Drachengold
ist, dann muss man nicht ständig Stunden nehmen, um sich in einer neuen Sprache zu vervollkommnen«, fügte er hinzu und warf einen verächtlichen Blick über das Deck zu Maila, der sich sonnte.
Aber De Guignes hatte keinerlei Einwände, und nachdem Hammond einige Stunden lang abgewartet hatte, setzte er sich aufs Drachendeck und begann, Temeraire dort vorzulesen, und zwar so laut, wie er nur konnte, wobei er die englischen Worte langsamer als gewöhnlich und überdeutlich aussprach.
»Ich kann mir einfach nicht erklären, wohin sie unterwegs sind«, sagte Laurence zu Granby, als sie an diesem Abend gemeinsam an ihrem schmalen Tisch saÃen. Er konnte genügend Sterne sehen, um sich beinahe sicher zu sein, dass sie in Richtung Nordwesten segelten, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, aus welchem Grund. Das dürfte die Reise um mindestens eine ganze Woche verlängern oder sogar noch mehr, wenn das Schiff in eine Flaute geraten sollte. Ein solches Risiko konnte man mit sieben Schwergewichten an Bord eigentlich nicht leichtfertig eingehen.
Thibauxs Höflichkeit hatten sie es zu verdanken, dass man ihnen ihre Sachen nicht abgenommen hatte, sodass Laurence sein Fernrohr geblieben war. Drei Tage später, während eines Fluges mit Temeraire, entdeckte er damit ein kleines Atoll, das in der Ferne aus dem Wasser ragte.
»Vielleicht kann man dort gut fischen«, schlug Granby vor. »Es würde sich lohnen, einen Umweg von einer Woche in Kauf zu nehmen, wenn man dafür die Vorräte an Bord wieder aufstocken könnte.« Aber als sie sich dem Eiland näherten, gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass es sonderlich viel Nahrung bot. In der Mitte war die Insel von einem grünen Dschungel bewachsen, der schwer zugänglich wirkte. Durch das Fernrohr schien es, dass die sichtbare Küste zum groÃen Teil aus schwarzen Felsen und Sand bestand. Es gab vereinzelte Palmen und Unterholz, und Seevögel kreisten darüber. Laurence konnte auch einige Seelöwen entdecken, aber sie schossen in groÃer Geschwindigkeit davon, als die Drachen näher kamen. Es machte nicht den Anschein, dass es genügend von ihnen gab, was den Umweg lohnend machen würde, dachte Laurence. Auf jeden Fall konnte er nicht verstehen, dass die Franzosen eine solche Verzögerung in Kauf nahmen, wo sie doch gut und gerne die Rationen der englischen Drachen hätten kürzen können, wenn sie um die Gesundheit ihrer eigenen Tiere besorgt waren.
Am nächsten Tag trat De Guignes zu ihm an die Reling. »Ah, Kapitän Laurence, wie Sie sehen, haben wir diese Insel fast erreicht«, sagte er, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete das Stück Land nachdenklich. Es war nichts als ein schwarzer Fleck mitten im Ozean, über dem sich die Drachen, die auf die Jagd gegangen waren, tummelten.
»Sir, das sehe ich«, antwortete Laurence höflich und verständnislos.
De Guignes nickte. »Ich bin untröstlich«, sagte er, »aber unsere Wege werden sich hier für eine kurze Zeit trennen. Man hat mir versichert«, fügte er unter Laurenceâ starrem Blick hinzu, »dass es da frisches Wasser gibt. Man hat es mir ganz fest zugesagt. Monsieur Vercieux, der Steuermann, ist hier bereits früher mal an Land gegangen â¦Â«
6
Auch bei näherer Betrachtung wurde das Ufer nicht einladender: Der Sand war kaum mehr als eine Verkrustung über salzgesprenkelten Felsbrocken, und es waren keinerlei Tiere zu sehen auÃer Vögeln und kleinen Krabben, die eilig vor den näher kommenden Booten davonkrabbelten. De Guignes hatte nicht herzlos sein wollen, und so hatten die Franzosen mehrere Fässer mit Regenwasser zu ihrer Verfügung bereitgestellt für den Fall, dass der kleine Bach auf der Insel nicht ausreichen sollte. Auch war eine ausreichende Menge an Pökelfleisch und Zwieback an Land gebracht worden, um die Männer zumindest einige Monate lang zu versorgen, und sogar ein Kübel mit getrockneten Zitronen war abgeladen worden.
»Ich hoffe, dass die Lage für Sie hier nicht über Gebühr unangenehm wird; ich denke, das Wetter ist auszuhalten.« De Guignesâ Worte wurden von einem höflichen Lächeln begleitet; aber darin verbarg sich ein stählerner Kern, und Laurence glaubte nicht, dass Hammonds Proteste zu irgendetwas führen würden. »Monsieur, natürlich werden wir in absehbarer Zeit
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