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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gab er zurück und wartete ungeduldig, was Meister Wu Li zu bieten hatte. Es interessierte ihn letztlich ebenso wenig wie die vergangenen Darbietungen der Mädchen, der Tellerjongleure, der Clowns, der exotischen Tierdressuren, der Hochseilakrobaten, der Contorsionisten, der halbnackten Tänzerinnen und alles, was er sonst noch hatte erdulden müssen. Alfred und seine Freunde waren nur aus einem Grund hier.
    Meister Wu Li berührte die weiße, halbkugelförmige Mütze, die eine Bronzespitze an der höchsten Stelle aufwies. Helfer trugen daraufhin einen Tisch mit einer flachen, breiten Schüssel herein, in der Wasser schwappte. Er selbst sah gelassen dabei zu und strich sich über den langen, schwarzen Kinnbart, der das Gesicht noch schmaler machte.
    »Schneller«, murmelte Alfred und sah auf die Taschenuhr. Kurz nach zehn am Abend. Viel zu spät für seinen Geschmack. Die Vorstellung hätte vor einigen Minuten zu Ende sein sollen.
    Wu Li bekam eine Drahtschlinge von einer Armlänge Durchmesser gereicht und tauchte sie in die Flüssigkeit.
    Das Licht verlosch bis auf einen einzelnen Scheinwerferstrahl.
    Wu Li hob den gebogenen Draht ruckartig an, und eine große Seifenblase formte sich. Zitternd blieb sie vor dem Chinesen in der Luft stehen, dehnte sich und wallte, drohte zu bersten. Er legte den Draht nieder, tauchte die Hände in die Flüssigkeit und berührte die Blase, hielt sie zwischen den Fingern – und ließ sie an Ausmaß zunehmen!
    »Wie macht er das?« Klara packte Alfred am Ärmel der groben beigefarbenen Kordjacke.
    »Das ist mir so was von gleich«, antwortete er, obwohl er sich zumindest wunderte über das, was er da sah. Dass die Seifenblase nicht barst, konnte er akzeptieren. Warum sie größer wurde, verstand er nicht.
    Wu Li hatte die schillernde Sphäre freigegeben. Sie waberte aufwärts, höher und höher, dem Dach der Zeltpagode entgegen, bis sie wie auf einen geheimen Befehl hin stehen blieb. Der Scheinwerfer folgte ihr, Wu Li fiel ins düstere Gemisch aus Licht und Schatten zurück.
    »Als der grausame Eroberer Dschingis Khan meine Heimat angriff«, sprach der Chinese mit Bassstimme, und Alfred rann unwillkürlich ein Schauder über den Rücken, »ritt seine wilde Horde an der Hütte einer Seifenmacherin vorüber.«
    In der Blase wurden … Bilder sichtbar!
    Die Menschen sahen Tartarenkrieger auf kleinen, zotteligen Pferden, die ihre Säbel und Speere schwangen. Ein erschrockenes und zugleich begeistertes Raunen lief durch die Reihen der Zuschauer. Eine Hütte tauchte auf, umgeben von Bambus und einem kleinen Bachlauf, an dem eine Chinesin kniete.
    »Die grausamen Krieger wollten die hübsche Lin Wei entkleiden und sich an ihr vergehen.« Die Seifenblase zeigte die hilflose junge Frau, die von den Kriegern überrascht wurde, die sich auf sie stürzten. Sie leistete Gegenwehr, spuckte und schlug um sich.
    Wie… geht das? Alfred wandte sich verblüfft um, drehte den Kopf und versuchte den Filmprojektor zu entdecken, mit dem sie den Trick absolvierten. Er hatte schon ein paar Vorführungen im Lichtspielhaus gesehen, aber was ihn stutzig machte, war, dass er das Geschehen in Farbe sah. Ist das möglich? Eine neue Technik?
    Wu Li hatte unterdessen eine zweite Blase entstehen lassen, die emporschwebte, sich mit der ersten verband und sie an Volumen verdoppelte. Nun wurden die Szenen überlebensgroß dargestellt, und wer genau hinhörte, vernahm das dunkle Lachen der Krieger und die verzweifelten Rufe der Frau; einige Zuschauer stöhnten mitfühlend auf.
    »Sie warfen sie in den Trog mit Seifenlauge, um sie zu waschen. Doch Lin Wei blieb im Trog verschwunden. Stattdessen stiegen Blasen empor, die den schrecklichen Soldaten Angst einflößten«, dröhnte Wu Lis Stimme. Die gigantische Sphäre wurde von Dutzenden kleiner Bläschen umspielt, deren Inneres unerklärlicherweise mit Rauch gefüllt war. »Sie verdunkelten die Umgebung, und die Pferde nahmen Reißaus. Sobald sie barsten, gaben sie Nacht frei und brachten den Kriegern dämonische Gestalten.«
    Prompt platzten die Gebilde, der Rauch entwich und formte Monstrositäten, die über die Menschen in der Pagode hinwegflogen. Nicht wenige zogen die Köpfe ein oder hielten die Hüte fest, einige kleine Kinder fingen an zu weinen. Klara stieß einen spitzen Schrei aus, als tintenschwarze Schattenfinger nach ihr griffen, ehe sie zerstoben und vergingen.
    Wie macht er das? Alfred konnte sich der Faszination nicht länger erwehren. Er erweckt die

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