Drachengold
ansprechen«, schlug Hammond vor und schaute zu Maila hinüber, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, ganz in ihrer Nähe zu fliegen, wenn Temeraire in der Luft war â vermutlich um anzugeben, dachte Temeraire. Nicht, dass Maila neben ihm besonders vorteilhaft aussehen würde, es sei denn, man erfreute sich an grellen, aufdringlichen Farben wie knalligen Rosa- und Grüntönen, anstatt ein geschmackvolles, schlichtes Schwarz zu schätzen zu wissen.
»Ich habe es nicht eilig«, erwiderte Temeraire kühl. »Wir werden sicher irgendwann einen anderen Drachen der Inka treffen, der sich als angenehmere Gesellschaft entpuppen wird, da bin ich mir sicher.«
»Sie müssen ja nicht zwischen ihm und Iskierka vermitteln«, sagte Hammond.
»Was tut das denn zur Sache?«, empörte sich Temeraire. »Es interessiert mich überhaupt nicht, ob er sich mit Iskierka unterhalten will oder nicht, vor allem, weil er vermutlich sowieso nichts Kluges von sich zu geben hat.«
»Er hat mir gestern seinen Teil vom Thunfisch überlassen«, sagte Iskierka später an diesem Nachmittag auf dem Deck. »Und wenn er mich gerne sprechen will, dann soll er das tun. Ich halte ihn für ausgesprochen höflich.«
Sie nickte Maila zu, und Temeraire erschien diese Geste völlig fehl am Platz; es kam ihm so vor, als würde sie sich mit dem Feind verbrüdern. Zu seiner Empörung plusterte Maila sich auf, nickte zurück und sagte langsam und bedächtig: »Madam â bezaubernd.«
»Oh! Dann können Sie also verständlich sprechen«, sagte Iskierka erfreut. »Warum haben Sie das denn nicht schon früher getan?«
»Nur ein bisschen jetzt«, antwortete Maila.
»Er hat mich beim Unterricht belauscht«, beklagte sich Temeraire bei Hammond, »und zwar in unhöflicher Art und Weise und ohne im Nachhinein ein schlechtes Gewissen zu haben. Er hat wirklich überhaupt keine Manieren.«
»Dann lernt er also Englisch?«, fragte Hammond, der seine Stimme so weit wie möglich gedämpft hatte. Hier an Deck war er kaum zu verstehen, denn überall in der Takelage schrien Seeleute herum und erschwerten jegliche Kommunikation. Temeraire war das Flüstern unbegreiflich, wo Hammond ihn doch in der Luft immer so anbrüllte. Verärgert legte er seine Halskrause zurück, als Hammond fortfuhr: »Ich habe immer geglaubt, dass das bei älteren Drachen, abgesehen von Ihrer Rasse, nicht mehr möglich sei. Wie wundervoll, dass er das ebenfalls schafft. Was glauben Sie, ob er vielleicht auch mit mir spricht?«
Temeraire konnte nichts Wundervolles daran finden, und Maila ignorierte hartnäckig jeden Versuch Hammonds, ihm ein Gespräch aufzudrängen. Man hätte erwarten können, dass Hammond genügend Selbstachtung hatte, um seine Bemühungen einzustellen, aber stattdessen beharrte er darauf, bei Temeraires nächster Unterrichtsstunde nur noch lauter zu schreien. Obschon sich Temeraire nach Kräften anstrengte, Maila abzuschütteln, blieb ihm dieser hartnäckig auf den Fersen und lauschte in schamloser und allseits unerwünschter Weise.
»Ich glaube, das wird ein schöner Tag werden«, sagte Monsieur De Guignes am nächsten Morgen zu Temeraire, als er aufs Drachendeck kam, um mit Geneviève zu frühstücken.
Temeraire hatte eben erst mühsam die Augen geöffnet und schon das Gefühl, nicht ausreichend lange geschlafen zu haben. »Ja, es wird wärmer«, sagte er müde, aber dann war er mit einem Schlag hellwach, als ihm klar wurde, dass De Guignes mit ihm auf Quechua und nicht auf Französisch gesprochen hatte. Was für ein gemeiner Trick das war, dachte er tadelnd.
»Das ist ungünstig«, bemerkte Hammond, als Temeraire ihm davon erzählte, »aber ich nehme an, wir hätten es ohnehin nicht ewig verbergen können. Glauben Sie, Sie können Ihre Studien auch allein weiterbetreiben, wenn die Franzosen mich künftig davon abhalten sollten, mit Ihnen zusammen zu fliegen? Ich könnte Roland einige Aufzeichnungen mitgeben, die sie Ihnen vorlesen kann â¦Â«
»Damit sollten Sie sich wohl lieber an Sipho wenden«, antwortete Temeraire. Roland war beim Lernen keine groÃe Hilfe. »Aber vielleicht sollten wir mit dem Unterricht aufhören, wenn die Franzosen es nicht gerne sehen. Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass ich genug gelernt habe. Wenn man sprachbegabt
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