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Dornröschens Bestrafung

Dornröschens Bestrafung

Titel: Dornröschens Bestrafung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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in der Ferne, mit seinen ausgedehnten
Lustgärten, verborgen hinter den hohen Mauern, war nun nicht mehr als ein
drohender grauer Schatten vor dem erwachenden Himmel.
    Und der Hauptmann lächelte,
während er dicht neben einem Knäuel aus herrlich geformten Waden und zierlichen
Füßen ritt. Gut ein halbes Dutzend Unglücklicher drängte sich an die vordere Wagenwand,
den Schlägen der Soldaten wehrlos ausgesetzt. Und so sehr sie auch jammerten
und versuchten, sich gegenseitig mit ihren Körpern zu schützen, so waren sie
doch ohne Hoffnung, den Hieben ihrer Peiniger zu entgehen.
    Und es blieb ihnen nichts,
als Hüften, Rücken und Po unter dem Schmerz der Lederriemen und Peitschen, die
wie zum Spiel auf sie niederprasselten, zu winden und ihre von Tränen der
Verzweiflung überströmten Gesichter abzuwenden. Es war ein köstlicher Anblick,
in der Tat, und dies umso mehr, da diese Sklaven nicht im Mindesten wussten,
was ihnen bevorstand. Auch wenn man sie als Sklaven bei Hof vor den Schrecken
des Dorfes gewarnt hatte, so waren sie dennoch nicht wirklich vorbereitet auf
das, was nun auf sie zukam.
    Denn hätten sie es gewusst
oder auch nur geahnt, niemals - um nichts in der Welt hätten sie es gewagt, den
Unwillen der Königin heraufzubeschwören. Und der Hauptmann musste an das Ende
des Sommers denken. Wenn diese jammernden, sich windenden jungen Frauen und
Männer zum Schloss zurückgebracht würden, gründlich geläutert, schweigend, die
Köpfe gebeugt in tiefster Unterwerfung.
    Welch eine Ehre und Freude würde es sein, sie mit der
Peitsche nacheinander vor die Königin zu treiben, damit sie die Schuhe ihrer Majestät
küssten! Sollen sie jetzt ruhig jammern! dachte der Hauptmann vergnügt. Sie klagten und
weinten auf dem schwankenden Karren, der die grünen Hügel hinabrollte, während
über dem Horizont die Sonne aufging.
    Sollten Dornröschen und der
vornehme junge Tristan sich aneinanderdrängen, so eng es nur ging. Schon sehr
bald würden sie erfahren, was sie sich selbst angetan hatten. Vielleicht würde
er diesmal sogar der Versteigerung beiwohnen, überlegte der Hauptmann. Und sei es,
um Dornröschen und Tristan zu sehen, wie sie getrennt wurden und dann nacheinander
auf dem Podest standen, ganz so, wie sie es verdienten. Vielleicht würde er es
sich anschauen; wenigstens so lange, bis sie beide versteigert waren, verkauft
an ihre neuen Besitzer.

Dornröschen und Tristan
    „Aber Dornröschen, warum
hast du das getan?“ flüsterte Prinz Tristan. „Warum bist du absichtlich
ungehorsam gewesen? Wolltest du gar ins Dorf geschickt werden?“
    Rings um sie her jammerten
die Prinzen und Prinzessinnen in tiefster Verzweiflung. Aber Tristan war es
endlich gelungen, sich von dem ledernen Knebel zu befreien; er drückte ihn aus
dem Mund und ließ ihn zu Boden fallen. Und Dornröschen tat es ihm gleich,
entledigte sich der Pein mit Hilfe ihrer Zunge und spuckte den Knebel mit
köstlicher Unverfrorenheit aus. Was machte es schon - jetzt, da sie verurteilte
Sklaven waren?
    Als nackte Zeichen der Ehrerbietung
waren sie von ihren Eltern an den Hof der Königin gebracht worden, um nichts zu
tun, als zu gehorchen während der Jahre ihrer Dienerschaft. Doch sie hatten
Verfehlungen begangen. Und nun waren sie zu schwerer Arbeit und grausamer
Behandlung durch niedere und gewöhnliche Leute aus dem Volk verurteilt.
    „Sag, Dornröschen, warum
nur?“ drängte Tristan.
    Doch kaum hatte er die
Frage gestellt, verschloss er Dornröschens offenen Mund mit seinen Lippen, so dass
ihr nichts blieb, als seinen Kuss zu empfangen. Sie reckte sich ihm entgegen,
stand auf den Zehenspitzen, und dann spürte sie Tristans hartes Verlangen, wie
es in ihr feuchtes Geschlecht drang, das sich so sehr nach ihm sehnte. Wären
nur ihre Hände nicht gebunden, könnte sie ihn doch umarmen! Doch plötzlich
berührten Dornröschens Füße den Boden des Karrens nicht mehr. Sie taumelte
gegen Tristans Brust, ritt auf ihm, das Pochen in ihr war so heftig, dass sie
nicht einmal mehr die Schreie und klatschenden Peitschenschläge der Soldaten
vernahm.
    Und Dornröschen hatte das
Gefühl, als pumpte und saugte ihr etwas den Atem aus dem Leib. Es schien ihr,
als schwebte sie ewig, und sie vergaß die Wirklichkeit des holpernden, ächzenden
Karrens, der höhnenden, johlenden Wächter, des verblassenden Himmels über den
sanften, noch dunklen Hügeln. Sie vergaß die bedrohliche Wirklichkeit des
Dorfes, das weit unter ihnen in bläulichem Nebel lag wie ein

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