Don Quixote
hinaufgelangt, wo sich Hagel und Schnee erzeugen; der Donner, das Wetterleuchten und der Blitz erzeugen sich in der dritten Region; und wenn wir auf diese Art fortreisen, so werden wir bald in die Region des Feuers geraten, und ich weiß nicht, wie ich den Zapfen drehen soll, damit wir nicht zu jener Höhe steigen, wo wir verbrennen.«
Indem wurde ihnen Werg, das sich leicht entzündet und schnell verlöscht, von weitem an Stangen entgegengehalten, um ihre Gesichter zu erhitzen. Sancho, der die Hitze fühlte, sagte: »Ich will sterben, wenn wir nicht schon in der Gegend des Feuers sind oder nahe dabei, denn ein großer Teil meines Bartes ist versengt, ich will mir das Tuch abnehmen, gnädiger Herr, um zu sehen, wo wir sind.«
»Tue nicht dergleichen«, antwortete Don Quixote, »und erinnere dich der wahrhaften Geschichte vom Lizentiaten Tor ralva, den die Teufel im Flug durch die Luft davonführten, indem er auf einem Stocke ritt, die Augen verbunden, und der sich in zwölf Stunden zu Rom befand, sich in Torre de Nona niederließ, welches eine Straße dieser Stadt ist, und das ganze Getümmel, die Eroberung und den Tod des Bourbon mit ansah, sich aber am Morgen wieder in Madrid befand, wo er alles das erzählte, was er gesehen hatte; der auch sagte, daß, als er durch die Luft gegangen, der Teufel ihm befohlen habe, die Augen aufzumachen; er tat sie auf und sah sich, wie es ihm schien, dem Körper des Mondes so nahe, daß er ihn mit der Hand fassen konnte, er wagte es aber nicht, auf die Erde hinabzusehen, um nicht schwindelig zu werden. Also, Sancho, dürfen wir uns nicht das Gesicht öffnen, denn derjenige, der uns jetzt trägt, wird auch Rechenschaft von uns geben müssen; vielleicht nehmen wir auch nur einen Anlauf und steigen darum in die Höhe, um dann auf das Königreich Candaya niederzuschießen, wie es der Geier macht oder wie der Falke auf den Reiger stößt, den er um so sicherer trifft, je höher er sich schwingt ; und ob es gleich scheint, daß es noch keine halbe Stunde ist, daß wir im Garten waren, so glaube nur, daß wir doch schon einen großen Weg zurückgelegt haben.«
»Ich weiß nicht, wie es ist«, antwortete Sancho Pansa, »aber das weiß ich wohl, daß, wenn die Dame Magallane oder Magalone mit ihrem Sitze zufrieden war, sie kein zärtliches Fleisch muß gehabt haben.«
Dieses ganze Gespräch der beiden Helden hörten der Herzog und die Herzogin und alle, die sich im Garten befanden, was ihnen ein außerordentliches Ergötzen verursachte; und da sie nun diesem seltsamen und gut durchgeführten Abenteuer ein Ende machen wollten, so hefteten sie an den Schweif des Zapfenhölzern einige brennende Lunten, und augenblicks, da das Pferd inwendig voller Schwärmer war, flog es mit Gekrache durch die Luft und warf den Don Quixote und Sancho Pansa, beide halb versengt, auf die Erde. Vorher hatte sich schon die ganze bebartete Heerschar der Dueñen, auch die Dreischleppina und alles aus dem Garten entfernt, aber die übrigen lagen wie ohnmächtig auf dem Boden ausgestreckt.
Don Quixote und Sancho erhoben sich, übel zugerichtet, schauten nach allen Seiten um und waren sehr verwundert, sich in dem nämlichen Garten wiederzufinden, aus welchem sie abgereist waren, auch so viele Leute auf der Erde liegen zu sehen, aber ihre Verwunderung stieg noch höher, als sie auf der einen Seite des Gartens eine Lanze in den Boden gepflanzt sahen und an ihr mit zwei grünen Schnüren ein weißes und helles Pergament befestigt, auf welchem mit großen goldenen Buchstaben folgendes geschrieben war:
Der erlauchte Ritter Don Quixote von la Mancha hat das Abenteuer der Gräfin Dreischleppina, mit einem andern Namen genannt die Dueña Schmerzenreich, und ihrer Gesellschaft bestanden und vollbracht, bloß dadurch, daß er es unternommen. Malambruno meint, seine völlige Befriedigung und Genugtuung erhalten zu haben, die Bärte der Dueñas sind schon hinweg und verschwunden und die Könige Don Clavijo und Antonomasia in ihrem ehemaligen Zustande. Und sobald die stallmeisterliche Geißelung erfüllt sein wird, soll die weiße Taube von den giftigen Geiern befreit sein, die sie verfolgen, und in den Armen ihres geliebten Täubers ruhen, denn so ist es verordnet vom weisen Merlin, Protozauberer aller Zauberer.
Als Don Quixote die Schrift des Pergaments gelesen hatte, sah er deutlich ein, daß von der Entzauberung der Dulcinea die Rede sei; er dankte dem Himmel vielmals, daß er mit so weniger Gefahr ein so großes Werk
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