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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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Und worüber sollte ich schon mit einer verknöcherten alten Dame reden, die die Nase rümpft, weil ich keine Röcke trage?«
    Laurence gab jede Hoffnung auf, sie noch überzeugen zu können. Stattdessen beendete er das Gespräch damit, sie zu beauftragen, dafür zu sorgen, dass ausreichend Schwarzpulver für die Kanonen an Bord gebracht wurde.

3
    Temeraire fand es nicht besonders bedauerlich zu sehen, wie die armseligen Gebäude Sydneys hinter ihnen kleiner wurden, auch wenn Laurence und Riley sich so lobend über die Qualität des Hafens äußerten. Der war zwar wirklich hervorragend, aber er entschädigte einen nicht für den ungepflegten Eindruck, den die unbefestigten Straßen hinterließen, die, nebenbei gesagt, viel zu schmal und voller Schlamm waren. Natürlich wusste Temeraire die prächtigen Waren, die die Seeschlangen aus China herbeibrachten, zu schätzen – ganz im Gegensatz zu dem alles durchdringenden Gestank des Breis aus halb verrottetem Fisch, den die Kreaturen so gerne zu sich nahmen. Er sah auch überhaupt nicht ein, warum man diesen Fraß in offenen Fässern am Dock aufbewahren musste. Sie hatten fast direkten Rückenwind, und so wurde der widerliche Geruch zu einem stetigen Begleiter, während die Allegiance voransegelte.
    Â»Ich darf doch davon ausgehen, dass sie keinen von uns verschlingen werden?«, fragte Mrs Pemberton Roland, während sie zögernd am Fuß der Treppe zum Drachendeck stehen blieb. »Oh, aber natürlich würden sie das, wenn man ihnen nur die Gelegenheit dazu böte«, antwortete Temeraire und linste zu ihr hinunter. »Ich fürchte, die Tiere sind nicht sehr wählerisch. Aber man muss bedenken, dass sie anscheinend nicht sprechen können, und so kann man ihnen nicht einfach erklären, dass man keine Menschen fressen darf. Wenn Sie gerne schwimmen möchten, dann sollten Sie lieber noch warten, bis wir einige Tagesreisen weiter sind.« Die Dame starrte sprachlos zu ihm empor. Temeraire hatte es sich nicht ganz erschlossen, warum Laurence das Gefühl gehabt hatte, ihre Anwesenheit sei zwingend erforderlich, und als er Roland danach gefragt hatte, hatte diese giftig erwidert: »Sie ist hier vollkommen überflüssig.« Nun antwortete Roland Mrs Pemberton mit einem Hauch von Verachtung in der Stimme: »Natürlich wird niemand Sie auffressen. Temeraire, sie hat dich gemeint, und Iskierka und Kulingile, nicht die Seeschlangen.«
    Â»Ich fürchte, diese Frau ist nicht übermäßig schlau«, raunte Temeraire später an diesem Tag Laurence zu, der aufs Drachendeck zurückgekehrt war, als sie das offene Meer erreicht hatten. »Und, Laurence, ich muss wirklich noch einmal betonen, dass ich mich durchaus selber in der Lage sehe, Roland jeden Schutz zukommen zu lassen, den sie braucht. Du hättest mir nur Bescheid sagen müssen. Selbst wenn sie nicht zu meiner eigenen Besatzung gehören würde, sähe ich es in Excidiums Abwesenheit als meine Pflicht an, auf sie aufzupassen.«
    Es gelang ihm nicht zu verbergen, dass er sich gekränkt fühlte. Inzwischen hatte Leutnant Ferris – oder besser: Mr Ferris, wie man ihn jetzt wohl zu nennen hatte – ihm Mrs Pembertons Aufgabenbereich erklärt, und Temeraire hatte festgestellt, dass er bei diesem Thema ganz und gar der gleichen Ansicht wie Roland war.
    Â»Was ihren körperlichen Schutz angeht, habe ich da keine Zweifel«, sagte Laurence freiheraus. »Aber für ihren guten Ruf zu sorgen, das dürfte dir ja wohl eher schwerfallen. Ich glaube nicht, dass deine Vorstellungen in dieser Hinsicht maßgeblich wären.« Er seufzte und fügte hinzu: »Mrs Pemberton ist eine vernünftige Frau und keineswegs ein Feigling, schon allein deshalb, weil sie diese Aufgabe übernommen hat. Ich bin mir sicher, sie wird bald verstanden haben, dass du keine Gefahr für sie darstellst.«
    Etliche der Seeschlangen waren ihnen aus dem Hafen hinaus gefolgt, entweder weil sie ein wenig spielen wollten oder weil sie auf eine Mahlzeit hofften. Sie tobten in dem weißen Schaum, der sich um den Bug der Allegiance herum bildete, und ihre Haut glitzerte unter den sprühenden Wassertropfen. Niemand war von dieser Begleitung angetan. Alle beklagten sich über ihren Gestank, und außerdem waren die Seeleute von der panischen Furcht erfüllt, dass die Biester sie jeden Augenblick anfallen könnten.

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