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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Unglücke zu lösen.«
    »Das kommt mir vor«, antwortete der Ruderknecht, »als wenn einer mitten auf der See Geld hätte und doch Hungers sterben müßte, weil er nirgends einkaufen kann, was er braucht; hätte ich diese zwanzig Dukaten zur rechten Zeit gehabt, die Ihr mir jetzt anbietet, so hätte ich damit die Feder des Schreibers geschmiert und den Kopf meines Sachwalters so aufgeklärt, daß ich mich heute mitten auf dem Platze von Zocodover in Toledo befinden könnte und nicht hier, wie ein Hund angekoppelt, zu gehen brauchte; aber Gott ist mächtig, man muß Geduld haben, und damit gut.«
    Don Quixote kam zum vierten, einem Manne mit einem ehrwürdigen Gesichte, dem ein silberweißer Bart bis auf die Brust herunterging; als er diesen nach der Ursache fragte, aus der er fortgeführt würde, fing er an zu weinen und antwortete nichts. Aber der fünfte Gefangene diente zu seinem Dolmetscher und sagte: »Dieser ehrwürdige Mann kömmt auf vier Jahre auf die Galeeren, nachdem er vorher seinen Umzug zu Pferde und in großer Pracht gehalten hat.«
    »Also wird er wohl«, sagte Sancho Pansa, »öffentlich am Pranger gestanden haben?«
    »Freilich«, versetzte der Ruderknecht, »und sie haben es ihm darum getan, weil er ein Mittler für das Ohr und auch für die übrigen Gliedmaßen gewesen ist, dieser Ritter ist nämlich ein Kuppler und hat nebenher auch einige Streiche als Zauberer ausgeübt.«
    »Hättet Ihr nicht diese Streiche erwähnt«, sprach Don Quixote, »so würde ich nicht einsehen, wie er als bloßer Liebesmittler sich die Strafe zugezogen hätte, auf den Galeeren zu rudern, sondern man hätte ihn vielmehr zum General derselben ernennen sollen, denn also müssen die Dienste eines Liebesmittlers belohnt werden; dieses Amt erfordert verständige Leute und ist in einem gut eingerichteten Staate von äußerster Notwendigkeit, so wie es immer Leute von gutem Herkommen ausüben müßten. Man sollte auch Aufseher und Examinatoren über sie ansetzen, wie es bei den übrigen Ämtern geschehen ist, mit Unterbedienten, wie die Mäkler auf der Börse sind. Auf diese Weise würde vielen Übeln vorgebeugt werden, die daher entste hen, daß sich unwissende und einfältige Menschen mit diesem Amte befassen, wie es mehr oder weniger alle die alten Weiber, schlechte Pagen und Lustigmacher sind, die wenige Jahre und noch weniger Erfahrung besitzen und die bei wichtigen Vorfällen, oder wenn es vonnöten ist, einen gescheiten Anschlag zu machen, dastehen, als wenn ihnen der Verstand verregnet wäre, und kaum wissen, welche ihre rechte oder linke Hand ist. Ich könnte hierüber noch weitläuftiger sein und Gründe anführen, warum es gut sei, diejenigen auszuwählen, die im Lande diesem so notwendigen Amte vorstehen müßten, doch ist hier nicht dazu der schickliche Ort, ich werde es aber einmal denen vortragen, die Einfluß haben und die Sache einrichten können. Ich will nur noch hinzufügen, daß das Mitleid, welches diese silberweißen Haare, dieses ehrwürdige Gesicht und diese schwere Strafe, nur für Liebesvermittelung, bei mir erregten, sehr durch den Zusatz der Zauberei vermindert ist; ob ich gleich einsehe, daß keine Zauberei in der Welt vermögend ist, den Willen zu verändern und zu bezwingen, wie einige Einfältige glauben, denn unser Geist ist frei, und weder Kräuter noch Zauberkünste können ihn überwältigen. Was alte, einfältige Weiber und nichtswürdige Schelmen wohl zu tun pflegen, ist, daß sie Gifte mischen, die den Menschen töricht machen, womit sie meinen, so gewaltig zu sein, Liebe zu erregen, da es doch, wie gesagt, unmöglich ist, den freien Willen zu zwingen.«
    »So ist es auch«, sagte der wackre Greis, »und wahrhaftig, gnädiger Herr, ob ich gleich in der Zauberei unschuldig war, so konnte ich doch das Liebesmittel nicht leugnen, ich glaubte aber damit nichts Böses zu tun, denn meine lautere Absicht war, daß alle Leute fröhlich sein möchten, in Ruhe und Frieden leben, ohne Hader und Zwietracht; aber dieser gute Wille hat mir nichts geholfen, ich muß dahin, von wo ich gewiß nicht wiederkomme, denn ich bin schon alt und habe außerdem noch ein Übel in der Blase, das mir keinen Augenblick Ruhe läßt.«
    Er fing hierauf von neuem an zu weinen, wodurch Sancho so gerührt ward, daß er einen Real aus dem Busen zog und ihn ihm als ein Almosen reichte. Don Quixote ging weiter und fragte den folgenden nach seinem Vergehen, der viel fröhlicher als der vorige antwortete: »Ich gehe dorthin,

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