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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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drehte er sich um und gab der Kanonenbesatzung einen Wink der Entwarnung. Die Soldaten entfernten sich mit einem Ausdruck der Erleichterung auf den Gesichtern von ihren Geschützstationen.
    Boten rannten in das Hauptgebäude des Forts, an dem kürzlich ausgeführte Renovierungsarbeiten ihre Spuren hinterlassen hatten: Man konnte frische Mauern und Farbe entdecken, der das Wetter noch nichts angehabt hatte. Während die soeben Gelandeten wartend herumstanden, nahm sich Laurence die Zeit und besah sich die Mauern genauer. Er kam zu dem Schluss, dass sie gegen die Tswana nicht viel nützen würden, ja dass sie nicht einmal einem Mittelgewichtsdrachen standhalten dürften.
    Schließlich stieß ihn Hammond mit dem Ellbogen an und verbeugte sich, als aus der Festung eine Gruppe Männer heraustrat, angeführt von einem korpulenten Mann in Uniform und mit Ordensbändern geschmückt. Hammond begrüßte ihn in seiner Muttersprache und fuhr dann auf Französisch fort: »Ich bitte Eure Königliche Hoheit, uns die verspätete Ankunft nachzusehen, welche Schwierigkeiten, die wir nicht zu verantworten haben, geschuldet ist. Bitte gestatten Sie mir, Ihnen Kapitän William Laurence vom Luftkorps Seiner Majestät vorzustellen.« Dann zischte er Laurence beschwörend und völlig unnötigerweise zu: »Bitte, Sir, verbeugen Sie sich; dies ist der Prinzregent von Portugal.«
    Â»Gewiss werden wir Rio in kürzester Zeit wieder zurückerobert haben«, sagte Prinz João, »sobald wir unsere Streitkräfte zusammengezogen haben. Aus Mexiko haben wir bereits ein Dutzend Drachen als Verstärkung erhalten, die Sie dort draußen gerade beim Manöver beobachten können …«
    Er wies mit einer Hand in Richtung Fenster in seinem Arbeitszimmer, von dem aus sich der Blick über ein Tal eröffnete, und er meinte mit seinen Worten eine Handvoll kleiner, verwildert aussehender Drachen.
    Â»Die sind höchstens seit einer Generation angeschirrt, Sir«, sagte Ferris leise zu Laurence, während dieser mit zusammengekniffenen Augen aus dem Fenster starrte. Keines der Tiere war größer als ein Grauling und würde mit Sicherheit jedem Drachen der Tswana unterlegen sein, die alle ein Produkt der gezielten Drachenzucht waren, welche dem westlichen Standard in nichts nachstand, und die schon von klein auf mit Elefanten gefüttert worden waren.
    Â»Und wir warten jeden Augenblick auf die Ankunft noch weiterer Drachen. Schließlich verfügt nicht nur Napoleon über Transporter. Ihre Drachen werden uns eine große Hilfe sein, aber was einen Waffenstillstand angeht: Nein! Wir werden auf keinen Fall nachgeben …«
    Â»Dann, Sir, haben Sie unseren Bericht nicht richtig verstanden«, sagte Laurence unumwunden, woraufhin Hammond kreidebleich wurde. »Wie schon gesagt, hat Napoleon das Volk der Inka nicht nur als Alliierte gewonnen, sondern hat sich ihre loyale Gefolgschaft gesichert. Deren Reich grenzt inzwischen unmittelbar an Ihr Territorium, sodass es schon jetzt beinahe die gültigen Grenzen infrage stellt. Allzu bald wird Napoleon an ebendieser Flanke auftauchen, und zwar nicht mit einer Handvoll Drachen, die er aus Übersee hat einschiffen lassen, sondern mit einem riesigen und gut organisierten Luftregiment des Inka-Reiches.«
    Â»Kapitän Laurence«, winselte Hammond verzweifelt, »ich glaube, Sie vergessen sich. Eure Hoheit, ich hoffe, Sie mögen verzeihen …«
    Â»Mr Hammond, ich vergesse mich keineswegs«, beschied ihn Laurence, »aber ich werde nicht dabeistehen und mir ein Vorgehen ansehen, das so sehr dazu bestimmt ist, alle Hoffnungen zu zerschlagen, diese Kolonie könnte noch zu halten sein.« Dann wandte er sich wieder an den Prinzen: »Wenn der Fortbestand der Kolonie auf lange Sicht – und nicht nur ein kurzfristiger Sieg – Ihr eigentliches Anliegen ist, dann bleibt Ihnen in meinen Augen nur ein einziger Weg: Es reicht nicht, lediglich Frieden mit den Tswana zu schließen und sie dann fortzuschicken, sondern Sie müssen sie davon überzeugen, sich hier bei Ihnen anzusiedeln.«
    Laurence hatte sich dazu entschlossen, diesen Vorschlag vollkommen unvermittelt zu unterbreiten, und er hatte die verblüffte Stille, die daraufhin eintrat, einkalkuliert. Er konnte nicht abstreiten, dass die Idee noch absurder klang, wenn man sie laut aussprach, als wenn er sie in Gedanken hin und her

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