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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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antwortete Tom nicht sofort, und der Mann wurde ausführlicher. »Sehen Sie, ich habe den Ort entdeckt, als ich mit dem Schiff von Antwerpen herüberkam, und habe meine Freunde hergebracht, um ihn zu suchen, weil Gideon …« – er deutete mit einem Kopfnicken auf den Farbigen – »sagte, dass er in dieser Gegend sein muss. Aber wir haben den ganzen Nachmittag vergeblich gesucht.«
    »Aber er muss in dieser Gegend sein«, sagte Gideon. »Ich habe auf einer geologischen Karte nachgesehen. Hier sind die letzten Kalkböden für Meilen.«
    »Das stimmt«, sagte Tom. »Aber ich glaube, Sie sind zu weit nach Osten gekommen.«
    »Das ist unmöglich«, sagte der Amerikaner. »Wir haben jede Seitenstraße und jeden Weg probiert, und überall war die Zufahrt zum Ufer versperrt, beim letzten von einer Art chemischer Fabrik.«
    »Das wird das Depot für organische Säuren gewesen sein«, sagte Tom und runzelte, ohne es zu wollen, die Stirn.
    »Sie mögen Sie anscheinend nicht«, sagte Gideon.
    »Ehrlich gesagt, nein«, gab Tom zu. »Die Leute machen uns eine Menge Ärger. Verschmutzung! Sie reinigen ihre Abwässer nicht sorgfältig genug.«
    »Sie arbeiten an dieser Forschungsstation?« fragte der Mann in der gestreiften Windjacke.
    »Ja. Ich bin Dr. Tom Reedwall.«
    »Wir sind ›Bruno and The Hermetic Tradition‹ – das heißt, die meisten davon.« Der Mann in der Windjacke grinste verlegen. »Das ist ein Witz von Gideon. Ich bin Bruno – Bruno Twentyman.«
    Der dunkelhäutige Mann zuckte die Achseln. »Las den Namen in der New York Review of Books «, sagte er. »Ich sah, dass irgend jemand ein Buch mit dem Titel Giordano Bruno and the Hermetic Tradition geschrieben hatte und fand, dass das ein verdammt dufter Name für eine Pop-Gruppe sei. Wir suchten damals gerade einen Namen – hatten gerade angefangen.«
    Tom richtete sich auf und schnippte mit den Fingern. »Habe ich nicht kürzlich eine Platte von Ihnen im Radio gehört?« fragte er.
    Bruno verzog das Gesicht. »Schon möglich. Wir haben eine Single gemacht, die vor etwa einem Monat in den Top Twenty war – eine Woche lang.«
    »War das nicht etwas über einen Sporttaucher, der einem Delphin begegnet?« fragte Tom und runzelte die Stirn, als er sich konzentriert bemühte, den Song in seine Erinnerung zurückzurufen.
    »Richtig. Seadeath haben wir ihn genannt. Gid hat den Text geschrieben, und Glenn« – mit einem Kopfnicken auf den Amerikaner – »und Rupert White, der heute nicht mitgekommen ist, die Musik.«
    Gideon sang mit leiser Stimme:
     
    »And the shells were yellow and the shells were red,
    But the sea was redder when I shot him dead.
    And he sank to the ocean’s bed – bed – b-e-e-d!«
     
    Er sang den letzten Ton in einem schrillen Falsett, der auf der Platte von einem tremolierenden Echo-Effekt begleitet wurde. Dann grinste er, zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot Tom eine an.
    »Ich heiße übrigens Gideon Hard«, sagte er, »und dies sind Cress – und Nancy – und Liz.«
    Tom lehnte die Zigarette dankend ab, zog eine angekohlte, alte Pfeife aus der Tasche und begann sie zu stopfen. Inkosi legte sich zu Cress’ Füßen auf den Boden, und sie kauerte sich neben ihn hin und kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Sie haben nicht zufällig Delphine hier?« fragte das Mädchen, das ihm als Liz vorgestellt worden war, die Blondine im Minikleid.
    Tom schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie mögen wärmeres Wasser, als wir es hier haben. Aber wir hoffen, bald welche zu bekommen. Wir haben gerade ein beheizbares Becken fertig gestellt – aber Delphine sind nicht eigentlich unser Interessengebiet. Unsere Forschungen drehen sich um Fisch als Nahrung – wir versuchen, Fischer von Jägern zu Farmern zu machen, könnte man sagen.«
    »Und was haben die Delphine damit zu tun?« Cress blickte auf und kraulte Inkosi weiter hinter den Ohren. »Sie sind doch nicht einmal Fische, nicht wahr?«
    »Richtig. Es sind Säugetiere. Wir hoffen, dass es uns eines Tages gelingt, sie wie Hirtenhunde abzurichten, so dass sie Fischschwärme für uns hüten.«
    »Mir scheint, Sie haben ein … eine Art berufliches Interesse für meinen Song«, sagte Gideon.
    Tom zuckte die Achseln. »Nicht eigentlich, obwohl ich vermute, dass er deshalb meine Interesse erregt hat. Um ehrlich zu sein, habe ich ihn nicht wirklich bewusst gehört. Es war reiner Zufall, dass ich ihn überhaupt hörte; irgend jemand hatte das Radio eingeschaltet. Es ging doch um einen Sporttaucher,

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