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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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war ein Coupé«, sagte der Fahrer.
    »Ihren Führerschein.« Der Beamte stellte seinen schweren Stiefel auf das Trittbrett. Donovan zog die Brieftasche heraus und öffnete sie. »Dr. Patrick Cory, Washington Junction, Arizona«, las der Polizist. Sein Verdacht legte sich. »Was tun Sie hier, Doktor?«
    »Ich muß stadtabwärts, meinen Anwalt besuchen. Aber es ist noch zu früh. Deshalb hielt ich an, um eine Zigarre zu rauchen. Ist das nicht erlaubt?« fragte Donovan trocken.
    »Aber selbstverständlich. Immerhin – es ist besser, Sie fahren weiter«, befahl der Offizier geheimnisvoll.
    Langsam trat Donovan auf den Gashebel, leise fluchend, in einer Sprache, die ich nicht verstand. Im Rückspiegel sah er, daß der Polizist sich die Wagennummer aufschrieb. Sein Plan war fehlgeschlagen. Am Sunset Boulevard hielt Donovan bei einer Eisenwarenhandlung, kaufte ein zähes, dünnes Seil, ein langes, schweres Küchenmesser und einen Koffer und verstaute alles im Wagen.
    Mich packte wieder die Angst. Was hatte er mit Messer und Seil vor? Wen wollte er in dem Koffer verbergen?
    Er parkte den Wagen vor dem Hotel.
    In der Halle saß Sternli wartend in einem Sessel. Sein freundliches altes Gesicht strahlte, als er Donovan eintreten sah, und er eilte mit einem glücklichen Lächeln auf ihn zu.
    »Dr. Cory!« Dann ward er der Veränderung gewahr, die mit diesem Gesicht geschehen war. »Sind Sie krank?« Er war tief bestürzt.
    Donovan sah ihn mit matter Verachtung an. »Durchaus nicht. Nein. Wie kommen Sie darauf? Aber Sie sehen ziemlich zusammengefallen aus!«
    Sternli sah ihn ganz dumm an. Er war so verwirrt, daß er seine dicke Brille näher an Donovan heranbrachte, um sich zu vergewissern, daß er zu dem Richtigen sprach.
    Donovan fragte ungeduldig: »Nun, haben Sie Geraldine Hinds gesehen? Und den Installateur in Seattle?«
    Sternli antwortete langsam – er ahnte Böses. Er spürte diese seltsame Ähnlichkeit mit seinem früheren Herrn, die nicht in einer Verwandtheit der Gesichtszüge, sondern in der gleichen Art des Benehmens zu suchen war. Wenn er seinen Augen glaubte, war es Dr. Patrick Cory, mit dem er sprach.
    »Ich habe einen Bericht gemacht. Die Fälle sind einfach.«
    »Geben Sie her.« Donovan hielt die Hand hin.
    Sternli schien überrascht durch Donovans Eile. Er öffnete seine Aktentasche und nahm ein paar maschinenbeschriebene Seiten heraus: »Geraldine Hinds führt eine Pension in Reno. Es geht ihr verhältnismäßig gut. Aber der Installateur in Seattle ist sehr arm. Nun, mit ein bißchen Geld könnte man beide sehr glücklich machen.«
    »Halten Sie sich an die Tatsachen«, sagte Donovan grob.
    Er griff nach den Papieren und ließ den alten Mann stehen.
    »Schicken Sie mir die Aufstellung Ihrer Ausgaben. Ich wünsche zu wissen, wieviel Sie auf dieser Reise verbraucht haben!« rief er über die Schulter zurück, als er forthinkte.
    Sternli starrte ihm nach. Sein Gesicht sah gequält aus. Er blickte Donovan nach – er hatte erkannt, daß er ein Gespenst war.
    Donovan ging rasch auf sein Zimmer, die Papiere in der Hand. Er öffnete die Tür, hinkte zum Schreibtisch und zog das mittlere Schubfach heraus.
    Er erstarrte mitten in der Bewegung. Meine Aufzeichnungen waren fort!
    Er setzte sich eine Weile nieder und lauschte mit gebeugtem Kopf einer Botschaft, die nur er hören konnte.
    Ohne Zweifel – Janice hatte das Tagebuch weggenommen, wie ich das so sehr gewünscht hatte!
    Nachdem sie nun die Umstände und die Gefahren wußte, würde sie vorsichtig sein und sich nicht exponieren. Ich betete, daß sie aus Donovans Reichweite sei!
    Plötzlich stieß Donovan einen langen Seufzer aus, als habe er etwas Schreckliches erfahren. Wie ein Blinder tastete er nach dem Telefon. Er saß auf seinem Bett, die Hände im Schoß, und redete in seiner fremden Sprache mit sich selbst.
    Das Telefon klingelte. Es war Fuller. »Nein. Sie ist nicht hier gewesen, Dr. Cory.«
    »Gut«, sagte Donovan unpersönlich.
    »Alles geht großartig«, fügte Fuller hastig hinzu, um seine Lüge zuzudecken. »Ich habe eine starke Verteidigung für Cyril Hinds aufgesetzt. War heute bei ihm. Morgen gebe ich ihm die Antworten, damit er sie auswendig lernt.«
    »Gut«, sagte Donovan ausdruckslos.
    »Übrigens, das Mädel«, fuhr Fuller mit gezwungenem Optimismus fort, »wissen Sie, ich bin zu der Ansicht gelangt, daß sie überhaupt nicht gefährlich ist! Sie hat schon solche Angst, daß die Geschworenen sie gar nicht ernst nehmen werden. Sie weiß

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