03 - Tod im Skriptorium
H ISTORISCHE A NMERKUNG
Die beiden vorangegangenen Fidelma-Romane spielten im Jahre 664 u.Z. der erste auf der Synode von Whitby in Northumbrien und der zweite in Rom. Dies ist die erste Geschichte, in der man Fidelma in ihrer eigenen Umgebung erlebt. Den meisten Lesern wird das Irland des siebenten Jahrhunderts sehr wenig vertraut sein. Die fünf Hauptkönigreiche, aus denen es bestand, die Kleinkönigreiche und die Clan-Gebiete mit ihren Ortsnamen und sogar die meisten Personennamen werden ihnen seltsam erscheinen. Auch die alte irische Gesellschaftsordnung und ihre Gesetze, die Fénechus-Gesetze, im Volke die Brehon-Gesetze (von breitheamh = Richter) genannt, werden kaum bekannt sein. Doch dies ist Fidelmas Welt, und ich hoffe, daß ich den Leser schmerzlos in sie einführen kann.
Zu seiner Unterstützung habe ich eine Kartenskizze und eine Liste der Hauptpersonen beigefügt.
Im allgemeinen habe ich es aus naheliegenden Gründen abgelehnt, anachronistische Namen zu verwenden, habe allerdings einige wenige moderne Ausdrücke übernommen wie Tara statt Teamhair , Cashel an Stelle von Caiseal Muman und Armagh für Ard Macha . Hingegen bin ich bei dem Namen Muman geblieben und habe nicht die Form »Munster« vorweggenommen, bei der im neunten Jahrhundert das nordische »stadr« (Ort) an den irischen Namen Muman angehängt und die dann anglisiert wurde. Ähnlich habe ich das ursprüngliche Laigin beibehalten statt der anglisierten und prochronistischen Form Laigin-stadr, aus der Leinster wurde.
In früheren Geschichten ist schon auf einige Unterschiede zwischen der irischen Kirche, die jetzt allgemein die keltische Kirche genannt wird, und der römischen Kirche hingewiesen worden. Es wurde klargestellt, daß zu jener Zeit die Forderung des Zölibats bei den Mönchen und Nonnen nicht populär war. Man muß bedenken, daß in Fidelmas Tagen die Klöster oft beide Geschlechter beherbergten und daß Mönche und Nonnen heirateten. Selbst Äbte und Bischöfe durften das und taten es. Die Kenntnis dieser Tatsache ist wesentlich für das Verständnis der Welt Fidelmas.
Die Geschichte spielt im Jahre 665 u.Z.
H AUPTPERSONEN
Schwester Fidelma von Kildare , eine dálaigh oder Anwältin an den Gerichten Irlands im siebenten Jahrhundert
Cass , ein Mitglied der Leibwache des Königs von Cashel
Cathal , der sterbende König von Cashel
Colgú , der tánaiste oder Thronfolger von Cashel und Fidelmas Bruder
I N R AE NA S CRÍNE
Intat , ein bó-aire oder örtlicher Machthaber der Corco Loígde
Schwester Eisten , die Waisenkinder versorgt
Cétach und Cosrach , junge Brüder
Cera und Ciar , junge Schwestern
Tressach , ein Waisenknabe
I N DER A BTEI R OS A ILITHIR
Abt Brocc , ein Vetter Fidelmas
Bruder Conghus , der aistreóir oder Pförtner
Bruder Rumann , der fer-tighis oder Verwalter der Abtei
Bruder Midach , der leitende Arzt
Bruder Tóla , der Unterarzt
Bruder Martan , der Apotheker
Schwester Grella , die Bibliothekarin
Bruder Ségán , der fer-leginn oder Rektor
Schwester Necht , eine Novizin und Gehilfin im Gästehaus
M ÄNNER DER C ORCO L OÍGDE
Salbach , der Stammesfürst der Corco Loígde
Scandlán , sein Vetter und Kleinkönig von Osraige
Ross , Kapitän einer barc , eines Küstenseglers
M ÄNNER AUS DEM K ÖNIGREICH L AIGIN
Der Ehrwürdige Dacán , der Tote
Fianamail , der König von Laigin
Forbassach , sein Brehon oder Richter
Abt Noé , der Bruder des Ehrwürdigen Dacán, Abt von Fearna und Berater Fianamails
Mugrón , Kapitän eines Kriegsschiffes von Laigin
Midnat , ein Matrose aus Laigin
Assíd von den Uí Dego , ein Kaufmann und Schiffskapitän aus Laigin
I N S CEILIG M HICHIL
Pater Mel , Vorsteher des Klosters von Sceilig Mhichil
Bruder Febal , ein Mönch
I N M OLUAS H AUS
Bruder Molua , der ein Waisenhaus leitet
Schwester Aíbnat , seine Frau
I N DER GROSSEN R ATSVERSAMMLUNG
Sechnassach , der Großkönig von Irland
Barrán , der Oberrichter von Irland
Ultan , der Erzbischof von Armagh und das religiöse Oberhaupt von Irland
K APITEL 1
Das Gewitter brach mit plötzlicher Heftigkeit los. Auf das helle Aufblitzen folgte ein wütender Donnerschlag. Im nächsten Moment setzte der Regen mit schweren, eisigen Tropfen ein.
Das Pferd und die Reiterin hatten gerade den Schutz des Waldes verlassen und hielten auf einer Anhöhe. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Ebene. Die Frau war in einen
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