Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
war, als müsste er ganz genau wissen, was mit ihm passiert war, doch er bekam es einfach nicht zu fassen. Ilajas’ Nähe beruhigte ihn wie jedes Mal. Eine Flut von Gedankenbildern ging über ihn nieder, nicht nur von Ilajas, sondern auch von den drei Dämonen. Es hätte chaotisch sein müssen, und eine Überforderung. Stattdessen bildeten all die vielen individuellen Gedanken ein harmonisches Ganzes, in dem Jiru sich beschützt und umsorgt fühlte und die letzten Stunden begreifen konnte.
Ilajas schreckte zusammen, als ihm klar wurde, dass er Jirus Empfindungen als die eigenen wahrgenommen hatte, aber er fühlte sich selbst viel zu wohl in dieser Verbundenheit, darum brach er nicht den Kontakt. Es erleichterte ihn immens, dass Sursel und Kaba das Schlimmste verhindert hatten und Jiru nicht bewusst durchleben musste, was Yaris ihm angetan hatte.
Als er spürte, wie sein Gefährte ermüdete, zog er sich schließlich bedauernd zurück, um ihn schlafen zu lassen.
„Ich gehe für einen Moment weg, um Essen zu holen, danach bleibe ich bei dir“, versprach er, was Jiru mit einem matten Nicken quittierte.
„Hiks, was geschieht mit mir?“, fragte er, als er den Raum verlassen hatte. „Diese Nähe … warum will ich ihm nah sein und toleriere dafür sogar zwei weitere Dämonen? Warum macht es mich froh, dass er mir vertraut und das Zusammensein unseres Bewusstseins ihm gut tut? Wie ist diese tiefe Harmonie von unseren Gedanken möglich gewesen?“
„Ich bin ja kein Experte in Sachen menschliche Gefühle“, dachte Hiks mit einem ungewöhnlich ernsten Unterton, „doch wenn ich raten müsste, würde ich es Verliebtheit nennen.“
Ilajas nickte stumm vor sich hin. Das erste Mal, dass er ernsthaft verliebt war und das ausgerechnet in einen Mann, der bereits von zwei anderen zur magischen Hörigkeit gezwungen wurde. Genauso gut hätte er sich in die Mondgöttin verlieben können …
„Hört zu, Callin, ich kann nicht lange mit Euch reden. Mein Dämon ist aufgewacht, ich spüre es. Er spricht nicht zu mir, aber ich weiß genau, dass er mich beobachtet. Was das bedeutet, darüber wage ich nicht nachzudenken.“
Callin zügelte gereizt sein Pferd. Er war ein schlechter Reiter und hasste es, sich einem Wesen anvertrauen zu müssen, dass ihn an Masse und Kraft um ein Vielfaches übertraf. Diese Biester konnten jederzeit durchgehen, auskeilen oder anderweitig unangenehm werden, hatten zudem hohe Bedürfnisse in Form von Nahrung, Pflege und Unterbringung. Lange Reisen in einer Kutsche, die über schlecht ausgebaute Straßen holperte, waren allerdings noch schlimmer, also blieb Reiten die einzige Alternative, mitsamt dem Mühsal, den das mit sich brachte.
Aus diesem Grund reiste er so wenig wie möglich und es würde deutlich länger als bei den meisten anderen dauern, bis er sein Ziel erreicht hatte. Zeit, die er nicht verplempern durfte, nicht einmal mit Gesprächen mit seinem Verbündeten. Da dieser die Mühe auf sich genommen hatte, eine Taube magisch zu versklaven – eine Prozedur, die Tiere leider nur wenige Stunden bis höchstens zwei Tage ertrugen, andernfalls hätte Callin längst seine Pferde an sich gebunden – musste es wirklich wichtig sein. Die Taube hatte ihm einen kleinen Ring gebracht, der es ihm ermöglichte, trotz der großen Distanz ein geistiges Gespräch mit dem Mann zu führen, mit dem er seit vielen Jahren widerwillig zusammenarbeitete: Uray von Auk.
„Verzeiht, mein lieber Freund, aber Ihr werdet wohl kaum einen solchen Aufwand betrieben und dabei ein nicht unerhebliches Risiko eingegangen sein, dass der Ring in falsche Hände fällt, bloß um mit mir über Euren Dämon zu plaudern?“
„Ganz recht. Ich muss Euch zur Eile drängen. Yaris wäre beinahe den Nebenwirkungen des magischen Bundes erlegen, Jiru ist in eine tiefe Stasis gefallen, aus der er möglicherweise nicht mehr erwacht.“
Seltsam, dass Callin davon nichts gespürt hatte. Seinem Empfinden nach schlief Jiru im Augenblick zwar, das stimmte, doch zuvor hatte er nichts mitbekommen, was auf eine orgiastische Vergewaltigung schließen lassen könnte. Uray hatte allerdings keinen Grund ihn anzulügen und es klang echte Besorgnis aus seiner Stimme heraus. Verflucht, eine solche Chance gab es im Leben nur ein einziges Mal. Wenn Yaris sie tatsächlich zunichte gemacht haben sollte …
„Konntet Ihr nicht besser auf ihn aufpassen? Ihr hättet dieses Problem voraussehen müssen!“
„Wie hätte ich ihm verbieten sollen, was sein
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