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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spürte Harry hinter Connies schwärzestem Humor eine Bitterkeit,, die nicht häufig bei Polizisten anzutreffen war. Vielleicht war es sogar mehr als bloße Bitterkeit. Möglicherweise sogar Verzweiflung. Doch sie war so verschlossen, dass man normalerweise kaum sagen konnte, was sie empfand.
    Im Gegensatz zu Connie war Harry ein Optimist. Um das allerdings bleiben zu können, so hatte er festgestellt, durfte er sich nicht in der Weise, wie Connie das tat, mit menschlicher Dummheit und Bösartigkeit befassen.
    Um das Thema zu wechseln, sagte er: »Wie war’s mit Mittagessen? Ich kenne da eine nette kleine italienische Trattoria mit Wachstuchtischdecken, Weinflaschen als Kerzenhalter, guten Gnochi, phantastischen Manicotti.«
    Sie zog eine Grimasse. »Nee. Lass uns einfach in einem Drive-In ein paar Tacos holen und die unterwegs essen.«
    Sie einigten sich schließlich auf einen Hamburger-Laden einen halben Block nördlich vom Pacific Coast Highway. Drinnen befanden sich etwa ein Dutzend Gäste, und die Einrichtung war typisch südlicher Westen. Die weiß gestrichenen Tische waren mit einer zwei Zentimeter dicken Kunststoffplatte abgedeckt. Auf den Stühlen Bezüge in einem pastellfarbenen Flammenmuster. Kakteen in Blumentöpfen. Lithographien von Gorman und Parkison. Eigentlich sollten sie hier Schwarze-Bohnen-Suppe und auf Büffelgras gegrillte Steaks verkaufen statt Hamburger und Pommes frites.
    Harry und Connie aßen an einem der Wandtische - er ein trockenes Sandwich mit gegrilltem Hähnchen, sie Streichholzfritten und einen matschigen, aromatischen Cheeseburger -, als der große Mann in einem aufblitzenden Sonnenstrahl eintrat, der von der Glastür reflektiert wurde. Er blieb am Platz der Hostess stehen und sah sich um.
    Obwohl der Typ gepflegt aussah und gut angezogen war, mit einer hellgrauen Cordhose, weißem Hemd und einer dunkelgrauen Wildlederjacke, hatte er etwas an sich, das Harry auf der Stelle beunruhigte. Sein vages Lächeln und sein leicht zerstreuter Gesichtsausdruck gaben ihm ein merkwürdig professorales Aussehen. Er hatte ein rundes, glattes Gesicht mit einem schmalen Kinn und blassen Lippen. Er wirkte schüchtern, nicht bedrohlich. Dennoch zogen sich Harrys Eingeweide zusammen. Polizisteninstinkt.
     

Kapitel 2
     

    Sammy Shamroe war früher als »Sam the Sham«, der Scharlatan, bekannt gewesen, als er noch Leiter einer Werbeagentur in Los Angeles war, und er war mit einem einmaligen kreativen Talent gesegnet - und einer Vorliebe für Kokain gestraft. Doch das war drei Jahre her. Eine Ewigkeit. Jetzt kroch er aus der Kiste, in der er hauste, und zog die Lumpen und zerknautschten Zeitungen, die ihm als Bettzeug dienten, hinter sich her. Er hielt im Kriechen inne, sobald er unter den herunterhängenden Zweigen des Oleanderstrauchs hindurch war, der am Rand des unbebauten Grundstücks wuchs und den größten Teil der Kiste verdeckte. Eine Zeitlang verharrte er so auf Händen und Knien, ließ den Kopf hängen und starrte auf das Pflaster des Weges vor ihm.
    Schon lange konnte er sich die exklusiven Drogen nicht mehr leisten, die ihn so gründlich ruiniert hatten. Jetzt litt er nur noch an Kopfschmerzen von billigem Wein. Er hatte das Gefühl, als ob sein Schädel, während er schlief, aufgeklappt worden war und der Wind eine Handvoll stachliger Kletten in sein offen liegendes Gehirn gepflanzt hätte.
    Er war jedoch keineswegs desorientiert. Da die Sonnenstrahlen nahezu senkrecht auf den Weg fielen und nur dicht an den Rückwänden der Häuser auf der Nordseite Schatten warfen, wusste Sammy, dass es fast Mittag war. Obwohl er seit drei Jahren keine Uhr getragen, keinen Kalender gesehen, keinen Job und keine Verabredung gehabt hatte, wusste er immer welche Jahreszeit, welcher Monat und welcher Tag war. Dienstag. Er war sich auch schmerzlich bewusst, wo er war (Laguna Beach), wie er dort hingekommen war (jeden Fehler, jede Maßlosigkeit, jeden törichten, selbst zerstörerischen Akt hatte er noch lebhaft vor Augen) und was er für den Rest seines Lebens erwarten konnte (Scham, Entbehrung, Kampf, Bedauern).
    Das Schlimmste an seinem gesellschaftlichen Absturz war die hartnäckige Klarheit seines Verstandes, die selbst gewaltige Mengen Alkohol nur kurzfristig zerstören konnten. Die stechenden Kopfschmerzen, die er in seinem verkaterten Zustand spürte, waren nichts im Vergleich zu der schmerzlichen Erinnerung und Selbsterkenntnis, die in einer tieferen Schicht seines Gehirns wüteten.
    Er hörte

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