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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie entfalten zugleich eine größere Macht. Wenn du also versuchen möchtest, dich zurückzuverwandeln, solltest du es dort tun.«
    Nandalee blickte zweifelnd in die blinden Augen der Gazala. Konnte sie ihr vertrauen? »Wie heißt du eigentlich?«

    Â»Ich bin Firaz. Ich wünsche dir Erfolg, Nandalee von den Windgängern. Habe den Mut, dich selbst zu überraschen.« Mit diesen Worten zog sie sich zurück.
    Verunsichert sah sie der Gazala nach. Die Aussicht, wieder allein in der weiten Halle zu sein, machte ihr zu schaffen. Voller Zweifel wandte sie sich dem Thron zu, der sich gleich einer flachen Insel aus dem überfluteten Thronsaal erhob. Würde sie dort Erlösung finden – oder den Tod?
    E IN BLASSES BAND
    Gonvalon blickte auf den kleinen Vogel in seiner Hand. Was immer Piep veranlasst hatte, seinen Tanz im Schnee aufzuführen, war von ihm gewichen. Die Aura des Vogels war fast verblasst. Was auch von ihm Besitz ergriffen hatte, es hatte ihn fast getötet.
    Dem Elfen war eine ungewöhnliche Kraftlinie aufgefallen. Auf dieser Linie war die fremde Macht zurückgeflossen, die dem Vogel befohlen hatte, Buchstaben in den Schnee zu zeichnen. NAJA Die Bedeutung blieb ihm schleierhaft.
    Gonvalon atmete mit einem Seufzer aus und schloss sein Verborgenes Auge. Er betrachtete den zerwühlten Schnee. Das letzte Zeichen ließ keinen Zweifel daran, dass Nandalee versucht hatte, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Es war ein stilisierter Hirsch. Das Totemtier der Windgänger, ihrer Sippe. Aber warum hatte sie nicht einfach ihren Namen geschrieben? Lag ein Bannspruch auf ihr, der das verhinderte? Und was war sie? Nur noch ein Geist?
    Bislang hatte er nie geglaubt, dass es etwas wie Geister geben könnte. Die Seelen der Elfen gingen in den Seelenhort ein, bis sie aufs Neue wiedergeboren wurden. Die Seelen der anderen Albenkinder verblassten einfach. Es gab keine Geister!
    Durfte er hoffen, dass Nandalee noch lebte? Die Antwort würde am Ende jenes unscheinbaren blassen Strangs liegen, auf dem die fremde Macht aus Pieps Körper geflohen war.

    Â»Wirst du heute noch unterrichten?«
    Die Stimme schreckte Gonvalon aus seinen Gedanken. Lyvianne stand vor dem Pavillon und betrachtete den zerwühlten Schnee. »War das dein Vogel?«
    Gonvalon zögerte. Er wollte dem unscheinbaren magischen Band folgen, das von Piep ausging. Aber dazu musste er es verändern. Es deutlicher werden lassen. Er wusste, dass dies jenseits seiner Möglichkeiten lag. Aber wäre es klug, sich ausgerechnet Lyvianne anzuvertrauen? Sie war zweifellos eine erfahrene Zauberweberin, aber sie stand in Verbindung mit dem Verschwinden Nandalees. Immerhin war Bidayn durch sie auf das verborgene Fenster aufmerksam geworden. Und sie hatte ihrer besten Freundin Nandalee davon erzählt. Normalerweise verirrten sich keine Schüler in diesen abgelegenen Teil der Bibliothek. Steckte hinter alldem ein Plan? Oder war es doch nur ein Unfall? So viele Wochen hatte er sich den Kopf darüber zermartert und keine Antwort gefunden. Vielleicht tat er Lyvianne auch unrecht. Vielleicht war Nandalees Verschwinden doch nur ein tragischer Unfall gewesen.
    Â»Ich komme zum Unterricht«, sagte er.
    Er folgte ihr zur Übungswiese, aber an diesem Morgen war er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache. Er absolvierte pflichtbewusst seinen Schwerttanz. Doch war er verschlossen und redete kaum. Nach der Übungsstunde zog er sich in seine Kammer zurück, fütterte Piep und baute ihm aus einem Wollschal ein Nest. Der kleine Vogel war erstaunlich loyal. Dass er immer noch zu Nandalees Fenster geflogen kam … Vielleicht war auch das ein Zeichen? Er fuhr sich durch das Haar. Er musste aufhören zu grübeln und sich davon lösen, in allem Zeichen sehen zu wollen oder Hinweise auf eine Intrige. Es war ein Unfall gewesen. Sonst nichts!
    Gonvalon flüchtete sich in Skizzen für eine neue Skulptur, über die er nachdachte. Er zeichnete mit Kreide auf eine Schiefertafel, doch alles, was er zustande brachte, erinnerte ihn an Nandalee.
Selbst abstrakte Formen erschienen ihm plötzlich wie ihr angewinkelter Arm, die Rundung ihres Knies oder wie ihr Haar, das in goldenen Kaskaden über das Kopfkissen gefallen war, wenn sie neben ihm geschlafen hatte. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu der blassen Kraftlinie zurück. Wenn er Piep mit sich nahm, könnte er der Linie bis zu Nandalee folgen. Würde er

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