Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
Doch sie war sich nur zu bewusst, dass der Schein trog und dieser scheinbar idyllische Ort Gefahren barg, die keinesfalls unterschätzt werden durften. Dieses »Paradies« war eine weitere Ebene der Raumstation oder der Hohlweltvariante, die das »Zentrum« von Denuurs Reich bildete. Und die Crew der STERNENFAUST war darin ebenso gefangen wie die der j’ebeemischen STOLZ DER GÖTTER und der kridanischen SEDONGS RACHE. Zumindest, was von ihnen noch übrig war.
Nachdem die sechs bekannten Völker, die im selben Weltraum-Quadranten existierten wie die Solaren Welten der Menschen, nach einem langen, verlustreichen Krieg gegen die parasitären Dronte endlich ihre Differenzen weitgehend beigelegt hatten, rüsteten sie eine gemeinsame Expedition aus. Deren Ziel war es, mehr über den Ursprung einer uralten und technisch hochstehenden Rasse zu erfahren, die allgemein die »Toten Götter« genannt wurde, weil sie aus bisher unbekannten Gründen eines Tages zumindest aus dem bekannten Teil der Galaxis verschwunden war.
Damit stieß die Expedition aber gleichzeitig in ein Gebiet vor, das vermutlich die Heimat – oder doch zumindest ein Territorium – der aggressiven Morax war. Diese Vermutung hatte sich leider bestätigt – mit fatalen Folgen. Als die Expedition diesen Hohlplaneten erreicht hatte, waren sie von Morax angegriffen worden. Die Besatzung der LEKKEDD, Privatyacht des mantidischen Reporters Kkiku’h, war niedergemetzelt worden. Es gab keine Überlebenden. Die STERNENFAUST, die SEDONGS RACHE und die STOLZ DER GÖTTER waren geentert und abgeschleppt worden, die Crews gefangen genommen. Der FLAMMENZUNGE der Starr und der WEITE REISE der Shisheni war vorerst die Flucht geglückt, doch keiner der Gefangenen wusste, was aus ihnen geworden war. Wenn sie klug waren, hatten sich beide Schiffe längst aus dem Staub und auf den Rückweg nach Hause gemacht, weil niemand den Gefangenen helfen konnte.
Jedenfalls nicht von außen.
Dana selbst war nicht so blauäugig anzunehmen, dass man von ihnen irgendeine Hilfe erwarten konnte.
Die Morax hatten die Crewmitglieder, die nicht schon beim Angriff im Weltraum getötet worden waren, in ein Gefängnis im Inneren dieses Hohlplaneten gebracht und sie nach ungefähr einer Woche darin freigelassen. Sie konnten sich hier ungehindert bewegen, solange sie sich von sogenannten »Verbotenen Zonen« fernhielten.
Anfangs war ihnen nicht klar, was die Morax damit bezweckten. Besonders Dana war irritiert. Sie war Monate zuvor schon einmal von Morax gefangen genommen und wie eine Sklavin zu Frondiensten herangezogen worden. Natürlich hatte sie erwartet, dass ihnen hier dasselbe Schicksal bevorstand. Ihre Freilassung passte nicht zu dem, was sie von den Morax kannte. Doch das hier war Denuurs Reich, sein »Zentrum«, und die Morax taten, was ihr oberster Gott ihnen befahl.
Dana wusste allerdings von dem Morax, dessen Leibsklavin sie gewesen war, dass Denuur kein Gott, sondern ein natürliches Wesen war, wenn Atraan selbst auch nicht gewusst hatte, zu welcher Rasse Denuur gehörte oder hätte beschreiben können, wie Denuur überhaupt aussah. Eine weitere wichtige Information, die Dana aus ihrer Zeit bei den Morax erhalten hatte, war, dass die kleinen silberweißen zehnbeinigen Spinnentiere, die es auf jedem Morax-Schiff und auch hier auf jeder Ebene zu Millionen gab, in irgendeinem Zusammenhang mit Denuur standen. Doch die genaue Art dieser Beziehung kannten weder die Morax noch Dana.
Der größte Vorteil von Danas unfreiwilligem Sklavendasein bei den Morax war jedoch gewesen, dass sie Gelegenheit gehabt hatte, die Schrift der Morax ein wenig zu erlernen, die mit der Schrift der Toten Götter weitgehend identisch war. Professor Yngvar MacShane, der beste Kryptologe der Solaren Welten, hatte Dana nach ihrer Rückkehr darüber regelrecht ausgequetscht, bis er alles wusste, was sie wusste. Diese Kenntnisse erwiesen sich auf der Expedition immer wieder als überaus hilfreich.
Doch das allein hätte nicht ausgereicht, um auch nur einen Teil des Geheimnisses dieser Hohlwelt zu lüften. Dass sie überhaupt etwas herausgefunden hatten, hatten sie allein Sikona zu verdanken, einer Rhukapai, die sich ihnen angeschlossen hatte. Als Priesterin ihres Volkes, dessen Schrift ebenfalls die der Toten Götter war, kannte sie nicht nur die Bedeutung der Schriftzeichen, sondern auch die Sprache dieses alten Volkes, die sie allerdings aufgrund eines religiösen Tabus nicht aussprechen durfte. Doch
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