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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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ihrer Zuneigung ein kleines Geschenk machen wollen. Das war ihr nun zum Verhängnis geworden. Sie hatte ihn nie wiedergesehen und wusste bis heute nicht, warum.
     
    Siri war zur tiefsten Stelle des Mekong gefahren und hatte das Amulett weit ins schmutzigbraune Wasser hinausgeschleudert. In seinem Leben gab es keine Zufälle mehr. So viel stand fest. Alles war vorherbestimmt, auf einem heiligen
Pergament vermerkt. Böse Geister verfolgten ihn. Voriges Jahr, bei einem Exorzismus in Khammouan, hatte man ihm genau dieses Amulett gegeben: ein antiker schwarzer Stein zum Schutz gegen die bösen Waldgeister, die Phibob . Doch das war ein Trick gewesen. In Wahrheit war der Stein so etwas wie ein Schlüssel, der das Tor zwischen ihrer und seiner Welt eröffnete. Er konnte von Glück sagen, dass er ihre Attacke heil überstanden hatte. Nun wollten sie sich an ihm rächen. Lah war auserwählt worden, um ihm diese unheilvolle Botschaft zu überbringen, und deshalb war sie eine Gefahr für ihn. Da lag es auf der Hand, dass für sie in seinem Leben kein Platz war. Egal wie stark er sich zu ihr hingezogen fühlte, es war unmöglich.
    Civilai hielt das Ganze naturgemäß für einen großen Haufen Büffeldung. Er meinte, wenn sich jenseits der siebzig schon einmal die Gelegenheit zu einem Schäferstündchen biete, dürfe man derlei Zufälle nicht überbewerten. »In unserem Alter bekommt man so eine Chance schließlich nicht alle Tage, kleiner Bruder.«
    »Das war kein Zufall. Ich habe die Phibob zum Teufel gejagt und so die Soldaten gerettet, die deren Bäume abholzen wollten. Das hat den Geistern gar nicht geschmeckt. Aber ich schwöre dir, die Hmong hatten den Stein vernichtet.«
    »Hast du das mit eigenen Augen gesehen?«
    »Jein. Nicht direkt mit eigenen Augen. Aber ich habe den Staub gesehen, bevor sie ihn im Wald verstreut haben.«
    »Dann kannst du auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er von fraglichem Stein stammte. Rätsel Nummer eins gelöst.«
    »Und wie ist er dann hierher, nach Vientiane gekommen? Wie ist er auf den Markt gelangt? Und warum hat ihn unter Tausenden von Menschen ausgerechnet Lah gekauft?«
    »Ich bin ein erfahrener Staatsmann, dem das logische
Denken durchaus nicht fremd ist. Die meisten Nüsse, die einem der Regierungsalltag in einem kleinen südostasiatischen Land so beschert, bekomme ich mühelos geknackt. Aber für heute ist meine Rätselquote erfüllt«, sagte Civilai. »Und nun lass mich ziehen. Ich muss heim zu meiner lieben Frau. Weißt du noch, wo mein Wagen steht?«
    »Willst du dich in deinem Zustand etwa noch ans Steuer setzen?«
    »Ei gewiss doch. Wen sollte ich auch überfahren?«
    Siri nickte und eskortierte ihn zur Tür. Civilai hatte recht. An einem Sonntagnachmittag im März schien es, als befände sich Vientiane in den Klauen einer todbringenden Seuche. Zwar mochte der eine oder andere Motorradfahrer der nachmittäglichen Hitze trotzen, mochte hier und da ein Hund auf dem Asphalt liegen und sich die Flöhe aus dem Pelz brennen lassen. Aber die meisten Leute waren zu Hause und warteten darauf, dass die Sonne unterging.
    Später, in der Dämmerung, hüpften die jungen Mädchen paarweise auf ihre Fahrräder und fuhren die Fangoum Road entlang, aalten sich in der schwachen Brise, die vom Fluss heraufwehte und boten sich den Knaben dar, die ebenfalls paarweise in die andere Richtung radelten. Noch lange nach Einbruch der Nacht wischten sie sich mit den rosa Taschentüchern ihrer Mütter die schweißnasse Stirn.
     
     
     
    Ende einer Durchfallkranken
     
    Die alte Tante See wohnte in einem Schuppen hinter einer baufälligen, weiß getünchten Villa aus der französischen Kolonialzeit, die jetzt fünf Familien beherbergte. Ihren bescheidenen Lebensunterhalt verdiente sie sich mit den überreifen
Früchten, die sie morgens auf dem Markt für wenig Geld erstand, sodann in bunte Scheiben schnitt und an dem Kartentisch gleich neben ihrer Hintertür verkaufte.
    Ihr Umsatz war bescheiden, da sich solchen Luxus kaum noch jemand leisten konnte. Deshalb ernährte sie sich hauptsächlich von überreifen Früchten und verbrachte folglich einen Großteil des Abends in der Blechlatrine hinter ihrem Schuppen.
    Als sie an diesem Sonntagabend ihrem dünnflüssigen Geschäft nachging, glaubte sie plötzlich ein Knurren zu hören. Schritte bahnten sich einen Weg durch das Dickicht ihres verwilderten Gartens. Für einen Hund waren sie zu schwer, für einen Menschen hingegen zu planlos und mäandernd.

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