Drachengold
ein Stück zurücksetzt, dann liegt das Gewicht genau auf deinen Hinterläufen. Roland, holen Sie das überschüssige Geschirr von unten; wir müssen diese Pferde fesseln, ehe sie in die Tiefe stürzen.«
Laurence zog sich auf die Brücke hinauf und stand dann an der Spitze der Gruppe, Forthing und Ferris kaum einen Schritt hinter ihm, und gemeinsam schafften sie es, das Führungspferd zu beruhigen â wenn man es denn beruhigen nennen konnte. Genauer gesagt mussten sie ihm so kräftig die Beine zusammenbinden, dass es sich kaum noch bewegen konnte und buchstäblich vorwärtsgezogen werden musste. Während sie an dem schnaubenden, verängstigten Tier zerrten, riss dessen Sattelgurt. Der Sattel, Decken, Zügel, alles fiel hinab, prallte auf Temeraires Hüftknochen und trudelte dann in die Schlucht hinunter. Auf dem Weg nach unten wurde es hin und her geschleudert, und die Steigbügel klirrten, bis schlieÃlich alles in den Stromschnellen versank.
Obwohl Temeraire die Konstruktion beinahe auf der gesamten Länge mit seinem Rücken stützte, fühlte sich die Brücke erschreckend wackelig an, und es war, wie an einem windigen Tag im Ausguck eines Schiffes zu sitzen, nur dass es hier keinen festen Boden in Form von alten Eichenplanken unter den FüÃen und auch keine dreifach gedrehten Schiffstaue in Reichweite gab. Laurence gelang es, das sich nach vorn werfende Pferd â ein Zuchthengst, wie er ärgerlich bemerkte, also war es überhaupt kein Wunder, dass das Tier nicht in den Griff zu bekommen war â über die Brücke zu schleifen, während Ferris es von hinten gnadenlos vorwärtstrieb, bis sie es endlich von der Brücke geschafft hatten, wo Forthing es übernahm und an einen Baum in der Nähe band.
Vorsichtig kletterte Laurence wieder zurück auf die unsichere Brücke und streckte einem Mann die Hand entgegen, der dort mit weiÃem Gesicht auf dem Bauch ausgestreckt lag und sich an den Laufsteg klammerte. Laurence wollte nicht in den Sinn, wozu das nützen sollte, wo doch ganz augenscheinlich rings um ihn herum die Brücke auseinanderfiel. »Da entlang«, schrie er, zog ihn hoch und gab ihm einen Schubs, dem Hengst hinterher. Dann wandte er sich an das zweite Pferd auf der Brücke, aber das arme Tier war vor Angst wie von Sinnen. Es hatte so wild um sich getreten, dass es mit einem Huf durch den Laufsteg gebrochen war, wobei es sich das eigene Fleisch tief an dem Holz aufgerissen hatte. Selbst ein flüchtiger Blick verriet Laurence, dass es keine Hoffnung mehr gab. Das Blut schoss heraus, und der weiÃe Knochen war von der Fessel bis zum Gelenk zu sehen.
Der Mann, der die Zügel hielt, hatte das Gleiche gesehen; er zog seine Pistole aus dem Halfter, warf Laurence einen raschen, unglücklichen Blick zu und sah, dass Laurence ihm zunickte, anstatt ihn aufzuhalten, wie er gehofft haben mochte. So setzte er dem Tier die Waffe an den Kopf und erlöste es von seinem Leiden. »Temeraire«, rief Laurence hinunter, »kommst du an das tote Pferd heran?«
»Ich fürchte, das ist nicht so leicht«, antwortete Temeraire und reckte seinen Hals, »aber ich hatte heute Morgen auch schon ein Lama.« Dann rief er: »Kulingile, willst du das Pferd haben?« Die anderen Drachen hockten in einiger Entfernung dort, wo sie Platz in der Schlucht hatten finden können, auf dem nackten Gestein. »Arrêtez, arrêtez!«, schrie der Mann, der das Pferd geführt hatte, und deutete auf den Bauch des toten Tieres. Erst jetzt sah Laurence den stark gerundeten Bauch: Die Stute war trächtig gewesen. Unter ihren Blicken stieà ein winziger Huf wie im Protest von innen gegen die Bauchdecke.
»Was zum Teufel will er denn tun â will er es herausschneiden, während wir hier alle in der Luft baumeln und jeden Augenblick abstürzen können?«, fragte Ferris. Er war wieder an Laurenceâ Seite geklettert, während die Brücke noch immer unter ihnen hin und her schwang wie ein Schleier im Wind.
Kulingile stieà sich von der Wand der Schlucht ab und kam herbeigeflogen, griff sich, ohne abzubremsen, mit einer seiner riesigen Klauen das Pferd und legte es in einem Rutsch auf der anderen Seite der Brücke ab. Demane rutschte von Kulingiles Schulter und war sofort bei dem Kadaver. Ohne zu zögern holte er sein Messer heraus, um dem toten Tier den Bauch aufzuschlitzen. Der Mann, der es
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