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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Ich habe einen Dämon getötet. Mir ist nicht ganz klar, ob er wirklich ein echter Dämon war, denn ich bin nicht sehr religiös, aber mein Nachbar war auf jeden Fall ein Monster mit Reißzähnen, Klauen und wer weiß was sonst noch. Er konnte die Gestalt wechseln und hat eine ganze Reihe von Menschen getötet. Hätte er bemerkt, dass ich über ihn Bescheid wusste, dann hätte er auch mich umgebracht. Da mir kein besseres Wort eingefallen ist, habe ich ihn einen Dämon genannt, und weil es niemand sonst hätte tun können, habe ich ihn getötet. Ich glaube, das war richtig so. Wenigstens hat die Mordserie danach aufgehört.
    Na ja, für eine Weile jedenfalls.
    Übrigens müssen Sie wissen, dass auch ich ein Monster bin – allerdings kein übernatürliches Wesen, sondern bloß ein ziemlich gestörter Junge. Mein Leben lang habe ich mich bemüht, die dunkle Seite in mir zu unterdrücken, damit sie niemandem wehtun kann, aber dann ist dieser Dämon aufgetaucht, den ich nur aufhalten konnte, indem ich meinen Schatten von der Leine ließ. Jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich ihn wieder einsperren kann.
    Die dunkle Seite in mir nenne ich Mr. Monster. Es ist der Anteil, der von blutigen Messern träumt und sich vorstellt, wie Sie aussehen, wenn Ihr Kopf auf einem Pfahl steckt. Ich leide nicht an multipler Persönlichkeitsstörung und höre auch keine Stimmen oder so. Es … es ist schwer zu erklären. Ich denke oft an schreckliche Dinge und will manchmal auch etwas Schreckliches tun, und mit dieser Seite in mir komme ich besser zurecht, wenn ich sie behandle, als wäre sie jemand anders – es ist nicht John, der seine Mutter in kleine Stücke hacken will, sondern Mr. Monster. Verstehen Sie? Damit geht es mir gleich besser.
    Leider liegt genau da auch das Problem: Mr. Monster ist gierig. Serienmörder reden oft über einen Drang – irgendetwas treibt sie an. Anfangs können sie sich noch beherrschen, aber es baut sich immer weiter auf, bis sie sich nicht mehr zurückhalten können, und dann schlagen sie zu und töten. Ich habe bisher nie verstanden, was damit gemeint war, aber ich glaube, jetzt weiß ich es. Inzwischen fühle ich es selbst, es steckt mir tief in den Knochen und ist so hartnäckig und unausweichlich wie der Trieb, zu jagen, zu essen oder sich zu paaren.
    Ich habe schon einmal getötet, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich es wieder tun muss.

EINS

Es war ein Uhr morgens, und ich starrte die Katze an.
    Wahrscheinlich war sie weiß, aber das konnte ich im Dunkeln nicht genau erkennen. In dem spärlichen Mondlicht, das durch die geborstenen Scheiben hereinfiel, wirkte der Raum viel älter. Wie eine Szene in einem Schwarz-Weiß-Film. Die Betonwände waren grau, ebenso die verbeulten Fässer, die Bretterstapel und die halb leeren Lackdosen, und mittendrin saß die graue Katze und wollte nicht weichen.
    Ich kippte die Plastikflasche, die ich mitgebracht hatte, hin und her und hörte das Benzin darin schwappen. In der Hosentasche hatte ich ein Streichholzbriefchen, vor mir lag ein Haufen ölverschmierter Lappen. Hier drinnen gab es genügend altes Holz und Chemikalien, um ein spektakuläres Feuer zu nähren. Ich musste dringend einen Brand legen, wollte aber der Katze nicht wehtun. Ich wagte nicht einmal, sie zu verscheuchen, weil ich Angst hatte, vollends die Beherrschung zu verlieren.
    Also starrte ich sie nur an und wartete. Sobald sie verschwand, war dieser Bau Geschichte.
    Es war Ende April, endlich gewann der Frühling die Oberhand und verwandelte das langweilige gefrorene Clayton County in ein fröhliches grünes Land. Größtenteils lag das natürlich daran, dass der ClaytonKiller uns endlich in Ruhe ließ. Die entsetzliche Mordserie hatte sich über fast fünf Monate hingezogen, bis er ganz plötzlich damit aufgehört hatte. Seit Januar hatten wir nichts mehr von ihm gehört. Danach hatte die Stadt noch zwei Monate lang vor Furcht den Kopf eingezogen, alle hatten abends Türen und Fenster verrammelt und sich am Morgen kaum getraut, den Fernseher einzuschalten, weil sie fürchteten, in den Frühnachrichten schon wieder eine verstümmelte Leiche zu erblicken. Doch es war nichts weiter geschehen, und so hatten wir allmählich die Überzeugung gewonnen, dass es wirklich vorbei war und dass wir keine Leichen mehr wegräumen mussten. Die Sonne stieg höher, der Schnee schmolz, und die Menschen lächelten wieder. Wir hatten es überstanden. Seit einem Monat breitete sich in Clayton so etwas wie

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