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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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kommt gelehrt auf die Welt, und aus Menschen werden Bischöfe gemacht, und nicht aus Steinen. Aber wieder auf unsere erste Rede von der Bezauberung der Dame Dulcinea zu kommen, so halte ich es für eine gewisse und ausgemachte Sache, daß der Gedanke, auf welchen Sancho fiel, seinen Herrn zum besten zu haben und ihm einzubilden, daß die Bäuerin Dulcinea sei, und wenn sie sein Herr nicht kennete, sie für bezaubert auszugeben, alles nur eine Erfindung von einem der Zauberer gewesen sei, die den Herrn Don Quixote verfolgen; denn ich weiß es von guter Hand und als eine Wahrheit, daß das Bauernmädchen, welches den Sprung auf die Eselin tat, die Dulcinea von Toboso war und ist und daß, als der wackere Sancho glaubte, der Betrüger zu sein, er der Betrogene war, und er darf die Wahrheit davon nicht bezweifeln, sowenig wie Dinge, die wir niemals gesehen haben. Der Herr Sancho Pansa muß zugleich wissen, daß wir auch hier Zauberer haben, die uns wohlwollen und uns sagen, was in der Welt vorgeht, mit aller Wahrheit und Aufrichtigkeit und ohne Hinterlist und Trug. Daher mag mir Sancho glauben, daß das springende Bauernmädchen Dulcinea von Toboso war und ist, daß sie so bezaubert ist wie die Mutter, die sie geboren hat, und daß, wenn wir es am wenigsten denken, wir sie in ihrer eigentümlichen Gestalt wiedersehen werden, worauf Sancho wohl den Irrtum ablegen wird, in welchem er jetzt lebt.«
    »Das kann alles recht gut sein«, sagte Sancho Pansa, »und jetzt will ich auch glauben, was mir mein Herr von dem erzählt hat, was er in der Montesinoshöhle gesehen haben will, wo er die Dame Dulcinea von Toboso, wie er sagt, in der nämlichen Tracht und Kleidung erblickt, wie ich sie damals gesehen habe, als ich sie zu meinem Vergnügen bezauberte. Aber alles muß wohl ganz umgekehrt sein, wie Ihr, meine gnädige Dame, sagt; denn es läßt sich nicht glauben, daß mein gemeiner Verstand in einem Augenblicke eine so kluge List hervorgebracht habe. Auch kann ich unmöglich glauben, daß mein Herr so närrisch sein sollte, daß ihn eine so elende und klägliche Überredung wie die meinige von einem Dinge hätte überzeugen können, das so ganz außerordentlich ist. Aber, gnädige Frau, es wäre darum nicht gut, wenn Eure Güte mich deswegen für boshaft halten wollte; denn ein einfältiger Mann wie ich ist nicht verpflichtet, alle Gedanken und Bosheiten der verfluchten Zauberer gleich zu merken. Ich ersann das bloß, um mit meinem Herrn Don Quixote keine Händel zu kriegen, nicht aber in der Absicht, ihn zu beleidigen; ist es nun anders ausgefallen, so ist Gott im Himmel, der die Herzen kennt.«
    »Das ist wahr«, sagte die Herzogin; »aber sagt mir doch, Sancho, was hat er von der Höhle des Montesinos erzählt? denn es wäre mir angenehm, es zu wissen.«
    Sancho erzählte ihr nun Wort für Wort, was oben von diesem Abenteuer vorgetragen ist. Als die Herzogin dies gehört hatte, sagte sie: »Aus dieser Begebenheit kann man sehen, daß, weil der große Don Quixote erzählt, er habe dort die nämliche Bäuerin gesehen, welche Sancho vor Toboso gesehen hat, diese ohne Zweifel Dulcinea ist und daß die Zauberer hierin sehr künstlich und ungemein wunderlich verfahren sind.«
    »Das sage ich auch«, sagte Sancho Pansa. »Ist meine gnädige Dulcinea von Toboso bezaubert, so ist es ihr eigener Schade; denn ich will mich mit den Feinden meines Herrn nicht einlassen, deren viele und niederträchtige sein müssen. Die Wahrheit ist, daß die, welche ich sah, eine Bäuerin war, als Bäuerin fand ich sie, und für eine Bäuerin habe ich sie gehalten; war sie nun die Dulcinea, so geht das mich nichts an, und man darf das nicht auf meine Rechnung schieben. Allenthalben muß ich herhalten mit: Sag mir doch und laß dir sagen; Sancho hat gesagt, Sancho hat es getan; Sancho hinten und Sancho vorn; als wenn San cho der Jedermann wäre und nicht derselbe Sancho Pansa, der durch gedruckte Bücher in der Welt bekannt ist, wie mir Simson Carrasco gesagt hat, der ein Baccalaureusmann aus Salamanca ist, und solche Leute können nicht lügen, außer wenn sie die Lust dazu haben oder es ihnen sehr zustatten kommt. Darum hat sich keiner um mich zu bekümmern, solange ich meinen ehrlichen Namen behalte, und ich habe von meinem Herrn sagen hören, ein guter Name sei mehr wert als alle Reichtümer. Darum nur frisch mir die Statthalterschaft eingepackt, und man soll Wunder sehen; denn wer ein guter Stallmeister gewesen ist, wird auch ein guter Statthalter

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