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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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Blick nicht zu begegnen. »Die Welt ist gegen mich. Jedermann ist gegen mich.« In seiner Stimme war keine Bitterkeit, er sprach ohne Empfinden, als berichte er einfache Tatsachen.
    »Niemand ist gegen dich«, sagte Janice. Sie legte ihm die Hand fest auf die Schultern, um ihn zu zwingen, sie anzusehen. »Du hast die Welt immer aus dem verkehrten Brennpunkt gesehen. Du hast dein Leben lang geglaubt, die Menschen seien gegen dich, und es war nicht wahr. Du hast immer Ursache und Wirkung verwechselt.«
    Donovan hörte zu. Zum erstenmal in seinem Leben sprach jemand so geradeheraus zu ihm. Er schien erstaunt und interessiert. Also das hatte Janice versuchen wollen ... Donovan mit der Wahrheit angreifen! Und sie sprach weiter zu dem Ungeheuer, in dem Glauben, sie könne ihm mit Logik beikommen.
    Ich sah ihre Gefahr, ich sah ihr tapferes, nutzloses Opfer.
    »Dein ganzes Leben lang warst immer du es, der die Menschen angriff«, fuhr Janice fort. »Und wenn sie zurückschlugen – manchmal um ihr Leben – warst du erstaunt. Dann hieltest du dich für grundlos angegriffen! Wer immer dir widersprach, tat dir Unrecht. Du hast niemals verstanden, daß man seine Wünsche beherrschen muß. Das Leben ist ein gegenseitiger Kompromiß. Wenn du nur dieses einfache Gesetz verstehen würdest, das allein es möglich macht, in der menschlichen Gesellschaft zu existieren, so wärst du nicht so unglücklich gewesen. Niemand hat dir etwas zuleide tun wollen.«
    Er hörte sich an, was sie ihm auseinandersetzte – aber er verstand es nicht. Er hatte keine Gefühle, wie eine Dampfwalze, die alles aus ihrem Wege schiebt.
    Janice schwankte ein wenig, und ihre Augen wurden leer. Mit all ihrer Willenskraft und Liebe versuchte sie, die Entscheidung eines kranken Geistes zu beeinflussen.
    »Wenn du nur lieben würdest, käme die Liebe auch zu dir zurück«, sagte Janice.
    Sie sah mich, Patrick, neben sich. Sie glaubte nur, meine und Donovans Persönlichkeit seien verwirrt. Und nun wollte sie, daß Donovan verschwindet und Patrick antwortet. Sie glaubte, vereinigt wären ihr und mein Wille stark genug, diese widernatürliche telepathische Lähmung zu brechen, die mich des Gebrauchs meines eigenen Sinnensystems beraubte. Sie wußte, daß ich lauschte, und plötzlich – sie fühlte, daß sie auf verlorenem Posten kämpfte – wandte sie sich direkt an mich: »Patrick! Du kannst frei sein, wenn du nur daran glaubst! Hilf mir doch!«
    »Ich bin nicht Patrick«, sagte Donovan.
    In seinen Augen muß sie ihr Urteil gelesen haben. Donovan murmelte wieder, seine Worte halb verschluckend. In seinem Ausdruck lag Verzweiflung, und Wut auf Janice.
    »Warum stellst du dich mir in den Weg? Du willst mich unglücklich machen, wie sie mich alle unglücklich gemacht haben. Jeder ist gegen mich. Aber du kannst mich nicht aufhalten!«
    Er hob die Hände, und einen Augenblick zitterte Janice in ungewisser, schrecklicher Furcht.
    »Nein«, sagte sie.
    Sie schien körperlich kleiner zu werden, aber sie rührte sich nicht.
    Donovans Hand schoß vor, aber er faßte nur ihren Mantel. Sie hatte die Tür aufgerissen und sprang aus dem Wagen. Sie rannte.
    Sie schrie nicht um Hilfe.
    Dann stand sie still und wartete.
    Donovan folgte ihr langsam.
    Sie sah aus wie ein Kind; ihr braunes Haar flog in dem starken, lauten Wind, der grauen Staub über die flache Hügelkuppe fegte.
    Er muß wie ein Irrer ausgesehen haben, als er an sie herantrat. Seine rechte Hand hielt das Messer. Die andere schwang das Seil.
    Janice wich nicht zurück. Sie hielt ihn mit ihren ruhigen blauen Augen fest, als wolle sie sich ihn damit fernhalten.
    Als er das Messer hob, schlug sie mit der Kante ihrer Hand auf sein Handgelenk. Als Pflegerin hatte sie gelernt, sich gegen Irre zu verteidigen.
    Ich schrie ihren Namen – aber ich konnte meine Stimme nicht vernehmbar machen. Ich, der diese Bestie aufhalten wollte, würde Zeuge des Mordes sein müssen!
    Sie hatte ihm das Messer aus der Hand geschlagen, aber er schlug sie mit dem Seil übers Gesicht, und als sie taumelte, fing er sie auf und packte mit seiner rechten Hand ihre Kehle. Sie war ihm nicht gewachsen.
    Ich stammelte ein Gebet. »Glaube!« hatte Janice gesagt ...
    Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich war in der brennenden Hölle, ich starrte in ihr schmales, hilfloses Gesicht, und meine – meine Hände bogen ihren Kopf zu Boden.
    Urplötzlich fühlte ich die Muskeln meiner Schultern und den Schmerz im Handgelenk, auf das Janice geschlagen hatte.

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