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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wirklich sie finden?
    Es klopfte und die Tür schwang auf, ohne dass er seinen Gast hereingebeten hätte. Lyvianne stand im Eingang. Sie trug ihr schwarzes Haar offen. Das eng anliegende Kleid stand der Meisterin gut.
    Â»Willst du reden?«
    Er wusste es nicht.
    Sie trat ein. Flüchtig betrachtete sie seine Zeichnungen. »Was ist in dem Pavillon geschehen? Du bist nicht mehr du selbst. Das ist nicht allein den Meistern aufgefallen.«
    Â»Ich glaube, ich möchte die Weiße Halle für einige Wochen verlassen.«
    Sie nickte. »Das haben wir uns gedacht. Wir haben über dich gesprochen. Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn du eine Zeit lang allein bist. Und jetzt sag mir, was der Vogel mit deinem Gemütszustand zu tun hat. Ich war mit Bidayn nach den Übungen beim Pavillon. Das sollte ein Hirsch sein, da im Schnee, nicht wahr? Sie sagt, das sei das Totemtier von Nandalees Sippe.«
    Â»Glaubst du, dass sie noch lebt?«, platzte es aus ihm heraus.
    Â»Nein«, entgegnete sie ruhig. »Ich wünschte es … Aber all das Blut am Fenster.«
    Â»Du kannst es öffnen, nicht wahr? Ist sie vielleicht …«
    Â»Warum haben wir dann nichts von ihr gehört?«, entgegnete Lyvianne ruhig. »Durch das Fenster kann man an viele Orte gelangen. Das ist Drachenmagie. Sie ist undurchsichtig und gefährlich für Elfen. Du willst doch nicht etwa …«
    Â»Ich werde sie suchen!« Gonvalon war von seinen eigenen Worten überrascht. Er hatte sich bisher keinesfalls entschieden.

    Â»Du bist ein Narr. Weißt du, was ich glaube? Nandalee hat durch ihre Aufsässigkeit das Missfallen der Drachen erregt. Das war kein Unfall – es war eine Hinrichtung. Du tätest gut daran, sie zu vergessen.«
    Er blickte zu der schlafenden Misteldrossel. »Ich kann nicht«, sagte er leise. »Genauso wenig wie ihr Vogel.«
    Â»Du lässt dich in deinen Entscheidungen von einem Vogel leiten? « Plötzlich lächelte Lyvianne. »Du hast mehr mit Nandalee gemeinsam, als ich erwartet hätte.«
    Â»Er kann mich zu ihr führen.«
    Â»Unsinn! Er wird dich in dein Verderben führen.«
    Â»Nein!« Er entschied, sich Lyvianne anzuvertrauen. Was hatte er schon noch zu verlieren? Er erzählte ihr von den Ereignissen des Morgens und von dem blassen Band, das sich zwischen den magischen Kraftlinien verbarg. »Glaubst du, man könnte dem Band eine kräftigere Farbe geben, sodass man ihm leichter folgen kann? Oder es stärker leuchten lassen?«
    Sie sah ihn eine Weile schweigend an. »Bist du dir im Klaren, worum du mich bittest? Ich glaube nicht. Um einen solchen Zauber zu weben, müsste ich Blutmagie wirken.«
    Es war, wie er vermutet hatte. Sie war viel tiefer in die Geheimnisse der Zauberei eingeweiht als andere Elfen. Aber sie konnte helfen. »Was benötigst du?«
    Â»Einen Platz, an dem wir beide allein sind. Ein junges Reh. Und auch einige Tropfen von deinem Blut. Glaube nicht, dass du nur zusehen wirst. Wenn du anwesend bist, wird der Zauber auch dich verändern. Ist sie das wert? Du weißt doch nicht einmal, was du am Ende dieses Bandes finden wirst.«
    Â»Ich muss diesen Fluch brechen!« Er sagte es mehr zu sich selbst als zu Lyvianne. »Ich muss wissen, was aus ihr geworden ist.« Er blickte auf und sah in die kalten Augen der Meisterin. »Ich würde jeden Weg gehen, um Nandalee zu finden.«
    Â»Aber sie ist nicht mehr hier!«
    Gonvalon ließ sich nicht beirren. »Wenn ich bis zum Ende der
blassen Linie gegangen bin, werde ich wissen, was mit ihr geschehen ist! Wirst du mir helfen?«
    Sie sah ihn lange aufmerksam an, dann nickte sie. »In vier Tagen stehen die Sterne günstig. Wir treffen uns draußen im Wald. Dort, wo du deine heimlichen Stelldicheins mit ihr hattest. Bring den Vogel mit und ein junges Reh.«
    D AS OPFER
    Es war zu kalt für den Herbst. Der erste Schnee war wieder geschmolzen, aber eine nasse, alles durchdringende Kälte nistete im Gehölz. Der Ziegenbock, den Gonvalon an einem Strick hinter sich herzog, meckerte verdrießlich. Er hatte das Tier einigen Kobolden abgekauft. Ein Reh zu fangen war ihm einfach nicht gelungen. Nandalee hätte ihren Spaß gehabt, wenn sie gesehen hätte, wie ungeschickt er sich angestellt hatte. Er war kein Jäger! Jedenfalls nicht für diese Sorte Wild.
    Hoffentlich würde Lyvianne den Bock akzeptieren. Er war kleiner als

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