Drachengold
Glas in die Höhe. »Katherine, Felidia, Willis und Kate: die liebreizendsten Frauen, die je auf Gottes weiter Flur gewandelt sind und die sich eines alten, elendigen Mannes, wie ich es bin, erbarmt haben. Möge der Herr nun in seinen marmornen Hallen zwischen all den Heiligen auf sie achtgeben, auch wenn man sich der Erlösung nicht gewiss sein kann.«
Er leerte sein Glas, drehte sich zu den anderen Männern am Feuer um und sagte: »Kommt, Jungs, schenkt mir noch einen Schluck ein, wenn es jemanden unter euch gibt, der noch etwas entbehren kann. Ein Mann braucht ein bisschen inneres Feuer, wenn er an lang verlorene Liebe denkt.«
»Ich würde sagen, Sie haben genügend inneres Feuer, um noch an die Zerstörung Roms zurückzudenken«, brummte Granby und stapfte davon.
In dieser Nacht kam Granby zu Laurenceâ Zimmer, klopfte leise an und fragte ihn, ob er mit ihm ein wenig spazieren gehen würde. Gemeinsam überquerten sie den Hof und stiegen schweigend die Terrassen empor, die den Hang hinaufführten. Am Gipfel blieben sie stehen und sahen hinunter auf den breiten Platz, der von Fackeln, blau schimmernd wie Gaslampen, eingefasst war. Orangefarbener Kerzenschein fiel aus den Fenstern der Halle. »Ich schätze, ich bin ein Dummkopf. Zuerst hätte ich nicht im Traum gedacht, da könnte was dran sein, und noch weniger, Hammond halte es tatsächlich für möglich, dass es dazu kommt, und jetzt â¦Â« Granby brach ab.
»Ich weià einfach nicht, was ich dir raten soll«, sagte Laurence bedrückt. Damals in China hatte es ihm genauso widerstrebt, eine bloÃe Schachfigur in Hammonds Verhandlungen zu sein, doch schlieÃlich hatte alles zu einem vorteilhaften Ende für ihn geführt. Das augenblickliche Vorhaben würde für Granby allerdings eine weitaus gröÃere Umwälzung in seinem Leben bedeuten.
»Es ist viel schlimmer als das«, sagte Granby. »Laurence, ich kann sie nicht heiraten. Ich weiÃ, dass ich sofort den Mund hätte aufmachen müssen und nicht so lange hätte warten dürfen, aber ⦠Es hätte kaum einen groÃen Unterschied gemacht, wo doch Iskierka die ganze Angelegenheit so lange heimlich vorangetrieben hat. Aber ganz gleich: Ich kann es ⦠Ich kann es einfach Hammond nicht sagen. Ich vertraue ihm nicht. Aber wenn ich es ihm nicht erkläre, dann weià ich nicht, wie ich ⦠was ich â¦Â« Granby brach sein untypisches Gestammel ab, fuhr sich mit der Hand übers Kinn.
Laurence starrte ihn an. »Bist du etwa schon verheiratet?«, fragte er zweifelnd.
»Ich? Himmel, nein, wenn es nur so wäre!«, sagte Granby. »Meine Schwester wollte mir eine ihrer Freundinnen vermitteln. Wenn ich sie doch nur alles hätte arrangieren lassen! Ich schätze, nicht einmal Hammond könnte mich zur Bigamie drängen. Nein, Laurence, ich ⦠ich bin ⦠anders.«
»Was?«, fragte Laurence verblüfft. Diese Praktik war ihm als Mann der Marine natürlich nicht fremd, und er kannte viele angesehene Offiziere, die diese schwere Sünde begingen, was allgemein nicht bekannt war oder stillschweigend geduldet wurde. Aber er hatte immer geglaubt, dass das vom Mangel an Gelegenheiten für ein naturgemäÃeres Beisammensein herrührte, wovon bei einem Flieger nicht die Rede sein konnte.
»Tja, ich kenne den Grund dafür nicht, aber bei mir hat es nichts mit Mangel an Gelegenheiten zu tun«, sagte Granby knapp und schwieg dann wieder.
Laurence wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte nie das Gefühl gehabt, dass Granby einen besonders unzüchtigen Lebenswandel hätte, und erst jetzt fiel ihm das Offensichtliche daran auf. »Es tut mir sehr leid«, sagte er nach einer kurzen Pause, »es tut mir wirklich sehr leid.« Ihm kamen diese Worte unpassend für das vor, was Granby ihm soeben anvertraut hatte.
»Oh!« Granby zuckte mit einer Schulter. »Aber weiÃt du, das macht kaum einen Unterschied. Ich habe nie verstanden, was es für einen Flieger bringen soll, sich ein Mädchen zu angeln, das sich vor einem Drachen zu Tode fürchtet, und es dann für den Rest seines Lebens elf von zwölf Monaten in einem leeren Haus hocken zu lassen, während man selber mit seinem Tier auf einem Stützpunkt lebt. Da könnte ich doch ebenso gut eine verschwiegene Ãbereinkunft mit einem anderen Offizier haben, als mich auf den Weg in ein billiges
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