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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ragten, und zu beiden Seiten unregelmäßig geformte Kreidefelsen von etwa zehn Metern Höhe.
    »Fabelhaft«, sagte Liz schließlich.
    »Na, was habe ich euch gesagt?« krähte Glenn und sah sich nach einer Stelle um, wo sie zum Strand hinabsteigen konnten. Nach kurzer Zeit hatte er sie gefunden, einen rampenartigen Pfad, mit Gras und Unkraut zugewachsen, aber noch immer begehbar, wie er feststellte.
    »Was meinst du?« sagte Gideon leise zu Bruno. Während der sechs Monate, die sie den Amerikaner kannten, hatten sie sich an seine unberechenbaren Ausbrüche von Enthusiasmus gewöhnt und übersahen sie, wenn es nötig war.
    »Ich glaube, es lässt sich machen«, sagte Bruno nach kurzem Überlegen. »Wahrscheinlich müssen wir zwei, drei Boote mieten, auf denen wir die Projektoren und anderes Zeug installieren können, und ich bin nicht sicher, ob der Platz ausreicht, um tanzen und grillen zu können, aber davon abgesehen, könnte es gehen.«
    »Wir müssten für Essen und Trinken sorgen«, sagte Cress.
     
    »Vielleicht könnte man einen Wagen mit Hot dogs und so weiter herbringen.«
    »Und was ist mit den Gezeiten?« fragte Gideon. »Es wäre wirklich zu albern, wenn die Nacht, die wir für die Sache auswählen, ausgerechnet eine ist, in der hier alles unter Wasser steht.«
    »Das lässt sich doch feststellen«, sagte Bruno. »Aber du hast natürlich recht. In dieser Gegend ist die Flut ziemlich hoch, glaube ich.«
    Glenn war auf dem kleinen Strandstück hin und her gelaufen und stand jetzt direkt unter ihnen.
    »He!« rief er. »Ich habe eine großartige Idee.«
    »Nicht noch eine«, sagte Gideon mit theatralischem Stöhnen und presste beide Hände gegen die Ohren.
    »Halt die Klappe, du ignoranter Trini-Daddy! Hör zu, Bruno, warum sollen wir unser Picknick nicht doch noch veranstalten? Lasst uns einen Pub suchen und Bier und so Zeug kaufen, und dann kommen wir hierher zurück und essen, was eigentlich unser Lunch sein sollte. Liz hat gutes Futter in den Korb geladen, und es wäre doch ein Jammer, wenn es umkäme.«
    »Das klingt herrlich!« rief Nancy begeistert.
    »Noch jemand dafür?« fragte Glenn. Als die anderen nickten und andere Zeichen der Zustimmung gaben, stieg er wieder zu ihnen hinauf. »Wir könnten das als eine Art Vorprobe für den großen Abend durchführen«, sagte er, als er das obere Ende des Pfades erreicht hatte.
    »Mit einem Transistorradio?« fragte Gideon. »Das kann doch nur ein Witz sein. Wie willst du sechzig Watt aus dem Ding kitzeln?« Als er sah, dass Glenn die Stirn runzelte, setzte er besänftigend hinzu: »Okay, vergiß es! Ja, ich glaube, das Picknick am Strand ist eine gute Idee.«
    »Falls es nicht regnet«, sagte Bruno.
    »Es ist keine Wolke mehr am Himmel, Baby«, sagte Glenn und machte sich auf den Rückweg zum Wagen.

 
4
     
    Die Sonne ging unter, als sie einen Pub gefunden und dort eingekauft hatten, was sie brauchten, weil Glenn, wie üblich, vorgeschlagen hatte, wenn sie schon hier seien, sollten sie wenigstens einen Drink nehmen, und als sie dann die Abzweigung wieder gefunden hatten und schwer beladen mit den Flaschen und dem riesigen Lunchkorb, den Liz für sechs Menschen gepackt hatte, über die verwilderte Wiese gingen, waren sich ihre Augen nicht einig, ob sie sich auf den Rest der Helligkeit oder die hereinbrechende Dunkelheit einstellen sollten.
    Sie hatten fast den Rand der Klippe erreicht, als eine Stimme, die von nirgendwoher zu kommen schien, fragte: »Was machen Sie denn hier?«
    Sie blieben sofort stehen und starrten in die Richtung, aus der die Worte gekommen zu sein schienen. Die Stimme hatte tief und quengelig geklungen, und es war nicht klar zu erkennen gewesen, ob sie männlich oder weiblich war, was irgendwie zu dem unsicheren Dämmerlicht passte.
    »Nun?« fragte die Stimme, und der Sprecher kam in Sicht. Sie erkannten, dass es eine alte Frau war, deren Rock bis auf ein Paar völlig abgetragene Schuhe herabhing; ihr Haar war anscheinend grau – das war in dem schwachen Licht schwer zu erkennen –, und sie presste eine große zerfranste Strohtasche an die Brust.
    Eine Weile standen sie schweigend, unsicher. Dann fasste sich Bruno, trat auf sie zu und bemühte sich, die Manieren seiner guten Erziehung hervorzukehren, die er normalerweise zu unterdrücken versuchte.
    »Ich bitte um Verzeihung, falls wir Sie auf irgendeine Weise belästigen sollten, Madam«, erklärte er in höflichem Ton. »Aber meine Freunde und ich haben nach einem geeigneten Platz

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