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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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berühren.
    Sie erwiderte seine Umarmung mit einem Arm, und sie blieben eine Weile so stehen, unfähig, etwas zu sagen, bis der Hund kam und um sie herumschnupperte. Er lahmte, hatte das rechte Hinterbein angezogen, aber ansonsten schien ihm nichts zu fehlen.
    Harry erkannte, dass Woofer letztlich doch kein Desaster ausgelöst hatte. Im Gegenteil, hätte er sich nicht die Treppe runtergestürzt, Ticktack umgeworfen und damit Harry und Connie für die wenigen entscheidenden Sekunden vor der Entdeckung bewahrt, lägen sie jetzt tot auf dem Boden, und der Golem-Meister wäre am Leben und lachte sich ins Fäustchen.
    Harry wurde von einem Schauder abergläubischer Furcht ergriffen. Er musste Connie loslassen und zu der Leiche zurückgehen, sie sich noch einmal ansehen, um sicher zu sein, dass Ticktack tot war.
     

Kapitel 9
     

    In den vierziger Jahren hatte man bessere Häuser gebaut, mit dickeren Wänden und viel Isoliermaterial. Das konnte eine Erklärung dafür sein, weshalb keiner der Nachbarn auf die Schüsse reagierte und keine näher kommenden Sirenen durch die in dichten Nebel gehüllte Nacht heulten.
    Plötzlich kam Connie jedoch der Gedanke, ob Ticktack nicht im letzten Augenblick seines Lebens die Welt in eine weitere PAUSE verbannt hatte, mit der Ausnahme seines eigenen Hauses, weil er vorhatte, sie zunächst außer Gefecht zu setzen und dann in Musse umzubringen. Und wenn er gestorben war, während die Welt stillstand, würde sie sich jemals wieder in Gang setzen? Oder würde sie mit Harry und dem Hund von nun an unter Millionen einstmals lebendiger Schaufensterpuppen herumwandern?
    Sie raste zur Küchentür und nach draußen in die Nacht hinaus. Ein Wind, der sich kühl auf ihrem Gesicht anfühlte, zerzauste ihr die Haare. Der Nebel wirbelte um sie herum und hing nicht unbeweglich wie eine Glitzerwolke in einem Briefbeschwerer aus Acryl. Unten vom Strand hörte man das Tosen der Wellen. Die wunderschönen Geräusche einer lebendigen Welt.
     

Kapitel 10
     

    Sie waren zwar pflichtbewusste Polizisten mit einem Sinn für Gerechtigkeit, doch sie waren nicht so töricht, in diesem Fall vorschriftsmäßig zu verfahren. Es war völlig ausgeschlossen, die örtlichen Behörden zu verständigen und ihnen die wahren Umstände zu erklären. Tot war Bryan Drackman nichts weiter als ein junger Mann von zwanzig Jahren, und er hatte nichts an sich, das bewies, dass er verblüffende Fähigkeiten besessen hatte. Die Wahrheit zu sagen, würde sie zu einem Fall für die Psychiater stempeln.
    Allerdings wären die Augen, die blind in den Gläsern auf den Regalen in Ticktacks Schlafzimmer schwammen, und die merkwürdige Spiegelwelt dieses Hauses Beweis genug, dass sie es mit einem mordlüsternen Psychopathen zu tun gehabt hatten, selbst wenn niemand in der Lage wäre, die Leichen vorzuweisen, aus denen er die Augen entfernt hatte. Doch sie hatten zumindest eine Leiche, mit der sie eine Anklage auf brutalen Mord untermauern konnten, nämlich die von Ricky Estefan unten in Dana Point, ohne Augen mitten unter Schlangen und Taranteln.
    »Wir müssen uns irgendeine Geschichte ausdenken«, sagte Connie, als sie in der Speisekammer standen und auf die mit Bargeld voll gestopften Regale starrten, »die alles abdeckt, alle Lücken und Merkwürdigkeiten, den Grund, weshalb wir in diesem Fall nicht vorschriftsmäßig gehandelt haben. Wir können nicht einfach die Tür zumachen und abhauen, weil zu viele Leute im Pacific View wissen, dass wir heute Abend dort waren, mit seiner Mutter gesprochen und uns nach seiner Adresse erkundigt haben.«
    »Geschichte?« sagte er verständnislos. »Um Himmels willen, was für eine Geschichte?«
    »Weiß ich nicht«, sagte sie und zuckte von dem Schmerz in ihrem Handgelenk zusammen. »Das ist deine Sache.«
    »Meine Sache? Wieso meine?«
    »Du hast doch immer gerne Märchen gehabt. Erfinde eins. Es muss den Brand in deinem Haus, Ricky Estefan und das hier abdecken. Das ist das mindeste.« Er starrte sie immer noch mit offenem Mund an, da zeigte sie auf all die Stapel Bargeld. »Das wird die Geschichte nur noch komplizierter machen. Lass uns die Sache vereinfachen, indem wir das fortschaffen.«
    »Ich will sein Geld nicht«, sagte Harry.
    »Ich auch nicht. Keinen einzigen Dollar. Aber wir werden nie rauskriegen, wem er es gestohlen hat, deshalb wird die Regierung es kassieren, dieselbe verdammte Regierung, die uns diesen Tanz ins neue Jahrtausend beschert hat, und ich kann die Idee nicht ertragen,

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