DrachenKind (German Edition)
bitter und auch salzig. Er betrachtete in Gedanken die Wächter, wie sie bewegungslos in der Luft schwebten. Sollte er sich mit der Luft verbinden? Oder sollte er gleich als Erstes dafür sorgen, dass sie alle sich in eine Richtung bewegten, sodass er dann ein Zeitloch auf der anderen Seite öffnen konnte? Bei dem Gedanken an Seraf und Seaths Bitte, ihnen Kraft zu schicken, dachte er an ihre Kleidung. Keiner der Krieger hatte eine Rüstung oder ähnliches, nur dunkelblauer Stoff. Und die Armee über ihm? Er hatte es durch den Regen kaum erkennen können. Aber er war nicht bereit in dem Moment an ihrer Effektivität zu zweifeln. Er suchte nach Seaths Gedanken und zu seiner Überraschung fand er sie, tief im Inneren des Felsens, etwas höher als er. Nach den Bildern in ihrem Kopf zufolge hatten sie bereits eine Zone heraufbeschworen, in der sich ein Zeitloch öffnen lassen konnte. Eric sah ihn vor sich, den schwachen, blauen Schimmer, wie er nebelgleich in der Luft schwebte. Hatte der Herrscher wirklich keine Ahnung von diesem Gang, oder war es eine Falle? Sie wussten doch gar nichts über den Gang. Und über das, was am anderen Ende wartete. Als er dem Loch einen flüchtigen Blick zu warf spürte er mit der Nase einen kaum wahrnehmbaren Luftzug, der eindeutig wärmer war als die Luft außerhalb der Höhle. Waren das Seath und Seraf oder deutete es auf einen Kontakt zu einem Gebäude hin? Egal. Wenn er nicht bald los flog wäre es vielleicht schon zu spät. Mit einem kräftigen Sprung löste er sich von dem schwarzen Vorsprung und glitt lautlos dicht unter dem Fels entlang nach oben, auf die langen Reihen der rauchigen Wächter zu.
Kapitel 57
In seinen Gedanken formten sich zwei Worte. Hilf uns. Er wusste gleich dass es Seath war die nach seinen Kräften rief. Vielleicht hatten sie eine günstige Stelle gefunden, an der sie ein paar Krieger gebrauchen konnten. Als er ihnen eine Konzentrierte Menge glühend heißer Energie zukommen ließ, folgten gleich erleichterte Worte und die nächste Bitte.
„Wir brauchen viele Bogenschützen, eine Gruppe. Du musst die Zeitzone einfach so öffnen, wie du es schon einmal getan hast…“
Eric zögerte nicht. Er erinnerte sich deutlich daran, wie es geklappt hatte. Nur, dass es jetzt nicht direkt vor ihm passierte sondern ziemlich weit weg. Er stellte sich die beiden Halbkreise aus Kriegern bestehend vor, wie sie wartend auf den Feldern und im ganzen Dorf standen. Er zeichnete einen Rahmen um eine der Gruppen, sofort erwachten sie aus ihren Meditationsübungen und zogen Pfeile aus den großen Köchern, die jeder von ihnen auf dem Rücken trug. Im nächsten Moment verschwanden sie und Eric überließ Seath das Ziel, an dem sie sofort auftauchten. Als der Schall ihn erreichte, stellte er fest, dass es wunderbar geklappt hatte und dass sich die ersten tausend Krieger nun als große Flut irgendwo aus dem Gang ergossen. Der Kampf hatte begonnen, sie waren am Zuge. Er flog schneller, konzentrierte sich wieder auf den Wind. Doch der war so still, dass er ihn nicht schnell genug fand. Egal. Der Angriff war bemerkt worden, plötzlich drangen Schreie und das Geheule der Kämpfenden in die Nacht hinaus. Das Feuer in ihm loderte brüllend auf als er sich mit ihm verband und abermals seine Gestalt annahm. Sofort drehten sich die schwebenden Wächter um und schossen auf ihn zu wie eine Flut schwarzen Rauches. Er holte tief Luft und sein aus Feuer bestehende Körper begann beinahe weiß zu werden, so heiß wurde die Luft um ihn herum. Die Wächter wurden langsamer, Eric raste ungebremst auf sie zu, hinterließ einen flammenden Schweif in der kalten Luft und flog direkt in die Wolke aus dunklem Rauch hinein. Es war ein Kampf im Geiste. Sie versuchten gleich, ihn mit Bildern und Gefühlen zu beeinflussen; Verluste, die Schuld am Tod der anderen, Irgendwelche Wesen die Seath den Kopf abrissen, Seraf der sich auch als ein Verräter erwies, Jack, der jetzt für den Herrscher arbeitete, er selbst, wie er Jack tötete. Doch sie scheiterten. Das Feuer um sie herum war so heiß dass ihre Formen verschwammen und sich auflösten. Als sie mit den Bildern mehrerer Drachen angegriffen wurden, zerfielen sie und nichts blieb zurück, bis auf jene, die wie ein nie versiegender Fluss aus allen Richtungen nachströmten. Eric flog weiter, ließ sich nicht von ihnen ablenken. Plötzlich begannen die Wächter, ihn nicht mehr mit Bildern, sondern mit Gefühlen zu bekämpfen. Er spürte, wie sie versuchten, seinen
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