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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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können.
    Verfolgten sie die Zweifler offen, dann würde man munkeln, es sei etwas Wahres an den Geschichten über die fehlbaren Götter, da sie doch alles taten, um Gotteslästerer zum Schweigen zu brin gen. Unternahmen sie aber nichts, dann würde ihnen dies als Schwäche ausgelegt – und Götter durften alles sein, nur nicht schwach. Sie waren es, zu denen die Sterblichen in ihren verzweifeltsten Stunden aufblickten, um in ihnen die Stärke und Unfehlbarkeit zu suchen, die den Menschen fehlten.
    Voller Genugtuung erinnerte sich Išta an die beklommene Stille, die ihren Ausführungen gefolgt war. Und dann war sie auf Datames zu sprechen bekommen, den Elfen, der sich in Menschengestalt am Hof des Unsterblichen Aaron eingeschlichen hatte und zum Ratgeber des Herrschers aufgestiegen war. Es war nicht das erste Mal, dass im Gelben Turm über ihn gesprochen worden war. Datames war es gewesen, der sie auf die Spur der Blauen Halle gebracht hatte. Dank ihm hatten die Devanthar aufgedeckt, wie umfassend die Alben und ihre Statthalter, die Himmelsschlangen, gegen den alten Vertrag über den Frieden zwischen den Welten verstießen. Dutzende von Elfenspitzeln hatten sie inzwischen aufgespürt.
    Kein Albenkind hätte jemals seinen Fuß auf den Boden Daias setzen dürfen. Aber sie kamen und schnüffelten, denn sie hielten sich für vollkommen in all ihren Taten, diese verfluchten Alben. Sie sahen sich als Lichtgestalten, die sich gegen die Finsternis stellten. Und hielten dabei ihre Welt in lähmender Ordnung gefesselt.
    Išta erinnerte sich noch gut an die Alben, obwohl ein Zeitalter verstrichen war, seit sie ihnen das letzte Mal begegnet war. Diese Narren hatten sich eingeredet, Gerechtigkeit zu üben, als sie gemeinsam mit den Devanthar Nangog gestraft hatten. Die Riesin hatte sich heimlich ihre eigene Welt erschaffen. Sie wäre zur dritten Macht aufgestiegen, hätte man sie gewähren lassen, dabei war es ihr nur bestimmt gewesen zu dienen.
    Išta sah ganz klar, wie perfide und grausam die Strafe gewesen war, die sie für die Riesin ersonnen hatten. Die Alben jedoch hatten sich hinter der Lüge verschanzt, dass ein maßloser Verrat eine maßlose Strafe rechtfertigte.
    Die Devanthar erreichte den Rand des Heerlagers. Niemand hielt sie auf. Jeder kannte den Hofmeister, die rechte Hand des Unsterblichen Aaron. Amüsiert betrachtete sie die Betrunkenen und Erschöpften, die im Staub lagen und schliefen, während Fliegen über ihre verschwitzten Leiber krochen. Andere hatten nicht das Glück, Schlaf gefunden zu haben. Sie glotzten sie aus hohläugigen Gesichtern an, aus denen wohl nie mehr ganz der Schrecken der Schlacht weichen würde. Es waren Bauern und Handwerker, die nie zuvor getötet hatten. Männer, die nicht zu Kriegern geboren waren, sondern dazu, etwas durch ihrer Hände Arbeit zu erschaffen. Die meisten hielten mit festem Griff ihre Weinbecher umklammert. Einigen schien bereits aufzugehen, dass aller Wein der Welt nicht genügen würde, um die Erinnerung an das, was sie gesehen und getan hatten, hinwegzuspülen.
    Es gab drei Arten von Tod, die einen Mann auf dem Schlachtfeld erwarteten. Den schnellen Tod, wenn eine Klinge das Herz durchbohrte, eine Dornaxt sich in den Schädel fraß oder man auf andere Art so schwer verwundet wurde, dass die Erlösung von allem Leid nicht lange auf sich warten ließ. Dann gab es die heimtückischeren Wunden, die Hoffnung machten, noch einmal davonzukommen, wenn man nur hart genug um sein Leben rang. Manchmal waren es Wunden, die dem Verletzten erst auffielen, wenn sich das Fleisch entzündete und er bei lebendigem Leib zu verfaulen begann. Bei einem starken Mann konnte dieser Tod Wochen dauern.
    Noch schlimmer aber war der dritte Tod. Er erwartete jene Männer, in deren Gemüt inmitten der grausamen Schlacht etwas zerbrochen war. Sie würden nie mehr zu dem Leben zurückfinden, aus dem sie der Ruf zu den Waffen gerissen hatte. Sie konnten nicht vergessen, was sie im Kampf gesehen hatten. Konnten die Sorgen und Ärgernisse eines normalen Lebens nicht mehr begreifen. Sie grenzten sich aus. Bald würden sie gemieden werden. Sie lachten wenig und wenn, dann oft über Dinge, die alle anderen nicht komisch fanden. Meist aber waren sie mürrisch und verschlossen. Und sosehr sie sich auch bemühten, sie fanden aus dem Gefängnis, in das ihre Seele blindlings hineingestolpert war, nicht mehr heraus. Hier, unter jenen, die selbst im Suff keinen Schlaf fanden, war die Devanthar inmitten von

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