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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Seefahrt zu tun haben...«
    Er zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab und sie starrte wie gebannt auf seine Hände.
    »Wenn einer deine Hände sieht, weiß er sofort, dass du kein Seemann bist.«
    Er musterte seine Handflächen. »Warum?«
    »Matrosenhände sind schwielig vom Knotenziehen, rissig vom Salzwasser und braun gegerbt von Wind und Wetter...«

    »Würde das auch jemand merken, der selbst kein Seemann ist?«
    »Nun, ich zum Beispiel.«
    »Ich gebe mich geschlagen. Könntest du mir wenigstens beibringen, aus der Ferne wie ein Seemann zu wirken? Ist es schwer, das Segeln zu erlernen? Oder Netze auszuwerfen? Oder Fische auszunehmen?«
    Ihre linke Hand brannte nicht weniger als ihre Neugier. Harfner-Geheimnisse? Wozu musste ein Harfner-Geselle diese Dinge wissen?
    »Segeln, Netze auswerfen, Fische säubern - das ist alles Übungssache...«
    »Kannst du mir Unterricht erteilen?«
    »Mit einem Boot undWasser, ja - mit Netzen und Ködern und ein paar Fischen.« Dann lachte sie.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Nur - weißt du, als ich hierherkam, hatte ich gehofft, dass ich nie mehr im Leben einen Fisch ausnehmen müsste.«
    Sebell betrachtete sie einen Moment lang sehr ernst, dann spielte ein Lächeln um seine Augenwinkel. »Ja, das kann ich gut verstehen, Menolly. Ich bin eine Landratte, und ich hatte gehofft, das ewige Umherwandern würde eines Tages aufhören. Dich wird in dieser Gilde noch so manches überraschen. Der Meisterharfner verlangt, dass wir unsere Lehrballaden nicht nur mit Gitarre oder Trommel spielen...« Er machte eine Pause. »Ich werde also dafür sorgen, dass uns ein Boot,Wasser und Fische zur Verfügung stehen. Aber wann?« Er pfiff leise durch die schmale Lücke der oberen Schneidezähne. »Die Zeit ist unser größtes Problem, denn du hast Unterricht, und dann sind da noch die beiden Eier...« Er schaute sie lachend an. »Da wir schon beim Thema sind - hast du eine Ahnung, welche Farbe meine Echse...«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Das kann man bei Feuerechsen nicht so sicher vorherbestimmen wie bei Drachen, aber ich habe
jedenfalls für Meister Robinton die beiden größten Eier zurückbehalten. Aus einem davon müsste die Königin schlüpfen und bei dem zweiten rechne ich mit Bronze...«
    »Eine Bronzeechse?«
    Der verzückte Gesichtsausdruck des Gesellen erschreckte sie. Was geschah, wenn nun aus beiden Eiern Braune schlüpften? Oder Grüne? Als hätte er ihre Furcht gespürt, lächelte Sebell.
    »Eigentlich ist mir die Farbe gleichgültig. Ich freue mich, dass ich überhaupt eines der Tierchen bekommen soll. Der Harfner meint, man kann sie für Botenflüge abrichten. Und zum Singen.« Obwohl er so still und ernst wirkte, dieser Sebell, konnte er ganz schön sticheln. Aber Menolly fühlte sich wohl in seiner Nähe. »Und es heißt, dass sie mit ihren Freunden eine ebenso enge Bindung eingehen wie die Drachen mit ihren Reitern.«
    Sie nickte. »Möchtest du meine einmal sehen?«
    »Gern, aber nicht jetzt«, entgegnete er und schüttelte traurig den Kopf. »Ich muss dich über die Seefahrt ausquetschen. Also, erzähl mal, wie läuft der Alltag in einer Meeresburg ab?«
    Ein wenig belustigt darüber, dass man ihr solche Fragen ausgerechnet in der Harfnerhalle stellte, schilderte Menolly nüchtern und sachlich den Alltag in der Halbkreis-Bucht, so wie sie ihn viele Planetenumläufe hindurch erlebt hatte. Sebell war ein aufmerksamer Zuhörer. Manchmal wiederholte er Punkte, die ihm wichtig erschienen, oder er stellte ihr Fragen, wenn er etwas nicht verstand. Sie erläuterte eben, welche Fischarten in den Meeren von Pern lebten, als von Neuem die Glocke losdröhnte. Ihre Erklärung ging unter im Lärm der Lehrlinge, die auf den Hof hinausströmten.
    »Wir warten, bis der größte Ansturm vorbei ist, Menolly«, meinte Sebell. Er musste schreien, dass sie ihn verstand. »Wenn du mir noch einmal die Tiefseefische aufzählen könntest...«
    Als Sebell sie an ihren Platz im Speisesaal geleitete, empfingen die Mädchen sie mit eisigem Schweigen und zusammengepressten
Lippen. Sie hatten die Blicke abgewandt und kicherten untereinander. Gestärkt von Sebells Worten, beachtete Menolly ihr Benehmen gar nicht. Sie genoss den Braten und die großen, knusprig gebackenen Erdknollen, die innen weich und mehlig schmeckten. Man verstand es hier in der Gildehalle, die Gerichte besonders schmackhaft zu bereiten.
    Da die Mädchen sie so offensichtlich schnitten, wanderten Menollys Blicke im Saal

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