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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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diesen drohend vor der Menge, die respektvoll
zurückwich.
»Hier und jetzt werde ich vor euren Augen durch meine
große Macht ein Wesen der niederen Ebenen beschwören, eine
gefährliche Bestie von einem Ort, den ihr euch nicht vorstellen
könnt, denn nur ich, Fozgoz, habe es je gewagt, dorthin zu
gehen, und bin als einziger zurückgekehrt. Habt keine Angst,
denn ich habe völlige Macht über dieses Wesen. Ich bin der
Herr dieses schrecklichen Tiers, denn ich habe meine Macht im
Kampf gegen die Gesetze seiner eigenen magischen Welt
bewiesen! Aber nun Ruhe bitte und zurücktreten!«
Tolpan starrte wie alle anderen mit weitaufgerissenen Augen
hin, als Fozgoz seinen Stab mit komplizierten magischen
Gesten durch die Luft schwenkte. Während er das schweflige
Muster zog, stoben Funken aus der Spitze. Dann brach mit
einem Knall eine zweite Wolke aus beißendem Rauch über die
Menge. Tolpan und die anderen Zuschauer in den vordersten
Reihen wichen zurück, wobei sie husteten und sich die
tränenden Augen rieben. Der erste, der danach wieder nach
vorn rannte, war Tolpan, der gebannt in den Wolkenwirbel
schaute. Etwas benommen und nicht besonders wild, tauchte
darin etwas auf – für Tolpan hatte es in etwa Gestalt und Größe
einer Ziege, war aber ganz ohne Fell und offenbar mit orangen
Schuppen bedeckt. Es hatte nur ein Horn. Während die Menge
staunend Mund und Nase aufsperrte, stand das Tier friedlich
kauend da. Gerade als Tolpan die Hand nach ihm ausstreckte,
sprang ein Assistent vor und führte das unglaubliche Monster
hinter den Vorhang.
Fozgoz’ Augenbrauen waren unnatürlich verzogen, als er
Tolpan wütend ansah.
»Bestimmt bist du ein tapferer und abenteuerlustiger Kerl,
kleiner Wanderer«, verkündete er. »Dieses Tier hätte dir den
Arm abgerissen und in einem Stück heruntergeschluckt und
dann dein Blut zum Nachtisch getrunken, wenn ich nicht
hiergewesen wäre, um seine animalischen Instinkte zu zügeln.«
»Es sah aus wie ein Ziegenbock«, meinte Tolpan
mißtrauisch.
»Das ist dir aufgefallen, ja?« Fozgoz setzte ein gönnerhaftes
Lächeln auf. »Das kommt daher, daß das Universum nur eine
begrenzte Anzahl Formen zur Verfügung hat. Damit alle
Wesen
existieren können, müssen manche Formen auf den
vielen Existenzebenen zweimal oder sogar noch öfter
verwendet werden. Laß dich nicht täuschen. Es sah nur
äußerlich einer Ziege ähnlich.« Die verblüffte Menge gab diese
neue Erkenntnis murmelnd weiter.
Tolpan drehte sich zu dem Mann neben sich um und
murmelte: »Es sah ganz bestimmt wie eine Ziege aus. Fandest
du das nicht auch?«
Bevor der Mann antworten konnte, mischte sich Fozgoz ein.
»Sag mir, kleiner Wanderer, du bist doch ein Kender?«
»Tolpan Barfuß, von den Barfußens aus Kenderheim. Hast
du schon von uns gehört?«
»Zum Glück nicht«, sagte Fozgoz, was ihm Lacher aus der
Menge einbrachte, »aber ich bin sicher, jeder hier hat schon
von den seltsamen und wunderbaren Dingen gehört, die
Kender in ihren Beuteln herumschleppen. Du erlaubst doch?«
Mit fragend erhobener Augenbraue streckte der Zauberer eine
Hand nach Tolpan aus.
Tolpans Gesicht leuchtete auf. »Aber sicher, gern!« Er trat
vor und ließ den Beutel von seiner Schulter gleiten. Als er die
Schnur aufknoten wollte, hielt Fozgoz ihn zurück.
»Bitte«, sagte er, »ich bin schließlich ein Zauberer. Es ist
nicht nötig, den Beutel zu öffnen. Ich kann auch sagen, was
darin ist, wenn er zugebunden ist, ja, ich kann es sogar
herausholen. Stell dich hierhin.«
Tolpan stellte sich gehorsam neben Fozgoz. Der Magier
legte seine linke Hand leicht auf den Beutel. Mit der Rechten
schwang er seinen Stab.
»Jetzt entspanne dich, mein tapferer Freund«, mahnte er. Er
kniff die Augen zusammen. Dann preßte er die Lippen fest
aufeinander und näherte den Stab dem Beutel. »Radorum,
Radorae, Radorix, Radorostruml« Ein Funkenschauer brach
aus der Spitze des Stabs und regnete über Tolpan herunter.
Fozgoz trat triumphierend zurück und hielt die linke Hand
hoch. Die Menge hielt die Luft an. Langsam brachte er seine
Handfläche auf Augenhöhe von Tolpan, und der Kender sah
darin den vertrockneten Fuß und den Schnabel eines Raben.
Tolpan betrachtete die Dinge. »So was, die hab ich völlig
vergessen. Aber warte, du hast das Beste verpaßt. Hier, ich
zeig’s dir.« Bevor Fozgoz etwas sagen konnte, hatte Tolpan
den Beutel aufgemacht und eine schöne, orange-grüne Feder
herausgezogen. »Hier haben wir die Schwanzfeder einer
Harpyie. Und

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