Drachenlanze - Die Stunde der Diebe
Seite und
schmiegte seinen zarten Körper an einen dicken Stein.
Mehrere Fuß weiter lag der Zwerg laut schnarchend auf dem
Rücken. Ein leerer Weinschlauch baumelte von seinen bärtigen
Lippen. »Flint!« zischte Tanis.
Flint erwachte schnaubend und spuckte den Schlauch aus.
»Huch? Wer ist da?« Jammernd legte er eine Hand an die
Schläfe und schloß die Augen wieder. »Wer du auch bist, bitte
säg mir den Kopf ab, aber mach schnell!«
»Ich mein’s ernst!« schimpfte Tanis.
»Wer macht denn Witze?« grollte Flint, der endlich doch die
Augen aufschlug und sich hinsetzte. »Was ist passiert? Wo
sind wir?«
Tanis schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Nachdenklich kniff er die Augen zusammen und sagte dann
langsam: »Der Sonne nach ist es Morgen, auch wenn ich nicht
weiß, wieviel Zeit vergangen ist. Das letzte, woran ich mich
erinnere, ist, wie wir nachmittags am Wasser standen. Wir
haben Selana gesucht und fanden – «
»Hufspuren von Satyren!« stöhnte Flint. »Ihre Flöten haben
uns verhext!« Erschrocken sah er sich im Hain um und
entdeckte den zusammengerollten Körper des Kenders. »Da ist
Tolpan, aber wo ist die Prinzessin? Meinst du, sie haben sie
entführt?«
Die beiden Männer sprangen auf und rannten herum, bis sie
die Meerelfenprinzessin hinter einem Strauch fanden. Sie
atmete noch und lächelte sogar selig im Schlaf. Ihr blauer
Umhang war unter ihr ausgebreitet. Die Tunika hatte sie
verkehrt herum an, und ihr Haar war völlig durcheinander.
Kleine Stöckchen und trockenes Gras hatten sich darin
verwickelt.
»Den Göttern sei Dank, da ist sie«, seufzte Flint.
Tanis rieb sich träge das Gesicht. »Ich weiß nicht, wie’s dir
geht, aber ich kann mich an überhaupt nichts erinnern.« Er
warf einen Blick auf die schlafende Prinzessin. »Wir sollten sie
lieber wecken und uns auf den Weg machen. Nur die Götter
wissen, wieviel Zeit wir verloren haben.«
»Zeit ist nicht das einzige, was wir verloren haben«, piepste
Tolpan, der plötzlich hinter ihnen stand. »Guckt mal eure
Taschen nach. Selanas Lichtmuschel ist weg.«
Tanis und Flint drehten beide ihre Taschen um und machten
ihre Beutel auf: leer. »Verdammt!« schrie der Zwerg. Er sah
das Messer an Tanis’ Hüfte und merkte, daß die Axt noch an
seinem Gürtel hing, woraufhin er einen resignierten Seufzer
von sich gab. »Wenigstens haben sie uns unsere Waffen
gelassen.«
»Mit diesen magischen Flöten brauchen sie sich
wahrscheinlich kaum zu verteidigen«, sagte Tanis, als er seinen
Bogen und den Köcher voller Pfeile in den tiefhängenden
Ästen eines Baums wiederfand.
Komischerweise war es der Kender, dessen Beutel mit WertSachen nicht angetastet worden war, der vor Wut kochte. Er
stampfte mit dem Fuß auf. »Schön, vielleicht wissen sie ja zu
feiern«, erregte er sich, »aber ansonsten beeindrucken mich
diese Satyre nicht besonders, das kann ich euch sagen! Das
muß man sich mal vorstellen, da nehmen die sich einfach
etwas, was ihnen gar nicht gehört!«
»Das muß man sich mal vorstellen«, trällerte Flint leise.
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