Jetzt schlaegts dreizehn
1. Kapitel
Ein gut aussehender junger Mann in schwarzer Lederjacke trat aus dem Schatten. Seine Augen glühten wie Kohlen und er hatte einen Dreitagebart. Die hübsche blonde Frau, die sich mit ihm auf dem Balkon des Penthouses befand, atmete schwer. Sie versuchte vor ihm zu fliehen, aber es gab kein Entrinnen. Der Mann griff nach ihrem eleganten Abendkleid und zog sie stürmisch an sich.
Während die Frau versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien, zischte Treg ihr zu: „Versuch dich nicht dagegen zu wehren, Marlene! Wir sind einfach füreinander bestimmt.“
„Falsch“, murrte Sabrina, die immer noch im Schlafanzug auf ihrem Bett lag und fernsah. „Marlene braucht keinen Loser wie dich. Wie wär’s denn mit Roger?“
Sie deutete mit dem Finger auf den Fernseher und kurz waren zarte Klänge wie von Engelsharfen zu hören. Sofort lag Marlene in den Armen des schneidigen Roger und nicht mehr in denen des zerknautschten Treg. Sie sah deswegen aber nicht glücklicher aus, eher überrascht und verwirrt.
„Roger, was machst du denn hier?“, fragte Marlene und schob den reichen Fabrikanten von sich weg. Schockiert strich sie sich übers Haar.
Roger war schon immer ein echter Gentleman gewesen. Er ließ sie sofort los. „Ich habe dich immer geliebt, Marlene“, beschwor er sie. „Gib mir eine Chance!“
„Aber du bist mit meiner Schwester verheiratet!“, sagte die blonde Frau entgeistert.
Sabrina runzelte die Stirn. „Uups, das hatte ich ja ganz vergessen.“ Eine zweite Fingerbewegung, und Marlene fand sich in den Armen von Mark wieder, ihrem netten und treuen Ex-Mann.
„Mark!“, rief sie erstaunt und erleichtert. „Was machst du denn hier?“
Er schaute verwirrt drein. „Ich weiß es auch nicht. Eigentlich bin ich doch seit dem Schiffsunglück auf dem Amazonas verschollen...“
„So ein Mist!“, murmelte Sabrina.
Jemand klopfte an ihre Zimmertür. „Sabrina!“, rief ihre Tante Hilda. „Kann ich reinkommen?“
„Klar.“
Hilda hatte knallrosa Shorts und ein luftiges Sommertop an. „Machst du irgendetwas mit dem Fernsehprogramm?“
„Ich versuche nur, diese dumme Seifenoper ein bisschen auf Trab zu bringen“, erklärte Sabrina und zuckte die Achseln.
„Zufälligerweise mag ich diese dumme Seifenoper“, grollte Hilda. „Und ich mag Treg viel lieber als die anderen Kerle.“
Sie deutete auf den Fernseher, und schon war Treg in Lederjacke und Dreitagebart wieder bei Marlene.
„Marlene!“, rief er dankbar, als wäre er für mehrere Stunden in ein dunkles Verlies gesperrt gewesen. Er umarmte sie erleichtert, während sie versuchte, ihre Frisur und ihr Kleid in Ordnung zu halten.
„So ist’s besser“, sagte Hilda zufrieden. „Er muss so lange herhalten, bis ihr echter Freund Cliff aus dem Krieg zurückkommt. Sabrina, du solltest wirklich nicht versuchen, dich in Seifenopern einzumischen. Sie sind auch so schon verwirrend genug.“
„Ich weiß“, sagte Sabrina. „Aber jetzt sind Sommerferien, also habe ich genug Zeit, bei allen wieder auf den neusten Stand zu kommen!“
Ihre Tante schaute sie entsetzt an und ließ sich neben ihr aufs Bett fallen. „So willst du also deinen Sommer verbringen? Mit Seifenopern?“
„Nein“, antwortete Sabrina. „Vielleicht schaue ich mir auch zwischendrin ein paar Gameshows und Musikvideos an.“
„Das meine ich nicht. Willst du tatsächlich den ganzen Sommer nur herumhängen ?“
„Na ja, ich könnte auch herumfliegen “, grinste Sabrina. Sie deutete mit ihrem Finger auf sich und schon hob sie ab und schwebte über dem Bett. „Wo habe ich eigentlich meinen Staubsauger?“
„In der Wäschekammer“, antwortete ihr Hilda. „Aber du kannst hier doch nicht den ganzen Sommer über herumgammeln. Du bist ein Teenie... Du solltest etwas unternehmen.“
Sabrina warf ihr einen finsteren Blick zu und ließ sich zurück aufs Bett plumpsen. „Tut mir Leid, Tante Hilda, aber es gibt nichts, was ich machen könnte. Alle meine Freunde sind weg oder haben Ferienjobs. Harvey ist mit seinen Eltern in Europa und lernt jede Menge Französinnen und Schwedinnen kennen...“ Die junge Hexe klatschte in die Hände. „Hey, ich weiß was! Ich fahre ihm nach und ruiniere seinen Urlaub!“
„Nein, nein, nein!“ Hilda schüttelte den Kopf. „Das ist vielleicht am Anfang ganz lustig, aber eigentlich doch ziemlich unfair ihm und seinen Eltern gegenüber. Sie haben sich so auf diesen Urlaub gefreut. Davon abgesehen: Nicht Harvey ist das Problem,
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