Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
verfolgte
kichernd, wie das Faß weiterrollte, wie die Leute sich durch
rasche Sprünge in Sicherheit brachten und wie sie aus dem
Weg hasteten. Das Schauspiel hatte ein Ende, als der
Ausbrecher in den Stand eines Tischlers knallte, woraufhin
sich ein bunter Baldachin über die Verwüstung legte.
Die Menge kehrte bald zu ihren eigentlichen Geschäften
zurück. Als Tolpan sich wieder dem Fest zuwandte, schoß ein
stechender Schmerz durch sein Bein. Er unterdrückte ein
Jaulen und boxte dann schnell dem bulligen Mann in dem
langen Leinenmantel, der auf Tolpans Fuß stand, in die Seite.
Ob der Stoß dem Mann wirklich weh getan hatte, war schwer
zu sagen; jedenfalls erregte er seine Aufmerksamkeit. Sein
Kopf fuhr zur Seite, und er suchte finster die Menge ab, doch
es dauerte mehrere Momente, bis er den kleinen Kender vor
seinem Bauch entdeckte. Der Mann knurrte ihn aus tiefer Brust
an. Er legte Tolpan eine Hand auf die linke Schulter, hob den
Fuß und versetzte ihm einen kräftigen Schubs, der den
unglücklichen Kender mitten durch die Menge fliegen ließ.
Zurückweichend und wild um sein Gleichgewicht zappelnd,
taumelte Tolpan gegen einen Stapel Teppiche. Darauf brachte
er sich in Sicherheit, setzte sich, überblickte die Menge und
rieb sich den schmerzenden Fuß.
Grobe Hände packten ihn von hinten. »Runter mit deinen
Dreckfüßen von meiner Ware, du kleine Kröte!« Tolpan wurde
herumgerissen und sah sich einem ärgerlichen, schlanken
Mann mit Bart und großem Satinhut gegenüber.
Tolpan warf einen Blick auf seine vor Dreck starrenden
Hosen und die Spur nasser, dreckiger Fußabdrücke, die über
die Teppiche zu seinem augenblicklichen Standort führten, und
kicherte, was auf jeden Fall ein Fehler war. Er hatte das Wort
»Entschuldigung« noch nicht ganz ausgesprochen, als auch der
Händler seinen Fehler bemerkte.
»Ein Kender! Und ich hab dich für ein unschuldiges Kind
gehalten. Verschwinde!« brüllte er.
»Aber ich wurde geschubst«, protestierte Tolpan. »Es war
nicht meine Schuld – «
»Verschwinde!« Das Gesicht des Teppichhändlers lief vor
Wut puterrot an. Seine Hände glitten über Tolpans Oberkörper,
um das Wollhemd und die Taschen des Kenders zu
durchsuchen, was Tolpan erneut zum Kichern brachte. Als der
Händler sich vergewissert hatte, daß nichts aus seinem Besitz
an Tolpans Körper versteckt war, wirbelte er den Knirps herum
und stieß ihn wieder zurück in die drängelnde Menge.
Es wäre nur natürlich gewesen, wenn Tolpan durch all die
Mißhandlungen, denen er ausgeliefert war, entmutigt gewesen
wäre, doch Kender sind nicht so leicht zu vergraulen. Das
gehörte einfach alles zu dem Markt, und Tolpan fand Gefallen
an Aufregungen. Er fand auch Gefallen an den knusprig
gebratenen Spiralkuchen mit Puderzucker, die er von einer
zahnlosen, aber fröhlichen und rotbackigen, alten Frau kaufte.
Während er sich geistesabwesend den Zucker von den Fingern
leckte, machte er sich daran, das Gelände zu erkunden.
Exotische Musik drang über den Jahrmarkt; die Töne von
langen Saiteninstrumenten und winzigen Zimbeln, nahmen
Tolpan mit ihrem pulsierenden Rhythmus gefangen. Wie ein
Hund auf der Fährte trottete der Kender durch die
Menschenmenge und fand seinen Weg zur Bühne. Dort
wirbelte und wogte eine dunkelhäutige Frau, deren
Seidenschleier wie zarte Blütenblätter schwebten. Stahlmünzen
klimperten an ihren Handgelenken, Knöcheln und Hüften. Die
fremdartige, wundersame Musik beschwor bunte Farben und
ferne Düfte.
Aber selbst das reichte nicht, um Tolpans Aufmerksamkeit
zu fesseln, als im Nachbarstand die Zaubervorstellung begann.
Übelriechender Rauch trieb über die Bühne. Mit einem
Zischen tauchte ein grinsender Mann aus dem Rauch auf. Die
Menge wich ehrfürchtig zurück, auch wenn Tolpan ziemlich
sicher war, daß er direkt vor der »Materialisation« des Mannes
eine Bewegung im Vorhang gesehen hatte. Der Mann trug eine
bodenlange, waldgrüne Tunika, die so dunkel war, daß sie
schon fast schwarz wirkte. Eine pelzbesetzte Robe derselben
Farbe reichte ihm gerade bis unter den Bauch. Beide
Kleidungsstücke waren mit einer Vielzahl geheimnisvoller
Symbole verziert.
»Ich bin der großmächtige Fozgoz Mithrohir«, verkündete
der Zauberer, »Enkel und einziger überlebender Erbe des
ebenso großmächtigen Fozgond Mithrohir, dem ewigen
Glanzlicht und Großschnurrbart des herrschenden Ordens der
Grünen Zauberer! Tretet zurück!«
Damit zog er einen Stab aus seinem linken Ärmel und
wedelte

Weitere Kostenlose Bücher