DrachenKind (German Edition)
finden wirst, aber er hat nur für dich eine Bedeutung. Öffne den Kasten, wenn du ihn das erste Mal brauchst. Vielen Dank für deine Geduld!“
Sie verließen den Raum, Eric, Jack, Mia und Seath blieben übrig.
Kapitel 18
Seath stand auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben Eric. Sie sah gelassen aus, aber Eric spürte ihre Besorgnis. Mia setzte sich ihnen genau gegenüber. Jack drehte seinen Stuhl so dass er Eric geradewegs ansehen konnte. Eric fühlte sich mehr als beobachtet. Er kam sich vor wie ein Schwerverbrecher, der gleich von drei Beamten ins Kreuzverhör genommen würde. Mia sah ihn lange wortlos an, dann fragte sie:
„Hast du dich jemals sterben sehen?“
Eric nickte. Sie schien es wieder erraten zu haben. Und wenn sie schon so fragte, dann wollte er gar nicht wissen, was es für eine Bedeutung haben könnte.
„Wie oft und wie?“
„Vorhin das erste Mal…Als ich geschlafen habe, nach dem Gespräch mit Seath. Es war ein Traum…“
„Was ist in dem Traum geschehen? Wen hast du gesehen und wie bist du…“
„Ich stand auf einer Lichtung im Wald, hatte keine Ahnung wie ich da hingekommen war. Dann hat sich auf einmal der Himmel verdunkelt und es kamen sechs Gestalten auf mich zu…Sie haben mich eingekreist und mit Armbrüsten erschossen, erst beide Knie, dann den Arm und zum Schluss gründlich und endgültig erst ins Herz und dann noch mal in die Lungen. Sie wollten sich wohl ganz sicher sein.“
Er sah die Bilder vor sich, fühlte wieder die Schmerzen. Er rieb sich die Kniescheiben. Mia, Seath und Jack sahen ihn entsetzt an, dann fragte Seath:
„Konntest du dich nicht verwandeln?“
„Vielleicht hätte ich das gekonnt, aber als mir einer das Knie zerschossen hat, konnte ich mich nicht mehr konzentrieren.“
Seath nickte. Sie sah Mia an, die Eric einen stärkenden Gedanken sandte. Er fühlte ihn kurz wie ein Betäubungsmittel aufglimmen, dann kamen die Schmerzen zurück; viel schwächer, aber immer noch vernehmbar. Mia fragte:
„Weißt du, wer es war? Konntest du sie sehen oder erkennen?“
„Nein, sie hatten lange Gewänder an und unter den Kapuzen war nichts zu sehen. Ich weiß nur, dass es sechs waren, und dass sie mich gekillt haben. Tut mir leid…“
Er verstand ihre Fragen aber sie störten ihn. Er mühte sich damit ab, die penetranten Schmerzen loszuwerden und sie stellten ihm Fragen. Er machte niemandem einen Vorwurf, hätte kein Mitleid oder so verlangt…Aber im Moment wäre er einfach gern allein. Dann fiel ihm der Schmied ein.
„Ich habe jemanden getötet, vorhin…“
Mia sah ihn scharf an.
„Wen? Und vor allem warum? Wieso sagst du das erst jetzt?“
„Es war der Schmied, er hat versucht mich zu ermorden…Als ich angekommen war, da wollte er mir einen Speer in den Hals rammen…Aber zu seinem Pech ist die Speerspitze zersplittert und da habe ich ihn fast automatisch umgebracht. Ich kann es nicht anders sagen, es war wie ein Reflex.“
Seath und Mia sahen einander an. Dann sagte Seath mit einem ärgerlichen Unterton:
„Ich fürchte, da hast du uns Arbeit abgenommen…Der Schmied stand schon seit einer Weile auf der Liste der Verdächtigen. Seit einem Jahr versuchen wir herauszufinden, auf welcher Seite er steht…Wir hatten keine Beweise für seine Mitgliedschaft in Manous Gruppe…Hat er wirklich einfach so einen Speer nach dir geworfen?“
„Ja! Ich stand mit dem Rücken zu ihm, als ich hinter mir jemanden mit sehr schwarzen Gedanken gespürt habe. Ich drehte mich um, da stand er dann, und kurz darauf hat er rumgeschrien und den Speer geschleudert.“
Mia nickte wieder. Sie schien Eric keinen Vorwurf zu machen. Aber sie schien auch nicht sicher zu sein, ob er das richtige getan hatte. Dann warf sie einen Blick auf den langen Kasten, der immer noch vor Eric auf dem Tisch lag.
„Öffne bitte den Kasten.“
Eric sah sie müde an. Dann beugte er sich vor und griff nach dem langen Holzgegenstand. Er war erstaunlich schwer. Alle vier starrten auf den Kasten. Er war fast einen Meter lang, hatte eine so dunkelblaue Farbe, dass er fast schwarz aussah. Er war schlicht und ohne jede Art von Verzierungen. Eric suchte nach einer Möglichkeit ihn zu öffnen aber es schien keinen Deckel zu geben. Er drehte und wendete ihn doch der Kasten hatte keinen Schlitz oder eine Rille, die ihm etwas über den Verschluss gesagt hätten. Er warf Mia einen Fragenden Blick zu, doch schon im nächsten Augenblick hatte er die Lösung: Seine Gedanken. Er stellte sich vor, wie sich ein flacher
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