Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
umher. Sie konnte Piemur nicht entdecken; dabei hätte sie ihn gern eingeladen, ihr abends beim Füttern der Echsen zu helfen. Sie musste die wenigen Freundschaften, die sie hier in der Harfnerhalle hatte, stärken und pflegen.
    Der Gong weckte ihre Aufmerksamkeit; als die Nachmittagsstundenpläne verlesen wurden, erfuhr Menolly zu ihrem großen Staunen, dass Meister Oldive sie bei sich erwartete. Sofort begannen die Mädchen, wieder die Köpfe zusammenzustecken und zu tuscheln, als sei das etwas Schlimmes. Nun, vielleicht taten sie das nur, um sie zu verwirren. Sie beachtete die Mädchen auch weiterhin nicht. Dann kündete der Gong das Ende der Mittagspause.
    Die Mädchen blieben sitzen, die Blicke abgewandt, und sie musste sich mühsam durch die Reihe zwängen.
    »Und wo beim Großen Ei warst du heute Morgen?«, fragte Meister Domick. Seine Miene verriet Zorn und seine Augen glitzerten. Obwohl er leise sprach, duckten sich die Mädchen.
    »Man befahl mir...«
    »Das hat mir Talmor gesagt«, unterbrach er ihre Erklärung. »Aber ich hatte eine Nachricht bei Dunca hinterlassen, dass du zu mir kommen solltest.«
    »Dunca sagte kein Wort davon, Meister Domick.« Menollys Blick streifte die Mädchen, und sie merkte an ihren hämischen Mienen, dass sie sehr wohl in das Komplott eingeweiht waren.
    »Sie behauptet das Gegenteil«, erklärte Meister Domick.
    Menolly starrte ihn sprachlos an. Warum kam ihr Sebell nicht zu Hilfe?

    »Wie ich höre«, fuhr Domick sarkastisch fort, »hast du eine Zeitlang allein in der Wildnis gelebt. Merke dir eines - solange du hier Lehrling bist, hast du dich den Befehlen der Meister zu fügen.«
    Angesichts seines Zorns senkte Menolly nur den Kopf. Im nächsten Moment kam Prinzessin in den Saal geschossen, gefolgt von zwei Bronzeechsen und zwei Braunen.
    »Prinzessin! Rocky! Taucher! Lasst das!«
    Menolly stellte sich mit einem Sprung vor Meister Domick und breitete die Arme aus, um ihn vor dem Angriff der geflügelten Rachepfeile zu schützen. »Aufhören! Meister Domick ist ein Harfner! Wollt ihr wohl gehorchen!«
    Menolly musste schreien, da die Mädchen beim Anblick der wild flatternden Feuerechsen mit Gekreische unter den Tischen Zuflucht suchten und dabei Bänke und Stühle umstießen.
    Domick besaß Verstand genug und hielt still. Ungläubig starrte er die Angreifer an. Trotz des Lärms konnte sich Menolly mit ihrer Stimme durchsetzen.
    Prinzessin schimpfte noch einmal aufgebracht und setzte sich dann auf Menollys Schulter, von wo sie Domick mit zornkreisenden Augen anblitzte. Die anderen landeten auf dem Kaminsims, wo sie mit den Flügeln schlugen und wütend zischten. Menolly streichelte Prinzessin und suchte krampfhaft nach einer Entschuldigung.
    »Los, an die Arbeit und Schluss mit der Gafferei! Wer nichts zu tun hat, auf sein Zimmer!« Domicks dröhnende Stimme schlug die Neugierigen in die Flucht. »Ich hatte deine getreuen Beschützer ganz vergessen«, fuhr er leiser fort, an Menolly gewandt.
    »Meister Domick, können Sie mir je verzeihen...«
    »Meister Domick...«, erklang eine andere zaghafte Stimme, und Audiva kroch unter dem Tisch hervor. Domick streckte eine Hand aus und half dem Mädchen beim Aufstehen. Sie warf einen Blick zum Eingang und nickte dann Menolly kurz zu. »Meister
Domick, Dunca hat Menolly nichts von Ihrer Botschaft gesagt, aber wir wussten alle davon. Es wäre unfair, das zu verschweigen.« Mit einem letzten Blick zu Menolly hin eilte sie aus dem Speisesaal und schloss sich den anderen Mädchen im Hof an.
    »Wie hast du es geschafft, dir Dunca zur Feindin zu machen?«, fragte Domick, immer noch düster, aber ohne Zorn.
    Menolly schluckte und warf einen Blick auf die Feuerechsen.
    »Ach so! Ich verstehe.« Meister Domicks Haltung blieb unverändert. »Mich können die Biester jedenfalls nicht einschüchtern, das merke dir!«
    »Meister Domick...«
    »Es reicht, Mädchen. Da du offenbar zu wenig angeborenes Taktgefühl besitzt, muss ich...«
    »Meister Domick...« Sebell kam herbeigeeilt.
    »Ich weiß, ich weiß«, schnitt Domick die Erklärung des Gesellen ab. »Du scheinst einige Beschützer hier in der Halle zu haben. Hoffen wir, dass sich die Mühe am Ende lohnt! Wir sehen uns morgen gleich nach dem Frühstück in meinem Arbeitszimmer. Es liegt im zweiten Stock rechts, die vierte Tür außen. Heute Nachmittag hast du die erste Stunde bei Meister Jerint. Bring deine Flöte mit! Es stimmt doch, dass du in dieser Höhle eine Panflöte angefertigt hast -

Weitere Kostenlose Bücher