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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Glas keinerlei Umrisse von Möbeln gesehen. Sie war auch gegen kein Möbelstück gestoßen, das mit dem Rücken zur Südwand stand.
    Den Revolver wieder mit beiden Händen haltend, ging sie vorsichtig in die Mitte des Zimmers, sorgsam darauf bedacht, nichts umzuwerfen und damit Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch Zentimeter um Zentimeter, Schritt für Schritt war sie immer mehr davon überzeugt, dass nichts im Weg stand.
    Das Zimmer war leer. Verspiegelt und leer.
    Als sie fast in der Mitte des Raumes war, konnte sie trotz der unverminderten Dunkelheit links von sich ein undeutliches Bild von sich selbst erkennen. Ein Phantom mit ihren Umrissen, das sich an der Spiegelung des nebelgrauen, nach Osten hinausgehenden Fensters entlang bewegte.
    Hier war Ticktack nicht.
    Eine chaotische Menge von Harrys bewegte sich den Flur im ersten Stock entlang, lauter Klone mit einer Waffe in der Hand, in schmutzigen, zerknitterten Anzügen, mit unrasierten Gesichtern, die mit grauen Stoppeln übersät waren, angespannt und finster blickend. Zu Hunderten, Tausenden, ja eine unzählbare Armee, schritten sie Seite an Seite in einer einzigen, leicht gebogenen Reihe voran, die sich endlos nach rechts und links erstreckte. Mit ihrer mathematischen Symmetrie und perfekten Choreographie hätten sie die Apotheose der Ordnung sein müssen. Doch sie verwirrten Harry, selbst wenn er sie nur aus den Augenwinkeln betrachtete, und er konnte nicht direkt nach links oder rechts gucken, ohne zu riskieren, dass ihm schwindlig wurde.
    Beide Wände waren vom Fußboden bis zur Decke verspiegelt, ebenso die Türen zu sämtlichen Räumen, was die Illusion von Unendlichkeit schuf, sein Spiegelbild immer hin und her warf, indem Spiegelungen von Spiegelungen von Spiegelungen reflektiert wurden.
    Harry wusste, er sollte jedes Zimmer, an dem er vorbeikam, überprüfen und kein unerforschtes Territorium hinter sich lassen, aus dem Ticktack ihm in den Rücken fallen könnte. Doch das einzige Licht auf der ersten Etage war vor ihm, kam aus der einzigen offenen Tür, und es bestand eine gute Chance, dass der Scheißkerl, der Ricky Estefan ermordet hatte, in dem beleuchteten Zimmer war und nirgendwo anders.
    Obwohl er so müde war, dass sein Polizisteninstinkt ihn verlassen hatte, und gleichzeitig so voll gepumpt mit Adrenalin, dass er sich nicht mehr zutraute, ruhig und besonnen zu reagieren, beschloss Harry, die herkömmliche Vorgehensweise in den Wind zu schießen, mit der Strömung zu schwimmen, auf der Welle zu reiten und die unerforschten Zimmer hinter sich zu las-
    sen. Er ging direkt auf die Tür auf der rechten Seite zu, aus der Licht quoll.
    Die verspiegelte Wand gegenüber der offenen Tür gestattete ihm, sich einen Teil des Zimmers anzusehen, bevor er die Schwelle überschritt und es kein Zurück mehr gab. Er blieb neben der Tür mit dem Rücken zu der verspiegelten Wand stehen und sah schräg auf die Ecke des Zimmers, die in der Spiegelfläche auf der anderen Seite des Flurs reflektiert wurde.
    Er konnte nichts als ein Durcheinander schwarzer Ebenen und Winkel sehen, diverse schwarze Materialien waren im Licht der Lampe zu erkennen, schwarze Formen gegen einen schwarzen Hintergrund, alles ziemlich kubistisch und merkwürdig. Keine andere Farbe. Kein Ticktack.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass jemand, der in einem Teil des Zimmers stand, in den er keinen Einblick hatte, genau aus einem solchen Winkel auf die Tür schauen könnte, dass er seine unendlichen Reflexionen von Wand zu Wand springen sah.
    Er trat auf die Tür zu und überquerte die Schwelle, hielt sich geduckt und bewegte sich schnell, den Revolver mit beiden Händen vor sich haltend. Im Schlafzimmer gab es keinen Teppichboden wie im Flur. Statt dessen war der Boden hier mit schwarzen Keramikfliesen ausgelegt, auf denen seine Schuhe ein klackendes und kratzendes Geräusch machten, weshalb er nach drei Schritten erstarrte und inbrünstig hoffte, dass man ihn nicht gehört hatte.
    Vom Flur im Untergeschoss ging ein weiteres dunkles Zimmer ab, viel größer als das erste. Normalerweise wäre es ein Wohnzimmer gewesen. Mehr Fenster voll von perlend schimmerndem Nebel und noch mehr Spiegelbilder von Fenstern.
    Connie hatte inzwischen ein Gefühl für diese besondere Eigenart entwickelt und verschwendete hier weniger Zeit als in dem kleinen Zimmer, das von der Diele abging. Die drei fensterlosen Wände waren verspiegelt, und es gab keine Möbel.
    In den dunklen Spiegelflächen taten

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