitten im Walde aufgeschla gen waren,

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