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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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hab geträumt, meine Mutter … sie … oh Gott …«
    »Spann mich nicht so auf die Folter, Ellie. Ich werde sehr unangenehm, wenn meine Nerven überreizt werden, und sie sind schon überreizt. Mehr geht kaum noch.«
    »Ich war krank. Sterbenskrank«, begann ich das, was ich erlebt hatte, stockend zusammenzufassen. »Ein Gehirntumor, bösartig und wahrscheinlich tödlich. Die Diagnose hatte mich nicht überrascht, doch ich war entschlossen zu kämpfen, es wenigstens zu versuchen. Auch wenn die Chance, gesund zu werden, verschwindend gering war. Nachdem die Ärzte mir mitgeteilt hatten, wie es um mich stand, hab ich mich in mein Bett gelegt … Es war übrigens zu Hause in Köln, in meinem alten Zuhause, und ich war auch jünger als jetzt, sechzehn, glaube ich …«
    Ich musste schlucken, weil ich das Gefühl hatte, mich gleich übergeben zu müssen. Gianna griff nach meiner klammen Hand und streichelte sie.
    »Sprich weiter, Ellie. Es wird nicht besser, wenn man es verschweigt.«
    Ich sah zu ihr auf. »Es gibt nichts, wodurch dieser Traum besser werden könnte. Gar nichts.« Zitternd atmete ich aus. »Ich lag also in meinem Bett und versuchte mich für das zu wappnen, was mir bevorstand, als meine Mutter zu mir ins Zimmer kam und sich neben mich stellte, die Fäuste in ihre Hüften gestemmt und mit einem kalten, abweisenden Gesichtsausdruck. Das habe doch alles sowieso keinen Sinn, sagte sie, die Behandlung wäre zu teuer und zudem aussichtslos, ich würde nur eine Belastung für sie sein, um dann doch zu sterben, und das könnten sie sich nicht leisten. Ich wollte widersprechen, ihr sagen, dass ich kämpfen wollte, doch ich konnte nichts sagen, weil ich plötzlich keine Zähne mehr hatte. Sie waren alle ausgefallen!« Wieder schluckte ich. »Und dann … dann … hat sie eine Pistole aus ihrer Tasche gezogen, sie an meine Schläfe gepresst und abgedrückt. Sie hat einfach abgedrückt! Meine eigene Mutter hat mich umgebracht!«
    »Madonna …« Giannas Finger schlossen sich fester um meine Hand, als es der Wunsch, mich zu trösten, eigentlich erlaubte, doch ich wehrte mich nicht. Ich war froh, jemanden zu spüren, der mich ganz gewiss nicht umbringen wollte. »Ellie, niemals würde deine Mutter so etwas tun wollen, niemals. Und du bist nicht krank. Du bist kerngesund. Zähne hast du auch noch …«
    »Das allein ist es nicht, Gianna. Ich bin nicht sofort aufgewacht. Ich habe gespürt, wie sich die Kugel durch meinen Kopf bohrte und ich starb. Es driftete auf einmal alles weg, meine Gedanken, meine Gefühle, alles … und dann kam Schwärze und mein Bewusstsein schwand, für immer … Für immer! Ich war tot!«
    »Nein! Nein. Du bist nur aus deinem Traum erwacht, das kann sich manchmal so ähnlich anfühlen und …« Gianna fürchtete sich, wie ich. Ich sah es an dem Flackern in ihren gelben Augen. Sie mochte nichts mehr davon hören. Nun würde sie mit Macht versuchen, mich abzulenken, und ich wollte es annehmen. Über das Ende meines Traums gab es nichts zu reden. Ich konnte nur hoffen, dass sich mein Unterbewusstsein in seiner Illustration des Todes geirrt hatte und diesem verschlingenden Nichts etwas folgte. Irgendetwas, in dem ich noch denken und fühlen konnte, anstatt vollkommen und auf ewig ausgelöscht zu werden.
    »Ich hab auch manchmal seltsame Träume. Weißt du, was meine Spezialität ist? Promiträume«, quasselte Gianna wild drauflos. »Ja, ich träume von Prominenten und seltsamerweise handelt es sich meistens um Promis, die mich vorher überhaupt nicht interessiert haben. Zum Beispiel die Klitschkos. Von beiden hab ich schon geträumt, mehrfach! Jedes Mal bin ich mit einem von ihnen verlobt, weiß aber nicht, mit welchem. Dann, auch sehr schön, meine rein platonische Nacht mit Richard Gere. Oder – was ich mir nicht erklären kann – meine Küsserei mit Gary Barlow. Er hatte furchtbar trockene Lippen und wirkte so traurig dabei. Ich war nie Take-That-Fan, aber seitdem ich Gary im Traum begegnet bin, schau ich immer doppelt hin, wenn er im Fernsehen kommt … Es ist fast, als gäbe es eine Verbindung zwischen uns, nur durch diesen Traum. Dabei finde ich Robbie Williams eigentlich viel spannender!«
    »Gianna …«
    »Ich bin ja schon still. Bist du dir denn sicher, dass Tessa nicht unterwegs ist? Ganz sicher?« Es ließ ihr keine Ruhe. Argwöhnisch schob sie die Hand auf ihren Bauch. »Ich sollte längst Frühstück machen, aber mir ist übel vor Anspannung, ich kann nichts essen,

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