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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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fürchteten Raubtiere, aber Louis liebte Colin und fühlte sich bei ihm und bei seinem Stall in Sicherheit. Außerdem wollte er ihn verteidigen. Er würde hier weiterhin den Affen machen und seine Hufe würden mein Leben gefährden, wenn Colin versuchen würde, mich dort hinten herauszuholen. Das hoffte ich jedenfalls.
    Colin näherte sich uns lautlos und bedächtig, aber ich konnte den Zorn in seinen Augen tosen sehen. Obwohl es noch hell war, hatte sich ihre Iris schwarz verfärbt. So wütend hatte ich ihn selten erlebt, vielleicht sogar noch nie.
    Louis reagierte, wie ich es erhofft hatte. Er wollte seinen Herrn vor mir beschützen und fürchtete sich gleichzeitig vor mir, sodass er meine eigene innere Aufruhr gar nicht bemerkte. Oder aber sie peitschte ihn zusätzlich auf. Seine Ohren lagen so eng an, dass man sie nicht mehr sehen konnte, und immer wieder streckte er den Kopf in einer seltsamen Krümmung seines Halses nach vorne und schnappte in die Luft, wobei er mich eher an eine Hyäne erinnerte als an ein Pferd. Seine Hufe ließen den Boden erzittern. Er setzte in fliegendem Wechsel ein, was seine Natur ihm an Verteidigungsstrategien zur Verfügung stellte, und es blieb nicht ohne Wirkung. Mein Fluchtinstinkt trieb mich mit aller Macht von ihm weg, doch obwohl ich fest überzeugt war, in den nächsten Sekunden von Louis’ Hufen getroffen zu werden, gab ich ihm nicht nach.
    »Komm da raus, Elisabeth. Sofort.«
    »Nein!«, schrie ich. »Tillmann und ich haben eine Idee und wir werden diese Idee durchführen, denn sie kann funktionieren, und du wirst …«
    »Komm jetzt zu mir oder …« Colin hatte seine Hand erhoben, ließ sie aber sofort wieder sinken, da Louis erneut zu steigen begann. Colin wirkte nicht nur wütend dabei, sondern auch ratlos und verzweifelt. Gut so. »Ellie, komm da raus, in Gottes Namen, ich habe mir geschworen, dir keine Gewalt mehr anzutun, und das werde ich auch nicht, deshalb musst du jetzt ausnahmsweise auf mich hören! Wenn ich zu dir komme, wird er dich beißen oder treten!«
    Colin legte sämtliche hypnotische Kraft, die ihm als Mahr eigen war, in seine Stimme und der Zauber war mächtig. Doch ich war es auch. So kurz vor dem Ziel würde ich mir den Sieg nicht aus den Händen nehmen lassen, auch wenn die Verlockung, es zu tun, stark war. Tessa würde kommen, ob wir hier im Haus blieben oder nicht. Sie würde ihn finden. Es sei denn, er floh erneut. Aber die ewige Flucht war er leid. Also würde Colin das tun, was er schon einmal getan hatte. Mit ihr kämpfen. Aussichtslos kämpfen, denn er war schwächer, da nützten ihm auch all sein Karate und seine meditative Energie nicht. Oder er würde sich gleich von ihr töten lassen. Beides würde ich nicht akzeptieren.
    Doch Colin war ebenfalls stur. Mit einer geschickten Wendung duckte er sich unter Louis’ wirbelnden Beinen an ihm vorbei und versuchte, ihn durch ein melodisches Brummen zum Stehen zu bringen. Louis reagierte nicht sofort. Seine Hufe trafen Colin an der Schulter, am Rücken, im Bauch. Wie damals Alishas Hufe. Louis konnte keine Narben mehr hinterlassen und trotzdem musste es Colin Schmerzen bereiten, von seinem eigenen Pferd getreten zu werden. Aber ich konnte mir jetzt keine Sentimentalitäten leisten.
    Ohne mich zu berühren, stellte Colin sich vor mich, so nah, dass ich meine leuchtenden Augen in den schwarzen Spiegeln seines funkelnden Blickes sehen konnte und mich rücklings an den Schuppen lehnen musste. Erbittert stemmte ich mich gegen den Wunsch zu gähnen, meine Lider herabfallen zu lassen und an Colins Schulter zu sinken, um lange und fest zu schlafen.
    »Tu es nicht, Colin. Auch das ist Gewalt. Oder zählt seelische Gewalt nicht? Ich finde schon, dass sie das tut. Beherrsche dich.« Die Müdigkeit ließ ein wenig nach. »Wenn du mit ihr kämpfst, werde ich mich einmischen. Dabei sterbe ich, das weißt du.«
    »Ich werde sie in den Wald locken, Ellie, ich werde es nicht hier tun …«
    »Ja, aber dir ist hoffentlich klar, dass sie immer zuerst dorthin kommt, wo du glücklich warst. Und das war hier, in diesem Garten, oder? Wo Louis steht. Dein Pferd. Das dabei war, als wir glücklich waren. Sie wird über alles herfallen, auch über ihn … und ich werde dabei sein … Nur unter gröbster Gewalt kannst du mich davon abhalten.«
    »Elisabeth …«
    »Nein, Colin. Dieses Mal hast du keine Chance. Du musst mich schon töten oder verprügeln, um mich aufzuhalten, und die anderen übrigens auch.«
    Das war

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