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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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weil ich immerzu denke: Heute kommt sie vielleicht. Heute kommt sie! Ellie, mich kostet das langsam den Verstand …«
    »Colin hätte mich kaum allein gelassen, wenn wir sie angelockt hätten. Außerdem spüre ich sie nicht nahen. Es ist alles so wie immer.«
    »Aber ihr habt heute Nacht schon … ähm … palim, palim?« Palim, palim. Was immer Gianna auch damit meinte.
    »Wir waren zusammen«, antwortete ich reserviert.
    »Und er war nackt!« Gianna machte ein Gesicht, als gälte es, einen komplizierten Kriminalfall aufzuklären. »Trotzdem habt ihr nicht miteinander ge–«
    »Ich wüsste nicht, was dich das interessiert«, stoppte ich sie und stand auf, das Laken um meine bloßen Hüften gewickelt, um ins Bad zu verschwinden, doch Gianna stellte sich abwehrend vor die Tür. Sobald ich meine Hände hochnehmen würde, um sie zu verscheuchen, wäre ich nackt und ich wollte mich in diesem Moment vor Gianna nicht nackt zeigen. Ich fühlte mich ohnehin schon entblößt und gedemütigt, allein durch ihre hartnäckigen Fragen.
    »Es geht mich in dem Moment etwas an, in dem es eine Dämonin anlocken könnte, die uns alle wahlweise ebenfalls in Dämonen verwandeln oder die Gurgel umdrehen kann! Ellie, ich meine das ernst: So läuft das nicht! Wenn nicht bald etwas passiert, werden Paul und ich abreisen. Es geht auch Paul nicht gut damit und er ist gerade erst seinem Mahr von der Schippe gesprungen.«
    »Willst du mich etwa auffordern, mit Colin zu schlafen, damit Tessa endlich kommt?«, schnauzte ich sie an. Die Demütigung kannte also doch noch Steigerungen.
    »Nein, um Himmels willen!«, wehrte Gianna mit erhobenen Händen ab. »Ich wünsche mir viel eher, du würdest begreifen, dass das vielleicht gar nicht mehr geht …«
    »Dass was nicht mehr geht?« Herausfordernd blitzte ich sie an, obwohl mein Herz sich gekränkt zusammenzog.
    »Mit ihm glücklich zu sein«, antwortete Gianna mit erstaunlich fester Stimme. »Vielleicht geht es nicht mehr und dann wäre es das Beste, wir reisen ab oder machen uns wenigstens auf die Suche nach deinem Vater. Alles ist besser als die elende Warterei auf etwas, was vielleicht niemals eintritt.«
    Ich konnte vor Empörung nichts mehr sagen. Stattdessen bemächtigte sich auf einmal eine Szene meines Kopfes, an die ich mich beim Aufwachen gar nicht mehr erinnert hatte. Dafür tat ich es jetzt umso konkreter und lebendiger. Colin hatte mich noch einmal geweckt. Oder war er mir im Schlaf begegnet? Ich hatte meine Augen geöffnet und ihn angesehen, meine Hand immer noch in meinem Schoß, meine Gefühle gefangen in einem tosenden Strudel aus Begehren, Sehnsucht und Wehmut.
    »Mir kommt mein Dasein sinnlos und getrieben vor, Lassie. Bitte versuch das zu verstehen. Ich möchte, dass es mit etwas Schönem endet. Ich will nicht, dass sich mit dir wiederholt, was bei den anderen immer wieder geschah. Du sollst mich nicht fürchten.«
    Warum musste ich mich ausgerechnet jetzt daran erinnern? Es nahm mir jegliche Konzentration für meine Gegenangriffe. Noch viel schlimmer: Meine Augen wurden verdächtig heiß und ich spürte, dass sich eine ganze Flutwelle an Tränen hinter meiner Stirn aufbaute. Gegen sie gewann ich nur selten.
    »Wie kannst du behaupten, dass es niemals eintritt?« Ich rang um Haltung und Würde, so gut ich konnte.
    »Weil ich das alles kenne. Ich weiß, was du durchmachst.« Giannas Augen verloren ihren Glanz, als sie mich am Ellenbogen zum Bett führte und mich dazu bewegen wollte, mich zu setzen. Ich blieb steif stehen. »Ich hab dir doch mal erzählt, dass ich mit diesem manipulativen Arschloch zusammen war. Rolf. Am Anfang war alles super, er machte mir den Hof, schrieb mir Kärtchen mit romantischen Botschaften, faselte von Schmetterlingen im Bauch und der großen Liebe …«
    »… alles Dinge, die Colin niemals getan hat und auch niemals tun wird!«, mischte ich mich frostig ein.
    »Es geht mir ums Prinzip, Ellie. Fakt war, dass ich glaubte, vor Liebe zu glühen und endlich mein Gegenüber gefunden zu haben. Ich wollte das glauben, mit aller Macht. Und deshalb glaubte ich es auch dann noch, als er anfing, mich schlecht zu behandeln. Ich wollte an diesem Traum festhalten, füreinander bestimmt zu sein, dass alles gut werden würde, wenn wir nur irgendwann die richtigen Voraussetzungen geschaffen hatten, uns besser kannten, all unsere Skeptiker überzeugt hatten … Dabei war es schon in dem Moment zu spät, als er mir das erste Mal Gewalt angetan hatte. Darüber

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