DoppelherzTOD
sehen, jetzt knutschte der andere Frauen und gestand es ihm ein. Diese Ermittlungen müssen Bruno sehr viel bedeuten, wenn er dabei Frederike aufs Spiel setzte. »Auf deine alten Tage wirst du doch nicht unvernünftig werden.« Wahrscheinlich war diese Affäre ein Ausgleich zu dem verlorenen Job und der Langeweile.
»Je oller, je doller.«
Bislang hatte Bruno mit seinem Alter gehadert, jetzt machte er sich selbst darüber lustig.
»Ich würde Frederike die Blumen noch einmal vorbeibringen.«
»Nimm du sie doch mit, wenn du wieder zum Dienst bei ihr erscheinst.«
»Ich spiele doch nicht deinen Liebesboten! Das machst du schön selbst, mein lieber Bruno.«
Auch Ehrlicher wusste, womit er den Kollegen treffen konnte. »Apropos, was macht denn deine stille Verehrerin, die immer am Tisch sitzt und nur Augen für dich hat? Gestreifter Pulli, trinkt Milchkaffe und himmelt dich an.«
Kain wunderte sich, dass Bruno sich so genau an Rebecca Loepki erinnerte. Er wollte mit dieser Frau nichts mehr zu tun haben. Sie war ihm lästig. »Da hat mir Walter einen Floh ins Ohr gesetzt. Die soll ihr Kind umgebracht haben. Sie finden nur keinen Beweis dafür, hat er gesagt. Die Frau behauptet aber, der Vater habe das Kind entführt.«
»Er kann’s nicht lassen, unser Walter. Wahrscheinlich ist das seine Art, zu zeigen, dass er unter unserer Abwesenheit leidet.«
»Obwohl ich nach und nach auch den Verdacht hatte, dass mit der Aussage der Frau etwas nicht stimmt.«
Die Menge jubelte, Läufer liefen noch immer ins Ziel. Kain hatte keine Lust, über Rebecca Loepki zu sprechen. Eigentlich hatte sich sein neuer Sohn Felix gewünscht, auf den Rummel zu fahren. Eva hatte etwas dagegen gehabt. Die Schulnoten ließen das Vergnügen einfach nicht zu, hatte sie gesagt. Auch deswegen schob Kain wochenends Dienst. Dafür zahlte ihm Frederike einen kleinen Zuschlag, und wenn er sowieso nichts zusammen mit seiner Familie unternahm, konnte er auch im Waschsalon stehen.
»Na, da brat mir doch einer ‘nen Storch!« Ein fröhlicher Besucher mit zu viel Bier in der Blutbahn umarmte Ehrlicher, als wären sie seit Jahrzehnten bekannt. Dabei zählte der Typ keine dreißig und sah aus, als wäre er gerade einem Hächsler entronnen.
»Sag mal, bist du nicht der Fred?«, wandte er sich an Kain. Der schüttelte seinen Kopf. Mit diesem Typen war Kain nicht bekannt. Bruno trank sein Bier aus. Der Typ blieb stehen. »Kannst mir nicht trotzdem mal mit ‘ner Mark aushelfen tun. Mich hamse grad angefahren. Alles futsch, nicht nur die Lippe.« Dabei wies der Typ auf sein Kinn. Das Blut war noch nicht verkrustet. Speichel tropfte. Heute haun wir auf die Pauke!, schmetterten die Boxen. Und dieser Mann roch, als hätte er seit Wochen im Straßengraben gelegen. Bruno zückte tatsächlich sein Portemonnaie und gab ihm das Glaspfand. Der Typ fand vor Freude kaum Worte und verschwand. »Hoffentlich habe ich mich im Griff, wenn’s mal passiert und muss nicht wie er um die Groschen fürs Bier betteln.« Bruno steckte seine Brieftasche wieder in sein Jackett. »Unfall. Kann einem schon leidtun.«
»Vielleicht ist das ganze Leben ein Unfall.« Kain wurde tiefsinnig. »Ich frage mich, ob Rebecca Loepki diesen Schicksalsschlag jemals verwindet. Eine Mörderin ist sie nicht. Da bin ich mir sicher.«
»Als altgedienter Kriminalist.« Und Bruno hob ihm sein Bierglas entgegen. »Vielleicht war’s ‘n Unfall. Und du jagst nur Walters fixen Idee hinterher.«
»Nein. Annetta ist verschwunden. Keiner hat sie wieder gesehen. Mensch, die Kleine ist keine zwei Jahre alt.«
»Dann bleibt es dabei, der Vater hat sie entführt. Das Wichtigste ist, mach dich nicht heiß. Das Leben ist schon so schwer genug.«
»Aber irgendetwas stimmt mit diesem Fall nicht.«
»Dann setz die Frau unter Druck. Rede mit ihr und säusel nicht rum.«
»Meinste?«
»Mein ich!« Und Bruno ging nochmals zum Bierstand.
»Und jetzt haben wir den Sieger im Interview! Wie fühlen Sie sich nach diesem Lauf?«
Dem Sieger hatte es offensichtlich die Sprache verschlagen.
18.
Gestern war ein langer Tag gewesen, und er zeigte seine Wirkung noch am Morgen. Kain hatte Bruno Ehrlicher beigestanden, hatte wie er geschimpft und in richtigen Momenten verständnisvoll genickt. Aber Lösungen hatte auch er keine. Kain würde bei Frederike gute Worte einlegen, zu erklären versuchen, was Ehrlicher sich selbst nicht erklären konnte. Ehrlicher war sich nicht sicher, ob das etwas nutzte. Er vermutete,
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