Drachenwacht: Roman (German Edition)
Frage, die dahinter steht, ist vielmehr die, ob Sie darin übereinstimmen, dass die Drachen ein Recht auf Bezahlung haben, ebenso wie all die anderen Rechte und Freiheiten, die jeder Mann, der seinen Dienst tut, hat.«
»Warum zum Teufel fragen Sie mich?«, knurrte Wellesley. »Gehen Sie doch und fragen Sie Dalrymple, wenn Sie wollen. Ich habe
keinerlei Berechtigung, Zugeständnisse im Namen der Regierung zu machen.«
Laurence entgegnete: »Sir, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihnen das Kommando übertragen wird, sodass Sie über ebendiese Autorität verfügen. Wir wissen beide, dass Ihre Lordschaften Ihnen vermutlich im Großen und Ganzen keinerlei Beschränkungen auferlegen und Sie alle Ausgaben tätigen können, die Sie für nötig halten, um einen so wichtigen Sieg zu erringen. Sie würden solche Ausgaben auch nicht hinterfragen, wenn diese Ihnen eine beachtliche Streitmacht an Drachen sichert, die ansonsten keinerlei Bestrebungen haben, zu bleiben und zu dienen.«
Wieder tippte Wellesley mit seiner Fußspitze und sagte einen Augenblick lang nichts, sondern ließ nur den Blick auf Laurence ruhen. »Sagen wir so: Ich gebe Ihnen mein Wort, dass die Angelegenheit in Betracht gezogen wird«, bot er an, »und ich kann Ihrem Tier die zweitausend Pfund per annum direkt zusagen, da es vertrauenswürdig ist. Und wir müssen uns nicht mehr über ihre eigenen … Schwierigkeiten unterhalten.«
»Ha«, rief Minnow und streckte ihren Kopf über Temeraires Schulter. »Dann stimmt es also: Sie bieten dir etwas an, was nur dir und deinem Kapitän zugutekommt.«
Wellesley fuhr zusammen: Offenkundig hatte er Minnow noch gar nicht gesehen, die still auf Temeraires Rücken gesessen und gelauscht hatte.
»Ja, aber ich werde nicht darauf eingehen«, erklärte Temeraire und senkte seinen Kopf noch weiter, sodass ihn Wellesley direkt anschauen musste. »Ich werde mich nicht dafür entscheiden, abzuwarten und auf Ihre Großzügigkeit zu vertrauen. Und ich weiß nur zu gut, wie großzügig Ihre Lordschaften sind. Wenn Sie unsere Hilfe jetzt brauchen, dann müssen Sie auch jetzt entscheiden, wie viel sie Ihnen wert ist. Und wenn das nicht so viel ist, wie ich glaube, dass sie wert ist, werde ich das den anderen mitteilen, und dann werden sie wegfliegen, nehme ich an. Ich werde Laurence zuliebe ausharren,
aber ich werde die anderen nicht aus Eigennutz zum Bleiben überreden. Und es ist auch nicht sehr schön, dass Sie überhaupt einen so empörenden Vorschlag machen«, fügte er vorwurfsvoll hinzu, während er seinen Kopf wieder hob. »Wo Sie doch wissen, dass ich nicht mit Ihnen kämpfen kann, weil Sie so klein sind.«
»Also, Sie sind das verflucht merkwürdigste Verräterpaar, von dem ich je gehört habe«, sagte Wellesley zu Laurence. »Versuchen Sie, sich einen Platz in Fox’ Buch der Märtyrer zu sichern?«
Temeraire schnaubte zornig: Laurence hatte ihm Teile aus diesem Buch vorgelesen, und es handelte ausschließlich von Menschen, die auf besonders unschöne Weise ums Leben gekommen waren. Laurence hingegen antwortete nur: »Sir, es gibt inzwischen eine Fülle von Beweisen, die für jeden offensichtlich sind, dass eine Nation, die ihren Drachen Freiheiten gibt und sie am Staatsleben teilhaben lässt, die ihre Loyalität unmittelbar und nicht mithilfe von Zwischenhändlern erringt, große Vorteile hat. Kein Feind, der nicht einen ebensolchen Kurs einschlägt, kann noch lange darauf hoffen, eine Luftmacht aufzubieten, die es mit ihnen aufnehmen kann. Wenn Sie nichts aus dem chinesischen Beispiel lernen wollen …«
Einer der jungen Offiziere aus Wellesleys Stab, der mit ihm herausgekommen war, machte ein abfälliges Geräusch. »Sie brauchen gar nicht zu schnauben«, fauchte Temeraire ihn an. »In China haben sie vielleicht nicht so viele Kanonen wie hier, aber sie haben Tausende von Drachen in der Armee.«
»Ja sicher, Tausende«, wiederholte Wellesley skeptisch.
»Sechstausendzweihundertachtundachtzig, wie mir meine Mutter berichtete«, erwiderte Temeraire. Einen Moment lang sagte niemand etwas, und Temeraire glaubte, sie fänden es sonderbar, eine so exakte Zahl genannt zu bekommen, also redete er weiter: »Das ist nämlich eine Glückszahl – natürlich haben sie noch mehr Drachen, die kämpfen können, aber diese Drachen gehören dann nicht offiziell zur Armee.«
Laurence sagte, an Wellesley gewandt: »Auch wenn die Bevölkerung
in Frankreich nicht so groß ist wie die in China, so können sie doch eine
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