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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schöne Tisch, an dem er gearbeitet hatte. Das Schnitzwerkzeug, das wohl noch genauso dalag, wie Rowayn es aus der Hand gelegt hatte. Gekrümmte Messer, verschiedene Feilen, ein kleiner Bohrer.
    Unter dem Tisch lagen Knochensplitter auf dem Boden.
    Talawain öffnete sein Verborgenes Auge. Sofort wurde offenbar, dass es hier drinnen keine magischen Siegel gab. Allerdings hatte sich der Abglanz eines machtvollen Zaubers erhalten. Immer noch vibrierten die Kraftlinien, die das Zimmer teilten.
    »Das Meer verbirgt alle Geheimnisse«, sagte Talawain leise. Was hatte Rowayn ihm damit sagen wollen? War es nicht vermessen, darauf zu hoffen, dass er etwas fand, was Išta übersehen hatte? Ganz sicher hatte Rowayn sein Versteck nicht durch einen Zauber getarnt.
    Talawain ging im Zimmer auf und ab. Er leuchtete in alle Winkel, schob das Bett zur Seite und untersuchte die Unterseite des Tisches. Nichts! Nur Ruß.
    Er begann, ein zweites Mal das Zimmer zu durchsuchen. Langsamer, systematischer diesmal. Mit den Händen tastete er über die Wände. In der Bettnische entdeckte er etwas – hauchdünnes Pergament war auf die Wand geklebt. Es war ebenso rußgeschwärzt wie alles andere. Man musste mit den Fingerspitzen darüber tasten, um den Unterschied zu den Lehmwänden zu bemerken.
    Vorsichtig wischte Talawain über die Wand. Der Ruß verschmier te, gab aber nicht preis, was sich unter ihm verbarg. Ungeduldig ging der Elf zum Tisch, auf dem die Werkzeuge lagen, nahm eines der Schnitzmesser und löste mit ihm ein handgroßes Stück Pergament von der Wand. Darunter verbarg sich nur grober Lehmputz wie an allen übrigen Wänden. Er drehte das Pergamentstück um. Auf der Rückseite war nichts. Die Nachricht, wenn es denn eine gab, musste sich unter dem Ruß verstecken!
    Ungeduldig kroch er durch den Tunnel zurück in seinen Laden, stellte mehrere Lampen auf seinen Arbeitstisch, um genügend Licht zu haben, dann holte er die Ziegenlederflasche mit dem Branntwein. Vorsichtig goss er etwas davon in eine flache Schale, suchte ein paar Lumpen zusammen und begann, das Pergament mit alkoholgetränkten Stofffetzen abzutupfen.
    Und endlich hob sich der schwarze Schleier. Talawain hatte eine stilisierte Welle freigelegt, wunderschön in verschiedenen Blautönen gehalten. Das Meer hatte er gefunden. Wo aber waren die Geheimnisse, die es verbarg?

D as verborgene Land
    Bis zum Morgengrauen hatte Talawain sechs weitere Pergamentstreifen geborgen, in seine Werkstatt gebracht und gesäubert. Er hoffte, dass sich im Gesamtbild ein Hinweis verbarg. Er hatte die Muster der Wellen untersucht, ihnen Zahlen zugeordnet und versucht, daraus Buchstaben abzuleiten. An zwei Stellen hatte er sehr vorsichtig die Tusche des Bildes entfernt, um zu sehen, ob sich darunter etwas verbarg. Alles vergebens! Rowayns Meer wollte sein Geheimnis nicht preisgeben.
    Zuletzt hielt er die Pergamentstreifen ganz nah an die Flamme einer Öllampe, um nach einer Geheimschrift zu suchen, die vielleicht bei Hitze oder einem veränderten Licht sichtbar wurde. Auch das half nicht weiter. Durch sein Verborgenes Auge betrachtet war ebenfalls nichts Auffälliges zu entdecken. Es war zum Verzweifeln.
    Im ersten Tageslicht ließ Talawain sich völlig erschöpft auf sein Lager sinken. Sieben Wochen hatte er auf diese Nacht hingearbeitet, und nun sah es so aus, als sei er einem Irrtum aufgesessen. Er lauschte auf die Geräusche draußen auf der Straße. Die Holzläden vor den Auslagen wurden hochgeklappt, die Händler tauschten neuesten Tratsch aus. Ein früher Brotverkäufer pries seine Ware an.
    Talawain sank in einen unruhigen Schlaf. Er träumte von Išta, die über die Wellen eines aufgewühlten Meeres schritt und ihn verspottete. Sie war mit Schild und Speer bewaffnet. Herausfordernd schlug sie den Schaft des Speers vor den Schild, dass es laut krachte. Plötzlich schleuderte sie ihm die Waffen entgegen.
    Mit einem Schrei fuhr Talawain auf. Er war in Schweiß gebadet. Sein Herz schlug wie rasend. Und immer noch war das Krachen zu hören. Benommen sah der Elf sich um. Die Tür … jemand hämmerte gegen die Tür. »Moment, ich komme.« Hastig raffte er die Pergamentstreifen des Bildes zusammen und versteckte sie unter seiner Nachtdecke. Noch benommen öffnete er die Tür, wo der Erste Schreiber auf ihn wartete.
    »Mir scheint, du nutzt nicht die Nacht zum Schlafen, Šutarna. Išta gefällt es nicht, wenn man die von ihr gesetzte Ordnung der Dinge missachtet«, sagte er anstelle einer

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