Drachengold
»Das habe ich nicht gewollt. Ich würde nie zulassen, dass irgendjemand Roland belästigt â¦Â«
»Das gehört nicht zu deinen Privilegien«, sagte Laurence, »und das wird auch in Zukunft nicht anders sein, es sei denn, Roland selbst macht es zu deiner Aufgabe, natürlich nur mit dem Einverständnis ihrer Familie. Bis dahin werde ich darauf achten, dass du dich ebenfalls wie ein Gentleman verhältst. Du wirst zukünftig auÃerhalb deines Dienstes nicht mehr ohne Begleitung deine Zeit mit Roland verbringen. Solltest du dich jedoch entscheiden, dein Werben um sie fortzusetzen, dann wirst du das so gestalten, wie es sich ziemt.«
»Aber so ist es doch gar nicht ⦠Roland und ich â¦Â«, stotterte Demane.
»Hat sie dir gegenüber in irgendeiner Weise ihre Gefühle zum Ausdruck gebracht oder dich ermutigt, davon auszugehen, dass sie dir versprochen ist?«, fragte Laurence.
»Nein«, sagte Demane verdrieÃlich. »Aber â¦Â«
»Dann will ich von dieser Angelegenheit nichts mehr hören«, sagte Laurence abschlieÃend.
Demane stapfte nicht weniger aufgebracht als Roland aus dem Zelt und lieà Laurence mit dem schwachen Trost zurück, dass er sich wacker einer leidigen Pflicht gestellt hatte, allerdings ohne die geringste Ahnung zu haben, wie er nun weiter verfahren sollte. Es wäre schon eine schwierige Aufgabe, angesichts der instabilen Verhältnisse in der Kolonie überhaupt eine geeignete Anstandsdame aufzutreiben, ganz zu schweigen davon, innerhalb von drei Tagen eine zu finden, die nicht sofort einen Rückzieher machen würde, sobald sie von der langen Seereise und der gefährlichen Mission erfahren würde.
Andererseits konnte er Roland keinesfalls in Sydney zurücklassen, denn das würde bedeuten, seine noch viel vordringlichere Aufgabe zu vernachlässigen. Diese bestand darin, Roland zu einer Offizierin auszubilden, die in der Lage wäre, das Kommando auf einem ungeheuer wertvollen Drachen zu übernehmen, was ohne nützliche Erfahrungen wohl kaum zu bewerkstelligen sein dürfte, selbst wenn diese von Gefahren begleitet werden würden. In einer schäbigen Hafenstadt würde Roland keine Gelegenheit haben, sich in militärischer Hinsicht weiterzuentwickeln, schon gar nicht mit Rankin als Befehlshaber. Immer wieder hatte dieser Gentleman deutlich gemacht, dass auf ihn hinsichtlich Rolands Ausbildung oder ihres Schutzes keinerlei Verlass war.
Laurence fragte sich zweifelnd, ob er vielleicht einen älteren Soldaten im Ruhestand für diese Aufgabe anwerben sollte. Das wäre allerdings auch keine wirklich schickliche Lösung, und eine solche Person könnte Roland auch keine Ratschläge der Art geben, die Laurenceâ unbestimmtem Gefühl nach ebenfalls von einer Anstandsdame ausgehen sollten. Und wenn er nach einem Mann suchen würde, der eigene Töchter groÃgezogen hatte? Da ihm keine bessere Lösung einfallen wollte, belieà er es erst mal dabei; denn während er diese Ãberlegungen anstellte, war ihm siedend heià eingefallen, dass er zur Allegiance hinausrudern sollte, um sich mit Riley wegen Rolands Unterbringung abzusprechen.
»Es sollte nichts AuÃergewöhnliches sein«, erklärte Laurence, »aber es muss eine abgetrennte Koje für sie geben und noch eine weitere für die Begleitung, egal, ob diese ebenfalls weiblich ist oder nicht.«
»Eine Dame?«, fragte Riley ungläubig. »Nicht, dass ich die Notwendigkeit nicht einsehe«, fügte er hinzu, »aber Laurence, du kannst doch nicht ernsthaft wollen, dass wir eine ehrbare Dame mit nach Brasilien nehmen, wo gerade ein Krieg tobt? Ich schätze, wir haben augenblicklich nicht mehr als drei Frauen an Bord. Und das auch nur, wenn man die alte Molly in der Kombüse und die Frau des Kanoniers und ihr kleines Baby mit einrechnet, obwohl ich nicht finde, dass die wirklich zählen.« Als Laurence vorschlug, stattdessen eben auf einen pensionierten Gentleman zurückzugreifen, verfinsterte sich Rileys Miene noch mehr.
Laurence war jetzt ausgesprochen dankbar dafür, dass Riley längst von der Existenz weiblicher Offiziere unter den Fliegern erfahren hatte, sodass bei ihm keine langen Erklärungen nötig waren. Es stimmte, dass Roland niemals die üblichen Freuden der Ehe und Familie erwarten durfte, sodass vieles von dem, was einer jungen Frau sonst beim Heranwachsen beigebracht
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